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Kurze Tour mit viel Wetter: Schottland, Mai 2015
Dieses Jahr klappt das mit dem Urlaub nicht so, wie ich es mir dachte. Für Schottland bleiben nur zwei kurze Touren übrig, eine davon im Mai, die andere Ende Juni / Anfang Juli.
Hier die erste dieser Spazier-Touren.
Anreise
Diesen Stress werde ich mir nicht noch einmal antun: Einen halben Tag arbeiten, und dann direkt vom Büro zum Flughafen fahren. Morgens Hektik, im Büro läuft nichts wie geplant, und viel zu schnell (oder nicht schnell genug?) ist es Zeit, die Bürokleidung mit den schottlandtauglichen Urlaubssachen zu tauschen. Tschüss, Arbeit!
Zur Abwechslung fliege ich dieses Mal auf der Strecke Frankfurt - Edinburgh. Eigentlich wollte ich ja in Richtung Knoydart unterwegs sein, da passt Edinburgh besser als Aberdeen. Da ich vor ein paar Wochen jedoch feststellte, dass ich eigentlich keine Lust dazu habe, irgendwo zwischen Glenfinnan und Shiel Bridge zu wandern, machte ich einen Plan B, der zu meiner Anreise passte.
Am späten Nachmittag komme ich in Edinburgh an und stehe ewig lange in der Warteschlange bei der Passkontrolle. Das ist in Aberdeen doch deutlich entspannter. Endlich draußen, gehe ich gewohnheitsmäßig zum Airlink-Bus und kaufe mir ein Rückfahrticket. Als ich im Bus sitze, stelle ich fest, dass die Tram fertig ist und vom Flughafen in die Innenstadt fährt. Zu spät, das Ticket ist bezahlt, und ich sitze.
Dass diese Entscheidung nicht die beste ist, stelle ich im Laufe der nächsten Stunde (!) fest. Der Bus zockelt durch den dichten Verkehr und steht mehr auf der Straße, als zu fahren. Gut, dass ich heute nicht weiter will und die Unterkunft auch schon gebucht habe.
Am nächsten Morgen nehme ich erst den Bus nach Glasgow, und von dort den Zug nach Bridge of Orchy. Dazwischen habe ich noch genug Zeit, mir eine Gaskartusche zu kaufen und etwas Futter für unterwegs.
Im Zug beobachte ich amüsiert, dass die Beschäftigung der meisten Reisenden das Essen ist. Kaum hat sich der Zug in Bewegung gesetzt, kommen Tüten und Schachteln usw. mit Verpflegung auf die Tische. An den beiden Tischen vor meiner Reihe sitzen acht Damen mittleren Alters, die gemeinsam über Mallaig nach Inverie fahren, zum Wandern. Von dem, was sie in der ersten halben Stunde wegfuttern, werde ich eine Woche lang satt… Aber sie sind gut drauf und versuchen hartnäckig, mich durchzufüttern.
Dann: Bridge of Orchy. Ich wuchte mich und meinen Rucksack aus dem Zug, und dann geht es los. Der Rucksack ist schwerer als zunächst geplant. Ein Blick auf die Wettervorhersage am Tag vor der Abreise hat mich dazu veranlasst, nochmal umzupacken. Viel Wind, viel Regen, Schnee und niedrige Temperaturen - das verlangt nach einem wärmeren Schlafsack und wärmeren Klamotten als ich optimistisch bereits gepackt habe. Dazu kommt noch, dass ein erneuter Test der alten NeoAir zeigt, dass sie weiter fröhlich vor sich hin delaminiert. Eine völlig unbrauchbare Matratze will ich dann doch lieber vermeiden und packe die „All Season“ ein. Wieder mehr Packmaß und mehr Gewicht. Also doch den großen Rucksack, nochmal anderthalb Kilo mehr. Letztlich bleibt die Fotoausrüstung daheim und wird durch die kleine Sony und ein kleines Velbon Stativ ersetzt.
Zunächst spaziere ich bei angenehmen Temperaturen gemütlich auf dem West Highland Way in Richtung Forest Lodge. Irgendwie kam mir bei meiner letzten WHW-Tour der Anstieg auf den Màm Carraigh so lang und steil vor. Verstehe ich nicht; ratzfatz bin ich oben und genieße die Aussicht.
