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Na wenn man mal die Zeit hat, dann sollte man auch einen Reisebericht schreiben.
Land: Primär Norwegen und Finnland, kleine Teile Schweden
Reisezeit: September 2012
Region/Kontinent: Nordeuropa
Vorwort:
Da ich mich in den letzten Zügen meines Studiums befinde, waren diese Sommerferien wohl die letzte Möglichkeit für die kommenden Jahre, eine längere Tour zu gehen. Seit ich 2008 das erste mal im Lappland unterwegs war, hat mich das Fieber gepackt. Es verwundert also nicht sonderlich, dass sich der Nordkalottleden gegenüber Schottland durchsetzen konnte.
Nach dem studieren einiger Reiseberichte hier im Forum und dem nahezu schon obligatorischen Reiseführer Nordskandinavien - Der Wanderführer: Nordkalottleden, Kungsleden, Padjelantaleden von Peter Bickel stand dann auch bald die Tour fest. Von Kautokeino sollte es bis Abisko gehen. So würde ich nach ungefähr der Hälfte der Strecke in Kilpisjärvi Proviant nachkaufen können und würd die Teile des Weges, die über den Kungsleden laufen, welchen ich schon kenne, meiden. Für den Spaß hatte ich mit 24 Tagen auch genügend Zeit eingeplant, so dass ich auch mal einen Tag Pause machen oder einen Abstecher in ein Tal unternehmen könnte.
Anreise:
Da ich eh in Berlin sein würde, sollte mich Norwegian Air mit Zwischenstopp (6 1/2 stunden
) in Oslo am 28. August nach Alta bringen. Nachdem ich die letzten Erledigungen besorgt hatte und meine Packliste gleich mehrfach kontrolliert habe, durfte es dann auch endlich los gehen.
Per S-Bahn nach Schönefeld und dann, nachdem mein Rucksack problemlos die Sicherheitskontrollepassiert hatte (ich bin da immer recht nervös
) pünktlich um 11:40 nach Norden.
Am 23. September um 20:45 sollte ich wieder zurück sein.

