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Jämtland 2015
– Eine gemütliche Runde um Helags und Sylarna -
– Eine gemütliche Runde um Helags und Sylarna -
oder auch:
- Auf der Suche nach dem Sommer -
Ljungdalen (Kläppen) - Helags - Sylsjön - Nedalen - Sylarna - Gåsen - Härjångsdalen - Ljungan - Ljungdalen (Kläppen)
Land: Schweden
Reisezeit: Juli 2015
Kontinent: Nordeuropa
Vorbereitung:
Wie bei jedem Bericht ein paar Worte zur Vorbereitung. Nachdem wir letztes Jahr auf unserer Tour von Vålådalen aus nicht über den Härjångsån kamen, stand schon bald fest, dass wir in diesem Jahr dort weiter machen wollten. Die Tour sollte auf jeden Fall um Helags und Sylarna herum führen. Die genaue Streckenführung und Tourlänge würde sich vor Ort finden, die Wanderkarten waren alle vorhanden. Da wir auf die Schulferien in NRW festgelegt waren, konnten wir wieder nicht in der von uns bevorzugten Zeit von Mitte August bis Mitte September fahren, sondern mussten den Juli nehmen. Nach dem langen Winter mit viel und spätem Schnee, stand zu befürchten, dass wir kaum weniger Probleme mit Schnee und hohem Wasserstand haben werden als im letzten Jahr Anfang Juni. Gut, das können wir nicht ändern, im Notfall muss halt wieder umgeplant werden. Da auch mit einer Mückenplage gerechnet wurde, haben wir uns als Ausgangspunkt in diesem Jahr nicht für Vålådalen entschieden, denn da hätten wir auf jeden Fall einen ganzen Tag durch Wald (=Mückengebiet) laufen müssen, bevor wir ins Fjäll kommen. Stattdessen entschieden wir uns für Ljungdalen, was auch den Vorteil hat, dass die Anreise noch einmal ein paar Kilometer weniger hat.
Verschiedene gesundheitliche Probleme im Frühjahr, vor allem bei mir, führten nicht nur dazu, dass ich so "unfit" wie selten in die Tour startet, sonder auch zu einer sehr späten Fährbuchung. Bei Stena-Line auf der Strecke Kiel-Göteborg bekamen wir für die Hinfahrt keine Haustierkabine mehr und mussten deshalb auf TT-Line ausweichen.
Nachdem die Fährtickets gebucht waren, ging es an die Ausrüstung. Wo geht noch was an Gewichtsersparnis? Schon im letzten Jahr wurden Zelt und Kocher ausgetauscht. In diesem Jahr waren die Schlafsäcke und die Kamera an der Reihe. Wir gönnten uns beide einen Cumulus Panyam 600. Außerdem lasse ich meine Nikon D80 schweren Herzens zu Hause und nehme nur die Fuji X10 mit. Was nützen mir die besten Bilder, wenn die ganze Tour eine Qual wird. Somit hab ich locker schon einmal über 2,5 kg eingespart. Proviant und Spiritus haben wir konsequent nur für 7 Tage mitgenommen, alles andere wird nachgekauft. Dieses Jahr sind wir zur Hauptreisezeit unterwegs und in Jämtlandsfjäll kann man in jeder Hütte Essen nachkaufen. Insgesamt bringt mein Rucksack dann etwa 18 kg auf die Waage, der meines Mannes wohl knapp über 20 kg. Das ist ein Gewicht mit dem wir ganz gut leben können.
Der Supergau ereignete sich dann 8 Tage vor der geplanten Abreise, als Benny gleich zweimal operiert werden musste, um einen großen Abszess unter der Zunge zu entfernen. Gedanklich hatten wir den Urlaub schon verschoben. Auch unsere Freunde in Schweden haben entschieden abgeraten zu fahren, solange noch die Gefahr besteht, dass wir einen Tierarzt brauchen. Das kann mitunter in Schweden zu einem großen Problem werden. Erst drei Tage vor Abreise haben wir das OK von der Tierklinik bekommen. Benny hatte sich unglaublich schnell erholt und war nach wenigen Tagen wieder topfit, nur die Antibiose muss noch eine Woche weiter geführt werden. Für den Notfall bekamen wir eine ganze Tüte mit Antibiotika und Schmerzmittel mit. Das Packen der Ausrüstung, das wir in den letzten Tagen komplett vernachlässigt hatten, musste nun in kurzer Zeit erledigt werden.

Bennys Futter...