Bridge of Orchy by Marion Woell, auf Flickr
Màm Carraigh by Marion Woell, auf Flickr
Victoria Bridge by Marion Woell, auf Flickr
Bei der Forest Lodge verlasse ich den WHW und folge dem grünen Schild in Richtung Loch Etive. Zunächst geht es gepflegt (und langweilig) auf einem Landrover-Track entlang.
Clashgour Estate by Marion Woell, auf Flickr
Als dann ein Schild kommt, dass Wanderer doch bitte dem Pfad folgen sollen (und nicht dem Track nach Clashgour), tue ich das und halte nach einem möglichen Übernachtungsplatz Ausschau. Da, gefunden! Ein ebenes, nicht sumpfiges Stück Gras am Fluss. Passt! Ich baue das Zelt auf, und erkläre diesen ersten kurzen Wandertag für beendet.
Abhainn Shira by Marion Woell, auf Flickr
Clashgour Estate by Marion Woell, auf Flickr
Schönwetter-Wandern
Am nächsten Morgen zeigt mir der Blick aus dem Zelt graue Wolken. Es ist zwar nicht kalt, und es regnet und stürmt nicht, aber schönes Wetter ist irgendwie anders. Resigniert beginne ich mit meinen morgendlichen Verrichtungen. Als ich später bei geöffnetem Zelt die zweite Tasse Kaffee trinke, wird es draußen irgendwie so seltsam hell. Die Wolkendecke reißt auf und lässt die Sonnenstrahlen durch! Ja, das hebt die Stimmung doch ganz beträchtlich.
Morgenstimmung by Marion Woell, auf Flickr
Eigenheim by Marion Woell, auf Flickr
Beim Aufbruch ist es angenehm warm, so dass ich die Jacke auf den Rucksack binde und im T-Shirt loslaufe. Das Wetter wird immer besser, der Weg ist gut, und als ich die Wahl habe, durch eine Landroverfurt zu gehen oder einen Kilometer durch den Matsch zu einer Brücke, ziehe ich die Crocs an und nehme ein Fußbad. Ok, das ist kalt. Verdammt kalt, und das Flüsschen ist hier ziemlich breit. Am anderen Ufer angekommen, sind meine Füße gut durchblutet…
Abhainn Shira by Marion Woell, auf Flickr
Brücke über den Abhainn Shira by Marion Woell, auf Flickr
Bald danach erreiche ich den Loch Dochard. Schön ist das hier! Die Sonne scheint, die Oberfläche des Sees ist glatt, die noch teilweise mit Schnee bedeckten Gipfel der umliegenden Berge spiegeln sich darin. Eine Gänsefamilie schwimmt im Uferbereich. Pause! Ich mache es mir am Ufer bequem. Es ist sonnig, warm, windstill, und irgendwie fehlt in meiner Zeitrechnung eine Stunde oder so. Ich muss wohl eingeschlafen sein. Einige Fotos später mache ich mich wieder auf den Weg. Schließlich will ich ja heute noch irgendwo ankommen. Hier am Loch Dochard wäre zwar auch ein schöner Zeltplatz, aber der Spaziergang wäre selbst für meine Verhältnisse viel zu kurz.
Loch Dochard by Marion Woell, auf Flickr
Loch Dochard by Marion Woell, auf Flickr
Loch Dochard by Marion Woell, auf Flickr
Die Aussichten werden immer besser. Gegen Mittag ziehen Wolken auf, aber es bleibt trocken. Bald kommt die Glenkinglass Lodge in Sicht. Vorher habe ich noch die Wahl zwischen einer Brücke und einer Furt. In dieser ist so wenig Wasser unterwegs, dass ich noch nicht mal über die Brücke nachdenke.
Glen Kinglass by Marion Woell, auf Flickr
Blick auf Glen Kinglass by Marion Woell, auf Flickr
River Kinglass by Marion Woell, auf Flickr
Brücke by Marion Woell, auf Flickr
Ab der Lodge ist es vorbei mit dem schönen Wanderweg. Hier wartet ein Landrovertrack auf mich, den man problemlos mit einem normalen Pkw fahren könnte. Das Gehen wird, sagen wir mal, un-anspruchsvoll. Kilometermachen eben. Aber die Landschaft bleibt schön, die Wolken verziehen sich wieder, und bald sehe ich die ersten Wanderer für heute. Sie sind alle auf der TGO-Challenge, die gerade angefangen hat. So etwa 14 Wanderer, mal alleine, mal in einer kleinen Gruppe, und mit allen halte ich einen kurzen Schwatz. Ich habe Zeit; auf der Wanderstraße komme ich besser voran als gedacht.