Das Zelt steht unweit eines Supermarktes und ich hab's zum ersten mal geschafft, alles hinein zu bekommen. Zusammen mit einem 80L Rucksack ist es im Zelt dann doch... mhmm... gemütlich.
Die Reise war mehr oder weniger unspektakulär. Mal abgesehen davon, dass ich im Oslo am Flughafen 99 NOK (gut 13 EUR) für einen Pott Kaffee und ein belegtes Baguette (das, aber immerhin sehr lecker war) ausgegeben habe, hat mich auch nichts überrascht. Ich wusste zwar, dass Norwegen teuer sein würde, aber so?!
Ich habe, nachdem ich den Flughafen von Alta, wo wir um 22:30 gelandet sind, verlassen habe, den Rucksack geschultert und bin ein paar Meter (vielleicht ein oder zwei Kilometer) in Richtung der Innenstadt Altas gelaufen, was übrigens die weltweit nördlichste Stadt mit über 10.000 Einwohnern ist. Jetzt muss ich nur noch versuchen, mich gerade hin legen zu können und dann wird geschlafen. Ich hab heute morgen um 9:30 das Haus verlassen und war somit ca. 14 Stunden unterwegs – deutlich zu lang.
Da kann ich es auch gut verschmerzen, dass es in Ermangelung einer Gaskartusche kein warmes Abendessen gegeben hat.
29. August
Ich hab nicht wirklich Lust zu wandern und Hunger hab ich so recht auch nicht, was mich noch mehr irritiert. Komisch.
Ich hab mich heute morgen unter „größten Qualen“ (immerzu ging es Bergauf; und ich hatte die Tour gerade erst begonnen) von meinem Zeltplatz in der Nähe des Flughafens direkt am Altafjord, ins Zentrum begeben. Im Rema 1000 hab ich dann auch all den Krempel zusammen gesucht, den ich noch so brauchte: Tütensuppen für mittags und welche für abends, die dann mit Soja, Couscous, getrockneten Tomaten und/oder getrockneten Paprika aufgepeppt werden. Dazu ein paar dünne luftgetrocknete Salami und Haferkekse für mittags, sowie Milchpulver und Kaffeepulver.
Obwohl ich eh schon auf den Preis geachtet habe, hab ich mir an der Kasse dann geschworen, endlich mal Daueraufträge einzurichten. Dadurch, dass ich kurz vor der Abreise schon die Miete für September überwiesen hatte, war mein Konto nämlich leider nicht mehr so voll, wie gedacht. Also musste ich schweren Herzens das Milchpulver und den Kaffee zurück lassen – das Müsli könnte ich auch einfach nur mit Wasser essen und Kaffee gibt’s dann halt einfach nicht.
Ungefähr eine halbe Stunde später ist mir dann jedoch aufgefallen, dass mein Konto leer ist und ich die 250 norwegischen Kronen, die ich in bar habe, für den Bus brauche... Das allein ist soweit ja nicht schlimm, aber mir viel es wie Schuppen von den Augen. Ich hatte noch keine Gaskartusche gekauft. Und zwei Wochen lang ohne Gas durch die Pampa streifen war echt nicht das, was ich mir vorgestellt hatte. Also musste ich mir schnell etwas überlegen. Schlussendlich habe ich ich dann in Alta bei der Post meine restliche Barschaft umgetauscht. Ich hatte noch ein paar Euro und schwedische Kronen dabei. Der Spaß hat mich dann aber auch schlappe 75 NOK an Gebühren gekostet, was gute 10€ sind. Ausgaben, die echt nicht sein müssen. Aber immerhin konnte ich mir dann noch eine Gaskartusche für 99 NOK (umgerechnet 13,30€) kaufen, für die ich in Deutschland 8,45€ zahlen müsste. Da ist mir mal so richtig aufgefallen, wie teuer Norwegen wirklich ist. Außerdem gab's dann noch Kaffee, Milchpulver und ein paar Cracker für mittags. Stimmung wieder halbwegs gekittet.
Danach habe ich leider den Fehler gemacht, mich an die Bushaltestelle zu setzen und auf den Bus zu warten – im Freien. Ich bin echt durch gefroren und auch im Bus nicht wirklich warm geworden. Müde und kalt – ich hatte echt keine Lust mehr und hatte noch nichtmal angefangen.
Aber nicht alles ist schlecht gelaufen. Der freundliche Busfahrer hat mich dann noch (er hat es von sich aus angeboten) statt bis zur Haltestelle Kautokeino Statoil (einer Tankstelle etwas außerhalb) bis zum Dorfzentrum gefahren. Das hat mir bestimmt eine halbe Stunde auf der Straße gespart. Als ich dann los gelaufen bin, bin ich auch so langsam wieder warm geworden. Ich hatte die Hoffnung schon fast aufgegeben
Wirklich weit gekommen bin ich heute nicht, aber die ersten Sumpfpassagen (ca. 10 cm Schlamm und Wasser), den Nieselregen ins Gesicht peitschenden Wind und Mückenschwärme (die ich mit Ausnahme einer einzelnen Mücke auch aus dem Zelt fernhalten konnte – RIP einsame Mücke
) hab ich schon erlebt. Und hab natürlich den berühmten, rot besprühten Rentierschädel gesehen.