... fertig verpackt in den Packtaschen

Egal wie krank, das Gepäck muss bewacht werden!
Wirklich in der Stimmung in Urlaub zu fahren waren wir allerdings nicht, zu chaotisch und anstrengend war die letzte Zeit. Aber es kann nun tatsächlich los gehen. Auch wenn wir gerade jetzt eine Mail aus Schweden bekommen mit der Nachricht "Verschiebt eure Tour wenn irgend möglich, hier steht alles unter Wasser und es ist weiter Dauerregen angesagt", das ist uns jetzt erst mal egal, Hauptsache raus aus dem Alltag!
Anreise 9-12.07.2010
Relativ früh geht es los. Wir haben reichlich Puffer für die deutschen Autobahnen mit all ihren Baustellen und Staus eingeplant.

Als wir am Kraftwert Weisweiler vorbei fahren kommt mir der Song "Lass uns gehen" von Revolverheld in den Sinn:
Bist du auch so gelangweilt,
Genervt und gestresst von der Enge der Stadt
Bist du nicht auch längst schon müde
der Straßen, der Menschen, der Massen
Hast du das nicht satt?
Ich kann nicht mehr atmen
Seh kaum noch den Himmel
Die Hochhäuser haben meine Seele verbaut
Bin immer erreichbar und erreiche doch gar nichts
Ich halte es hier nicht mehr aus
…..
Zwischen den Zeilen hab ich gelesen
Dass wir beide weg von hier wollen
Wir stecken hier fest
Verschüttet im Regen
Und träumen vom Sommer in Schweden
…..
Ja, genau so fühlen wir uns im Moment. Es dauert eine ganze Weile, bis wir mit den Gedanken auch im Urlaub ankommen, bis wir nicht mehr darüber nachdenken, ob die Kaffeemaschine auch wirklich abgestellt ist, alle Fenster fest verschlossen sind und, und, und... Nach dem dritten Mal Nachsehen glauben wir es auch endlich, dass Ausweis und Buchungsbestätigung für die Fähre nicht zu Hause liegen geblieben sind. Richtig hinter uns lassen können wir den Alltag erst, als wir nachmittags in Grömitz ankommen und ein paar nette Stunden bei meinem Bruder verbringen, bevor es abends nach Travemünde zur Fähre geht. Wir sind pünktlich, nur unsere Fähre ist nicht da. Aufgrund des Sturmes kommt sie erst mit großer Verspätung an. Wir hatten heute schon im Radio von der Sperrung der Fehmarnsundbrücke für leere LKW und PKW mit Anhänger gehört.

Als wir endlich in der Kabine sind wird erst einmal Benny versorgt, bevor wir durchstarten können zum Buffet. Das ist zwar ganz lecker und wir genießen es, aber es fehlen uns die typischen schwedischen Fischspezialitäten, die wir bei Stena Line immer so gerne essen. Nach dem Essen schauen wir uns noch das Auslaufen von Deck aus an, bevor wir in die Kojen fallen. Den Sturm merkt man zwar, aber es ist nicht wirklich schlimm.
Für den nächsten Morgen haben wir uns den Wecker gestellt, da die Fähre schon um 7.15 Uhr in Trelleborg ankommt. Das Entladen klappt schnell und reibungslos, und so sind wir schon eine halbe Stunde später auf der Straße. Bei erster Gelegenheit bekommt Benny seinen Auslauf und sein Frühstück, wir entern den erstbesten ICA und besorgen uns Polarbröd, RäkOst, Bregott, etwas Wurst und Käse. Mit dem heißen Wasser, das wir noch in der Thermoskanne haben und Instantkaffee, gibt es dann auf einem schönen Rastplatz ein feines Frühstück.
Da wir in Trelleborg angekommen sind, haben wir gegenüber Göteborg fast 300km mehr zu fahren. Über Malmö, Helsingborg, Jonköpping, Mariestad, Kristinehamn, Filipstad, und Mora nach Tallhed kurz hinter Orsa. Eine längere Pause machen wir wieder im Surö-Bokskog am Vänern.