Pause by Marion Woell, auf Flickr
Narrachan by Marion Woell, auf Flickr
noch eine Brücke by Marion Woell, auf Flickr
Irgendwo auf diesem Weg habe ich ein Fleckchen gefunden, das für eine sonnige Pause tauglich scheint. Plötzlich muss ich einen Brechreiz unterdrücken. Boah, hier stinkt es! Es riecht so ekelhaft nach Verwesung, dass es mir den Mageninhalt anhebt. Schnell gehe ich weiter und überrede meinen Magen, seinen Inhalt zu behalten und weiter zu verarbeiten. Ein paar Meter weiter ist der Gestank weg; meine Lust auf eine Pause im Sonnenschein aber auch. Das war eklig! Ein paar Kilometer weiter habe ich dasselbe Erlebnis noch einmal; dieses Mal liegt die teilweise skelettierte Ursache des Gestanks nur wenige Meter vom Weg entfernt im Sumpf. Nichts wie weg hier.
Noch zeitig am Nachmittag erreiche ich das Ufer des Loch Etive. Bei Ardmaddy, einem bewohnt aussehenden Haus, steht ein Landrover, und ein paar Hunde wollen mich begrüßen. Sie werden aber von ihrem Handler zurückgepfiffen. Unfreundlicher Mensch, nicht einmal einen Gruß hat er übrig. Ich gehe weiter zum Ufer, wo ich ein altes landwirtschaftliches Gerät bestaune.
Loch Etive by Marion Woell, auf Flickr
alt by Marion Woell, auf Flickr
Einige Fotos später gehe ich weiter und begebe mich jetzt ernsthaft auf die Suche nach einem geeigneten Zeltplatz. Mir gefällt es hier, und obwohl ich durchaus noch einige Kilometer gehen könnte, will ich hier zelten. Das Problem: Ich brauche Wasser. Der Loch Etive ist ein Meeresarm, und kann daher nicht als Nachschub für Trinkwasser herhalten. Ich suche also einen Bach, der genügend Wasser führt, und ein ebenes Stück Wiese, bevorzugt in Ufernähe, nicht weit davon.
Es dauert nicht lange, und ich habe meinen Platz gefunden. Erst kommt der Bach, dann ein Stück Weg mit Matsch, und da ist er, mein Lagerplatz für diese Nacht. Blühende Ginsterbüsche, grünes Gras, ebener Boden, und ein steiniger Strand. Und das bei einem genial guten Ausblick. Ja, besser geht es kaum. Da es inzwischen gut windig geworden ist, suche ich mir ein paar Steine als Hilfsmittel zum Zeltaufbau und richte dann mein Domizil ein. Dann hole ich Wasser, koche eine Tasse Kaffee, und setze mich damit auf einen großen Stein am Ufer. Ja, das ist Urlaub. So kann es gerne bleiben!
Loch Etive by Marion Woell, auf Flickr
lüften by Marion Woell, auf Flickr
Bei einem anschließenden Spaziergang in der näheren Umgebung stelle ich fest, dass hier in letzter Zeit schon mal jemand gezeltet hat. Jemand, der keine Probleme damit hatte, seinen Müll zwischen den Ginsterbüschen zu deponieren. Argh. Drei Plastiktüten mit diversem Müll, ähnlich meinem sorgfältig verpackten und mitgeschleppten Müllbeutel, liegen dort. Bei so etwas schwillt mir der Kamm.
Aber nur kurz. Meine Stimmung ist heute zu gut, um durch den Müll anderer Leute beeinträchtigt zu werden. Die Wolken von heute Mittag haben sich verzogen, und die Sonne strahlt von einem sattblauen Himmel. Der Loch ist ebenfalls blau, die Gipfel weiß, dazu das Gelb des Ginsters, das Grün des Grases, und das Braun der letztjährigen Vegetation - meine Güte, ist das schön! Ich habe mich in meine Jacke gekuschelt und sitze mit meinem Abendessen, einem Buch, und meiner Kamera am Ufer und sauge diese Eindrücke in mich auf. Wer weiß, wie lange das halten muss.