30. August
Die miese Stimmung vom Vorabend ist verschwunden und ich mach mich von Müsli und Kaffee gestärkt auf den Weg. Begonnen hat der Tag eigentlich ganz gut. Durch Mückenschwärme und Sumpfpassagen habe ich mich, den Goaskinvárri hinauf gekämpft. Oben war es zwar echt windig, aber ein paar Minuten lang habe ich die Aussicht schon noch genossen. Als ich mich dann aber an den Abstieg machen wollte, konnte ich den Weg beim besten Willen nicht finden. Drei Runden hab ich auf den Hochplateau gedreht – immer vom letzten Punkt aus, wo ich die Markierungen noch gesehen habe. Nach ungefähr einer Stunde hab ich dann zum wiederholten male auf die Karte gesehen, Richtung Nord-West eingeschlagen und bin auf eigene Faust abgestiegen. Es hat auch gar nicht allzu lange gedauert, ich ich auf eine Quadspur getroffen bin, der ich freudig gefolgt bin. Michael Hennemann hatte in seinem Wanderführer geschrieben, dass man auf dieser Spur zwar auch zur Straße käme, die ich eh überqueren muss, aber dieser dann für ein etwas längeres Stück folgen müsse. War mir in dem Moment aber auch egal. Ich war froh, wieder irgendwas wegmäßiges gefunden zu haben.
Bemessen daran, was man auf der Karte sehen konnte, kam mir das Wegstück zwar schon etwas lang vor und ich war erstaunt, keinen Fluss überqueren zu müssen, doch als ich bald darauf einen Lastwagen unweit von mir vorbeifahren hörte und kurze Zeit später auf der Straße stand, war ich erstmal recht froh, dass die Zivilisation mich zurück hatte. Also bin ich nach links abgebogen und los marschiert. Aber auch hier kam es mir ein bisschen komisch vor, dass ich lange Zeit gehen musste,ohne dass der Abzweig zu Madame Bongos Fjellstue kam. Bei einem Samischen Silbermuseum ("Komisch, garnicht in der Karte eingezeichnet?!") hab ich dann eine kurze Mittagspause eingelegt und Karte und Kompass zur Hand genommen. Ich konnte aber beim besten Willen die Entfernung zur Fjellstue nicht bestimmen, da ich nicht so recht raus finden konnte, wo ich bin. Also fragte ich nach. Ein Vater-Sohn Gespann hat mir dann mit Hilfe ihres GPS-Gerätes weiter geholfen. Ich war südwestlich von Kautokeino. -.-
Im Nachhinein hab ich diese Situation nun echt aus allen erdenklichen Sichtweisen in Gedanken nachgespielt und ich kann mir nicht erklären, wie ich so einen kapitalen Bock schießen konnte. Das hat schon ein bisschen an meinem Ego genagt.
Ich muss also die ganze Zeit in die falsche Richtung gelaufen sein. Vielleicht hätte ich mal öfter den Kompass zu Rate ziehen sollen. Freundlicherweise haben mir die beiden angeboten, mich mit dem Auto bis Kautokeino mitzunehmen. Wieder im Dorfzentrum angekommen, dass ich Tags zuvor verlassen hatte, hab ich mir zur Frustbekämpfung erstmal eine Tafel Schokolade gekauft und hab mich an die Landstraße gestellt und den Daumen raus gehalten. Das Kartenstudium hatte ergeben, dass ich jetzt den Plan gefasst habe, zurück nach Alta zu trampen und von dort die E6 nach Skibotn zu nehmen. Von dort aus würde ich dann die E8 nach Süden bis Kilpisjärvi nehmen. Warum das ganze? Mhmm... Die Region hatte irgendwie bei mir verspielt.
Ausserdem kam mir in Erinnerung, dass in einem der Reiseführer diese Teile der Strecke als extrem matschig und sumpfig beschrieben war - ist nicht so mein Fall.
Ein Geschäftsmann hat mich dann bis nach Alta mitgenommen, wo ich nach kurzem Warten von einer Mutter und ihren drei Kindern eingesammelt wurde, die leider kein Englisch sprach (sie hat daraufhin schnell ihren Mann angerufen, von dem ich dann erfahren habe, wohin die Fahrt gehen sollte
). An der Nordseite des Altafjordes hab ich dann das Auto verlassen und bin von einem Handwerker knapp vier Kilometer weiter mitgenommen worden. Als ich gerade dabei war, meinen Rucksack aus dem Auto zu heben, hielt auch schon der nächste Wagen und ein Student aus Alta nahm mich mit. Er war gerade dabei zur Hütte seiner Eltern am Langfjord zu fahren, da er da eine zweite, kleinere Hütte errichten wollte. Gute 100km weit bin ich mit ihm bis Langfjordbotn gefahren, wo ich neben einem geschlossenen Café mein Zelt aufgebaut habe. Müde und recht entnervt krieche ich in meinen Schlafsack und hoffe, dass es am kommenden Tag besser wird.
31. August
Ich bin heute, nachdem ich recht früh aufgestanden bin, leider erst gegen 9 nach bestimmt einer Stunde Wartezeit von einem sehr sehr freundlichen älteren Ehepaar mitgenommen worden. So besonders nett waren sie nicht nur, weil sie mich echt ein gutes Stück mitgenommen haben, sondern vor allem, weil sie nicht nur nach Birtavarre gefahren sind, sondern noch 50km weiter bis Skibotn. Sie haben also einfach so für mich einen Umweg von 100km gemacht. Zum Abschied gab's dann auch noch eine Tafel Schokozeugs. So was Kitkat artiges. Schokolade mit Keks drinnen. Faith in humainity restored!
Von Skibotn aus hat mich dann ein Finne direkt bis Kilpisjärvi mitgenommen, wo ich dann gegen 15 Uhr in Richtung Halti, also entgegen meiner eigentlichen Laufrichtung aufgebrochen bin. Der Weg hier ist deutlich häufiger begangen, als in der Gegend um Kautokeino. Das merkt man daran, dass die Pfade weit ausgetreten sind und viele Sumpfige Passagen verplankt sind. Von den, ca. alle 20 Meter im Boden steckenden Wegmarkierungen (ca. 30cm hoher Holzscheit, der an der Spitze Orange angestrichen ist) ganz zu schweigen. Nach ungefähr einer halben Stunde hab ich dann an einem See oberhalb des Dorfes die ersten Trekker getroffen, die gerade dabei waren, ihr Lager zu errichten.