Loch Etive by Marion Woell, auf Flickr
Eigenheim am Loch Etive by Marion Woell, auf Flickr
Dieses Jahr klappt das mit dem Urlaub nicht so, wie ich es mir dachte. Für Schottland bleiben nur zwei kurze Touren übrig, eine davon im Mai, die andere Ende Juni / Anfang Juli.
Hier die erste dieser Spazier-Touren.
Anreise
Diesen Stress werde ich mir nicht noch einmal antun: Einen halben Tag arbeiten, und dann direkt vom Büro zum Flughafen fahren. Morgens Hektik, im Büro läuft nichts wie geplant, und viel zu schnell (oder nicht schnell genug?) ist es Zeit, die Bürokleidung mit den schottlandtauglichen Urlaubssachen zu tauschen. Tschüss, Arbeit!
Zur Abwechslung fliege ich dieses Mal auf der Strecke Frankfurt - Edinburgh. Eigentlich wollte ich ja in Richtung Knoydart unterwegs sein, da passt Edinburgh besser als Aberdeen. Da ich vor ein paar Wochen jedoch feststellte, dass ich eigentlich keine Lust dazu habe, irgendwo zwischen Glenfinnan und Shiel Bridge zu wandern, machte ich einen Plan B, der zu meiner Anreise passte.
Am späten Nachmittag komme ich in Edinburgh an und stehe ewig lange in der Warteschlange bei der Passkontrolle. Das ist in Aberdeen doch deutlich entspannter. Endlich draußen, gehe ich gewohnheitsmäßig zum Airlink-Bus und kaufe mir ein Rückfahrticket. Als ich im Bus sitze, stelle ich fest, dass die Tram fertig ist und vom Flughafen in die Innenstadt fährt. Zu spät, das Ticket ist bezahlt, und ich sitze.
Dass diese Entscheidung nicht die beste ist, stelle ich im Laufe der nächsten Stunde (!) fest. Der Bus zockelt durch den dichten Verkehr und steht mehr auf der Straße, als zu fahren. Gut, dass ich heute nicht weiter will und die Unterkunft auch schon gebucht habe.
Am nächsten Morgen nehme ich erst den Bus nach Glasgow, und von dort den Zug nach Bridge of Orchy. Dazwischen habe ich noch genug Zeit, mir eine Gaskartusche zu kaufen und etwas Futter für unterwegs.
Im Zug beobachte ich amüsiert, dass die Beschäftigung der meisten Reisenden das Essen ist. Kaum hat sich der Zug in Bewegung gesetzt, kommen Tüten und Schachteln usw. mit Verpflegung auf die Tische. An den beiden Tischen vor meiner Reihe sitzen acht Damen mittleren Alters, die gemeinsam über Mallaig nach Inverie fahren, zum Wandern. Von dem, was sie in der ersten halben Stunde wegfuttern, werde ich eine Woche lang satt… Aber sie sind gut drauf und versuchen hartnäckig, mich durchzufüttern.
Dann: Bridge of Orchy. Ich wuchte mich und meinen Rucksack aus dem Zug, und dann geht es los. Der Rucksack ist schwerer als zunächst geplant. Ein Blick auf die Wettervorhersage am Tag vor der Abreise hat mich dazu veranlasst, nochmal umzupacken. Viel Wind, viel Regen, Schnee und niedrige Temperaturen - das verlangt nach einem wärmeren Schlafsack und wärmeren Klamotten als ich optimistisch bereits gepackt habe. Dazu kommt noch, dass ein erneuter Test der alten NeoAir zeigt, dass sie weiter fröhlich vor sich hin delaminiert. Eine völlig unbrauchbare Matratze will ich dann doch lieber vermeiden und packe die „All Season“ ein. Wieder mehr Packmaß und mehr Gewicht. Also doch den großen Rucksack, nochmal anderthalb Kilo mehr. Letztlich bleibt die Fotoausrüstung daheim und wird durch die kleine Sony und ein kleines Velbon Stativ ersetzt.
Zunächst spaziere ich bei angenehmen Temperaturen gemütlich auf dem West Highland Way in Richtung Forest Lodge. Irgendwie kam mir bei meiner letzten WHW-Tour der Anstieg auf den Màm Carraigh so lang und steil vor. Verstehe ich nicht; ratzfatz bin ich oben und genieße die Aussicht.



Bei der Forest Lodge verlasse ich den WHW und folge dem grünen Schild in Richtung Loch Etive. Zunächst geht es gepflegt (und langweilig) auf einem Landrover-Track entlang.

Als dann ein Schild kommt, dass Wanderer doch bitte dem Pfad folgen sollen (und nicht dem Track nach Clashgour), tue ich das und halte nach einem möglichen Übernachtungsplatz Ausschau. Da, gefunden! Ein ebenes, nicht sumpfiges Stück Gras am Fluss. Passt! Ich baue das Zelt auf, und erkläre diesen ersten kurzen Wandertag für beendet.


Schönwetter-Wandern
Am nächsten Morgen zeigt mir der Blick aus dem Zelt graue Wolken. Es ist zwar nicht kalt, und es regnet und stürmt nicht, aber schönes Wetter ist irgendwie anders. Resigniert beginne ich mit meinen morgendlichen Verrichtungen. Als ich später bei geöffnetem Zelt die zweite Tasse Kaffee trinke, wird es draußen irgendwie so seltsam hell. Die Wolkendecke reißt auf und lässt die Sonnenstrahlen durch! Ja, das hebt die Stimmung doch ganz beträchtlich.


Beim Aufbruch ist es angenehm warm, so dass ich die Jacke auf den Rucksack binde und im T-Shirt loslaufe. Das Wetter wird immer besser, der Weg ist gut, und als ich die Wahl habe, durch eine Landroverfurt zu gehen oder einen Kilometer durch den Matsch zu einer Brücke, ziehe ich die Crocs an und nehme ein Fußbad. Ok, das ist kalt. Verdammt kalt, und das Flüsschen ist hier ziemlich breit. Am anderen Ufer angekommen, sind meine Füße gut durchblutet…


Bald danach erreiche ich den Loch Dochard. Schön ist das hier! Die Sonne scheint, die Oberfläche des Sees ist glatt, die noch teilweise mit Schnee bedeckten Gipfel der umliegenden Berge spiegeln sich darin. Eine Gänsefamilie schwimmt im Uferbereich. Pause! Ich mache es mir am Ufer bequem. Es ist sonnig, warm, windstill, und irgendwie fehlt in meiner Zeitrechnung eine Stunde oder so. Ich muss wohl eingeschlafen sein. Einige Fotos später mache ich mich wieder auf den Weg. Schließlich will ich ja heute noch irgendwo ankommen. Hier am Loch Dochard wäre zwar auch ein schöner Zeltplatz, aber der Spaziergang wäre selbst für meine Verhältnisse viel zu kurz.



Die Aussichten werden immer besser. Gegen Mittag ziehen Wolken auf, aber es bleibt trocken. Bald kommt die Glenkinglass Lodge in Sicht. Vorher habe ich noch die Wahl zwischen einer Brücke und einer Furt. In dieser ist so wenig Wasser unterwegs, dass ich noch nicht mal über die Brücke nachdenke.