Die ganze Autofahrt von Skibotn bis Kilpisjärvi über hatte es heftig geregnet und ich war froh, dass es in dem Moment – mehr oder weniger – aufgehört hatte, als ich ausgestiegen und los gelaufen bin. Starker Regen von hinten mit ordentlich Wind kann nämlich ganz schön nerven. Das hab ich leider kurze Zeit später erleben dürfen. Als ich da so durch den Schlamm stapfte kamen mir die Worte des Finnen wieder in den Sinn, der sage, soviel Regen wie in den vergangenen Tagen hätte es schon lange nicht mehr gegeben. Na klasse.

Man konnte es dem Boden auch echt ansehen, dass er so voll gesogen war, dass er keinen Regen mehr aufnehmen konnte. Begleitet von wechselweise Wind mit Regen, beziehungsweise nur Wind, hab ich dann vier Stunden und 12km später die Saarijärvi Hütte erreicht, wo seit dem Mittag schon vier Finnen und zwei Hunde saßen. Ebenso schnell, wie sie mir die Gepflogenheiten der finnischen Hütten erklärt hatten (es gibt nur eine große Fläche anstatt Betten, wo man sich mit Isomatte und Schlafsack drauf legt) haben sie sich jedoch auch hin gelegt, während ich noch dabei war, meine nassen Klamotten überall in der Hütte zu verteilen. Für mich gabs noch irgend einen lustigen bunten Beutel aus meinem Essensvorrat und dann war der Tag auch für mich beendet.
Land: Primär Norwegen und Finnland, kleine Teile Schweden
Reisezeit: September 2012
Region/Kontinent: Nordeuropa
Vorwort:
Da ich mich in den letzten Zügen meines Studiums befinde, waren diese Sommerferien wohl die letzte Möglichkeit für die kommenden Jahre, eine längere Tour zu gehen. Seit ich 2008 das erste mal im Lappland unterwegs war, hat mich das Fieber gepackt. Es verwundert also nicht sonderlich, dass sich der Nordkalottleden gegenüber Schottland durchsetzen konnte.
Nach dem studieren einiger Reiseberichte hier im Forum und dem nahezu schon obligatorischen Reiseführer Nordskandinavien - Der Wanderführer: Nordkalottleden, Kungsleden, Padjelantaleden von Peter Bickel stand dann auch bald die Tour fest. Von Kautokeino sollte es bis Abisko gehen. So würde ich nach ungefähr der Hälfte der Strecke in Kilpisjärvi Proviant nachkaufen können und würd die Teile des Weges, die über den Kungsleden laufen, welchen ich schon kenne, meiden. Für den Spaß hatte ich mit 24 Tagen auch genügend Zeit eingeplant, so dass ich auch mal einen Tag Pause machen oder einen Abstecher in ein Tal unternehmen könnte.
Anreise:
Da ich eh in Berlin sein würde, sollte mich Norwegian Air mit Zwischenstopp (6 1/2 stunden

Per S-Bahn nach Schönefeld und dann, nachdem mein Rucksack problemlos die Sicherheitskontrollepassiert hatte (ich bin da immer recht nervös

Am 23. September um 20:45 sollte ich wieder zurück sein.
Das Zelt steht unweit eines Supermarktes und ich hab's zum ersten mal geschafft, alles hinein zu bekommen. Zusammen mit einem 80L Rucksack ist es im Zelt dann doch... mhmm... gemütlich.
Die Reise war mehr oder weniger unspektakulär. Mal abgesehen davon, dass ich im Oslo am Flughafen 99 NOK (gut 13 EUR) für einen Pott Kaffee und ein belegtes Baguette (das, aber immerhin sehr lecker war) ausgegeben habe, hat mich auch nichts überrascht. Ich wusste zwar, dass Norwegen teuer sein würde, aber so?!

Ich habe, nachdem ich den Flughafen von Alta, wo wir um 22:30 gelandet sind, verlassen habe, den Rucksack geschultert und bin ein paar Meter (vielleicht ein oder zwei Kilometer) in Richtung der Innenstadt Altas gelaufen, was übrigens die weltweit nördlichste Stadt mit über 10.000 Einwohnern ist. Jetzt muss ich nur noch versuchen, mich gerade hin legen zu können und dann wird geschlafen. Ich hab heute morgen um 9:30 das Haus verlassen und war somit ca. 14 Stunden unterwegs – deutlich zu lang.
Da kann ich es auch gut verschmerzen, dass es in Ermangelung einer Gaskartusche kein warmes Abendessen gegeben hat.
29. August
Ich hab nicht wirklich Lust zu wandern und Hunger hab ich so recht auch nicht, was mich noch mehr irritiert. Komisch.
Ich hab mich heute morgen unter „größten Qualen“ (immerzu ging es Bergauf; und ich hatte die Tour gerade erst begonnen) von meinem Zeltplatz in der Nähe des Flughafens direkt am Altafjord, ins Zentrum begeben. Im Rema 1000 hab ich dann auch all den Krempel zusammen gesucht, den ich noch so brauchte: Tütensuppen für mittags und welche für abends, die dann mit Soja, Couscous, getrockneten Tomaten und/oder getrockneten Paprika aufgepeppt werden. Dazu ein paar dünne luftgetrocknete Salami und Haferkekse für mittags, sowie Milchpulver und Kaffeepulver.
Obwohl ich eh schon auf den Preis geachtet habe, hab ich mir an der Kasse dann geschworen, endlich mal Daueraufträge einzurichten. Dadurch, dass ich kurz vor der Abreise schon die Miete für September überwiesen hatte, war mein Konto nämlich leider nicht mehr so voll, wie gedacht. Also musste ich schweren Herzens das Milchpulver und den Kaffee zurück lassen – das Müsli könnte ich auch einfach nur mit Wasser essen und Kaffee gibt’s dann halt einfach nicht.

Ungefähr eine halbe Stunde später ist mir dann jedoch aufgefallen, dass mein Konto leer ist und ich die 250 norwegischen Kronen, die ich in bar habe, für den Bus brauche... Das allein ist soweit ja nicht schlimm, aber mir viel es wie Schuppen von den Augen. Ich hatte noch keine Gaskartusche gekauft. Und zwei Wochen lang ohne Gas durch die Pampa streifen war echt nicht das, was ich mir vorgestellt hatte. Also musste ich mir schnell etwas überlegen. Schlussendlich habe ich ich dann in Alta bei der Post meine restliche Barschaft umgetauscht. Ich hatte noch ein paar Euro und schwedische Kronen dabei. Der Spaß hat mich dann aber auch schlappe 75 NOK an Gebühren gekostet, was gute 10€ sind. Ausgaben, die echt nicht sein müssen. Aber immerhin konnte ich mir dann noch eine Gaskartusche für 99 NOK (umgerechnet 13,30€) kaufen, für die ich in Deutschland 8,45€ zahlen müsste. Da ist mir mal so richtig aufgefallen, wie teuer Norwegen wirklich ist. Außerdem gab's dann noch Kaffee, Milchpulver und ein paar Cracker für mittags. Stimmung wieder halbwegs gekittet.
Danach habe ich leider den Fehler gemacht, mich an die Bushaltestelle zu setzen und auf den Bus zu warten – im Freien. Ich bin echt durch gefroren und auch im Bus nicht wirklich warm geworden. Müde und kalt – ich hatte echt keine Lust mehr und hatte noch nichtmal angefangen.
Aber nicht alles ist schlecht gelaufen. Der freundliche Busfahrer hat mich dann noch (er hat es von sich aus angeboten) statt bis zur Haltestelle Kautokeino Statoil (einer Tankstelle etwas außerhalb) bis zum Dorfzentrum gefahren. Das hat mir bestimmt eine halbe Stunde auf der Straße gespart. Als ich dann los gelaufen bin, bin ich auch so langsam wieder warm geworden. Ich hatte die Hoffnung schon fast aufgegeben