Ab der Lodge ist es vorbei mit dem schönen Wanderweg. Hier wartet ein Landrovertrack auf mich, den man problemlos mit einem normalen Pkw fahren könnte. Das Gehen wird, sagen wir mal, un-anspruchsvoll. Kilometermachen eben. Aber die Landschaft bleibt schön, die Wolken verziehen sich wieder, und bald sehe ich die ersten Wanderer für heute. Sie sind alle auf der TGO-Challenge, die gerade angefangen hat. So etwa 14 Wanderer, mal alleine, mal in einer kleinen Gruppe, und mit allen halte ich einen kurzen Schwatz. Ich habe Zeit; auf der Wanderstraße komme ich besser voran als gedacht.



Irgendwo auf diesem Weg habe ich ein Fleckchen gefunden, das für eine sonnige Pause tauglich scheint. Plötzlich muss ich einen Brechreiz unterdrücken. Boah, hier stinkt es! Es riecht so ekelhaft nach Verwesung, dass es mir den Mageninhalt anhebt. Schnell gehe ich weiter und überrede meinen Magen, seinen Inhalt zu behalten und weiter zu verarbeiten. Ein paar Meter weiter ist der Gestank weg; meine Lust auf eine Pause im Sonnenschein aber auch. Das war eklig! Ein paar Kilometer weiter habe ich dasselbe Erlebnis noch einmal; dieses Mal liegt die teilweise skelettierte Ursache des Gestanks nur wenige Meter vom Weg entfernt im Sumpf. Nichts wie weg hier.
Noch zeitig am Nachmittag erreiche ich das Ufer des Loch Etive. Bei Ardmaddy, einem bewohnt aussehenden Haus, steht ein Landrover, und ein paar Hunde wollen mich begrüßen. Sie werden aber von ihrem Handler zurückgepfiffen. Unfreundlicher Mensch, nicht einmal einen Gruß hat er übrig. Ich gehe weiter zum Ufer, wo ich ein altes landwirtschaftliches Gerät bestaune.


Einige Fotos später gehe ich weiter und begebe mich jetzt ernsthaft auf die Suche nach einem geeigneten Zeltplatz. Mir gefällt es hier, und obwohl ich durchaus noch einige Kilometer gehen könnte, will ich hier zelten. Das Problem: Ich brauche Wasser. Der Loch Etive ist ein Meeresarm, und kann daher nicht als Nachschub für Trinkwasser herhalten. Ich suche also einen Bach, der genügend Wasser führt, und ein ebenes Stück Wiese, bevorzugt in Ufernähe, nicht weit davon.
Es dauert nicht lange, und ich habe meinen Platz gefunden. Erst kommt der Bach, dann ein Stück Weg mit Matsch, und da ist er, mein Lagerplatz für diese Nacht. Blühende Ginsterbüsche, grünes Gras, ebener Boden, und ein steiniger Strand. Und das bei einem genial guten Ausblick. Ja, besser geht es kaum. Da es inzwischen gut windig geworden ist, suche ich mir ein paar Steine als Hilfsmittel zum Zeltaufbau und richte dann mein Domizil ein. Dann hole ich Wasser, koche eine Tasse Kaffee, und setze mich damit auf einen großen Stein am Ufer. Ja, das ist Urlaub. So kann es gerne bleiben!


Bei einem anschließenden Spaziergang in der näheren Umgebung stelle ich fest, dass hier in letzter Zeit schon mal jemand gezeltet hat. Jemand, der keine Probleme damit hatte, seinen Müll zwischen den Ginsterbüschen zu deponieren. Argh. Drei Plastiktüten mit diversem Müll, ähnlich meinem sorgfältig verpackten und mitgeschleppten Müllbeutel, liegen dort. Bei so etwas schwillt mir der Kamm.
Aber nur kurz. Meine Stimmung ist heute zu gut, um durch den Müll anderer Leute beeinträchtigt zu werden. Die Wolken von heute Mittag haben sich verzogen, und die Sonne strahlt von einem sattblauen Himmel. Der Loch ist ebenfalls blau, die Gipfel weiß, dazu das Gelb des Ginsters, das Grün des Grases, und das Braun der letztjährigen Vegetation - meine Güte, ist das schön! Ich habe mich in meine Jacke gekuschelt und sitze mit meinem Abendessen, einem Buch, und meiner Kamera am Ufer und sauge diese Eindrücke in mich auf. Wer weiß, wie lange das halten muss.


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