Wirklich weit gekommen bin ich heute nicht, aber die ersten Sumpfpassagen (ca. 10 cm Schlamm und Wasser), den Nieselregen ins Gesicht peitschenden Wind und Mückenschwärme (die ich mit Ausnahme einer einzelnen Mücke auch aus dem Zelt fernhalten konnte – RIP einsame Mücke

30. August
Die miese Stimmung vom Vorabend ist verschwunden und ich mach mich von Müsli und Kaffee gestärkt auf den Weg. Begonnen hat der Tag eigentlich ganz gut. Durch Mückenschwärme und Sumpfpassagen habe ich mich, den Goaskinvárri hinauf gekämpft. Oben war es zwar echt windig, aber ein paar Minuten lang habe ich die Aussicht schon noch genossen. Als ich mich dann aber an den Abstieg machen wollte, konnte ich den Weg beim besten Willen nicht finden. Drei Runden hab ich auf den Hochplateau gedreht – immer vom letzten Punkt aus, wo ich die Markierungen noch gesehen habe. Nach ungefähr einer Stunde hab ich dann zum wiederholten male auf die Karte gesehen, Richtung Nord-West eingeschlagen und bin auf eigene Faust abgestiegen. Es hat auch gar nicht allzu lange gedauert, ich ich auf eine Quadspur getroffen bin, der ich freudig gefolgt bin. Michael Hennemann hatte in seinem Wanderführer geschrieben, dass man auf dieser Spur zwar auch zur Straße käme, die ich eh überqueren muss, aber dieser dann für ein etwas längeres Stück folgen müsse. War mir in dem Moment aber auch egal. Ich war froh, wieder irgendwas wegmäßiges gefunden zu haben.
Bemessen daran, was man auf der Karte sehen konnte, kam mir das Wegstück zwar schon etwas lang vor und ich war erstaunt, keinen Fluss überqueren zu müssen, doch als ich bald darauf einen Lastwagen unweit von mir vorbeifahren hörte und kurze Zeit später auf der Straße stand, war ich erstmal recht froh, dass die Zivilisation mich zurück hatte. Also bin ich nach links abgebogen und los marschiert. Aber auch hier kam es mir ein bisschen komisch vor, dass ich lange Zeit gehen musste,ohne dass der Abzweig zu Madame Bongos Fjellstue kam. Bei einem Samischen Silbermuseum ("Komisch, garnicht in der Karte eingezeichnet?!") hab ich dann eine kurze Mittagspause eingelegt und Karte und Kompass zur Hand genommen. Ich konnte aber beim besten Willen die Entfernung zur Fjellstue nicht bestimmen, da ich nicht so recht raus finden konnte, wo ich bin. Also fragte ich nach. Ein Vater-Sohn Gespann hat mir dann mit Hilfe ihres GPS-Gerätes weiter geholfen. Ich war südwestlich von Kautokeino. -.-
Im Nachhinein hab ich diese Situation nun echt aus allen erdenklichen Sichtweisen in Gedanken nachgespielt und ich kann mir nicht erklären, wie ich so einen kapitalen Bock schießen konnte. Das hat schon ein bisschen an meinem Ego genagt.

Ich muss also die ganze Zeit in die falsche Richtung gelaufen sein. Vielleicht hätte ich mal öfter den Kompass zu Rate ziehen sollen. Freundlicherweise haben mir die beiden angeboten, mich mit dem Auto bis Kautokeino mitzunehmen. Wieder im Dorfzentrum angekommen, dass ich Tags zuvor verlassen hatte, hab ich mir zur Frustbekämpfung erstmal eine Tafel Schokolade gekauft und hab mich an die Landstraße gestellt und den Daumen raus gehalten. Das Kartenstudium hatte ergeben, dass ich jetzt den Plan gefasst habe, zurück nach Alta zu trampen und von dort die E6 nach Skibotn zu nehmen. Von dort aus würde ich dann die E8 nach Süden bis Kilpisjärvi nehmen. Warum das ganze? Mhmm... Die Region hatte irgendwie bei mir verspielt.

Ein Geschäftsmann hat mich dann bis nach Alta mitgenommen, wo ich nach kurzem Warten von einer Mutter und ihren drei Kindern eingesammelt wurde, die leider kein Englisch sprach (sie hat daraufhin schnell ihren Mann angerufen, von dem ich dann erfahren habe, wohin die Fahrt gehen sollte

31. August
Ich bin heute, nachdem ich recht früh aufgestanden bin, leider erst gegen 9 nach bestimmt einer Stunde Wartezeit von einem sehr sehr freundlichen älteren Ehepaar mitgenommen worden. So besonders nett waren sie nicht nur, weil sie mich echt ein gutes Stück mitgenommen haben, sondern vor allem, weil sie nicht nur nach Birtavarre gefahren sind, sondern noch 50km weiter bis Skibotn. Sie haben also einfach so für mich einen Umweg von 100km gemacht. Zum Abschied gab's dann auch noch eine Tafel Schokozeugs. So was Kitkat artiges. Schokolade mit Keks drinnen. Faith in humainity restored!
Von Skibotn aus hat mich dann ein Finne direkt bis Kilpisjärvi mitgenommen, wo ich dann gegen 15 Uhr in Richtung Halti, also entgegen meiner eigentlichen Laufrichtung aufgebrochen bin. Der Weg hier ist deutlich häufiger begangen, als in der Gegend um Kautokeino. Das merkt man daran, dass die Pfade weit ausgetreten sind und viele Sumpfige Passagen verplankt sind. Von den, ca. alle 20 Meter im Boden steckenden Wegmarkierungen (ca. 30cm hoher Holzscheit, der an der Spitze Orange angestrichen ist) ganz zu schweigen. Nach ungefähr einer halben Stunde hab ich dann an einem See oberhalb des Dorfes die ersten Trekker getroffen, die gerade dabei waren, ihr Lager zu errichten.
Die ganze Autofahrt von Skibotn bis Kilpisjärvi über hatte es heftig geregnet und ich war froh, dass es in dem Moment – mehr oder weniger – aufgehört hatte, als ich ausgestiegen und los gelaufen bin. Starker Regen von hinten mit ordentlich Wind kann nämlich ganz schön nerven. Das hab ich leider kurze Zeit später erleben dürfen. Als ich da so durch den Schlamm stapfte kamen mir die Worte des Finnen wieder in den Sinn, der sage, soviel Regen wie in den vergangenen Tagen hätte es schon lange nicht mehr gegeben. Na klasse.
Man konnte es dem Boden auch echt ansehen, dass er so voll gesogen war, dass er keinen Regen mehr aufnehmen konnte. Begleitet von wechselweise Wind mit Regen, beziehungsweise nur Wind, hab ich dann vier Stunden und 12km später die Saarijärvi Hütte erreicht, wo seit dem Mittag schon vier Finnen und zwei Hunde saßen. Ebenso schnell, wie sie mir die Gepflogenheiten der finnischen Hütten erklärt hatten (es gibt nur eine große Fläche anstatt Betten, wo man sich mit Isomatte und Schlafsack drauf legt) haben sie sich jedoch auch hin gelegt, während ich noch dabei war, meine nassen Klamotten überall in der Hütte zu verteilen. Für mich gabs noch irgend einen lustigen bunten Beutel aus meinem Essensvorrat und dann war der Tag auch für mich beendet.
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