Auch hier am Vänern gibts noch ordentlich Wellen
Wie immer ist es auf dem Inlandsvägen ab Kristinehamn ein wunderbar entspanntes Fahren fast ohne Verkehr. Als wir abends in Tallhed ankommen wartet schon der Elchbraten auf uns und ein gemütlicher Abend.
Den nächsten Tag lassen wir ganz entspannt angehen, erst einmal ausschlafen und dann ein gemeinsames Frühstück in der Sonne. Ja, es scheint tatsächlich die Sonne und es ist richtig warm! Das dies wohl nicht von langer Dauer sein wird, verdrängen wir erst einmal. Heute wollen wir zusammen eine Ausflug machen zum südöstlichsten Fjäll Schwedens, dem Anjosvarden Naturreservat. Hierfür geht es von Tallhed aus erst einmal 30 km Schotterpiste entlang des Unnan bis nach Unntorp. Von hier über Trolldalen zum Dyversjön wo wir das Auto stehen lassen. Der Weg verläuft zuerst durch Wald, später über schöne Moorflächen bis zum "Gipfel", der tatsächlich ans Fjäll erinnert.

Ein Wegweiser zeigt den richtigen Weg



Fast am Gipfel

Aussicht

Die Hunde sind genervt von den Knots
Lange Pause kann man allerdings oben nicht machen, denn die Knots und Mücken sind sofort da. Auch die Hunde sind nicht besonders glücklich hier oben. Also brechen wir bald wieder auf.

Kaum sind wir am Nachmittag wieder im Auto, fängt es auch schon an zu regnen. Schön war die Pflanzenwelt unterwegs.

Sonnentau

Orchideen

Wollgras
Auch den nächsten Tag verbringen noch in Tallhed. Irgendwie haben wir noch keine Lust uns anzustrengen. Das kenne ich so gar nicht. Früher konnten wir gar nicht schnell genug ins Fjäll kommen. Sicher spielen auch die nur sehr mäßigen Wetteraussichten ein Rollen. Auf jeden Fall beschließen wir noch einen faulen Tag zu machen und erst am Montag Richtung Ljungdalen aufzubrechen. So bummeln wir etwas durch den Wald, besuchen noch einmal den ICA in Orsa und packen dann am Nachmittag ganz gemütlich die Rucksäcke fertig.

Unsere gemütliche Hütte
Montag 13.07.2015 - 6km
Heute soll es nun endlich losgehen. Also müssen wir wohl mal etwas früher aufstehen. Ich nutze ein letztes Mal die Gelegenheit über Internet mit den Kindern in Verbindung zu treten, die sich gerade beide in den USA aufhalten. Nach dem Frühstück, einer kurzen Gassirunde mit Benny und dem Packen geht es los. Über Sveg, Hede, Mittagsdalen, Ljungdalen bis zum Parkplatz Kläppen. Direkt hinter Hede geht die Straße in eine Schotterpiste über. Das war uns so auch nicht klar, ist dies doch die Strecke der ersten Wahl, die Google vorschlägt. Aber wir haben ja Zeit. Als ich unterwegs gerade dabei bin meine Kamera aus der Tasche zu kramen steht unvermittelt ein Rentier vor uns auf der Straße. Ein seltsamer Zufall?


Bald sieht man auch die ersten Berge am Horizont.
Das Wetter ist teilweise sogar richtig schön, was uns wieder hoffen lässt. Eine kleine Pause machen wir auf der Hochebene Flatruet. Inzwischen sind die Wolken wieder sehr grau geworden, über dem Härjångsfjället scheint es schon kräftig zu schütten.

Blick auf Helags mit Predikstolen (links)

Flatruet

Regen über dem Härjångsfjället
Als wir gegen 13.30 am Parkplatz in Kläppen ankommen sieht es nicht gerade gemütlich draußen aus. Wir orientieren uns erst einmal um zu sehen wo wir nachher lang müssen, dann kämpfen wir noch etwas mit dem Parkscheinautomat. Für zwei Wochen haben wir 300 Kronen zu zahlen. Dass wir dafür 30 x die 10 Kronen Taste drücken müssen, das muss uns erst ein freundlicher Schwede erklären. Damit ist der Parkschein dann auch automatisch bis zum 27.07.2015 um 13:25 gültig.
In diesem Moment beginnen die ersten Tropfen zu fallen, also erst einmal schnell zurück ins Auto. Es dauert nicht lange, dann blitzt und donnert es kräftig. Gewitter waren angesagt, aber müssen die dann auch wirklich kommen? Zuerst sind wir noch richtig froh, dass uns das Wetter im Auto erwischt und nicht draußen im Fjäll. Nach einer Stunde werden wir langsam genervt. So haben wir uns den Start nicht vorgestellt. Nach zwei Stunden, grübeln wir, wie lange wir noch abwarten sollen. Über dem Dunsjöfjället ist schon lange ein großes Stück blauer Himmel, aber diese dicke, blöde Gewitterwolke hängt hier über uns fest und bewegt sich kein bisschen. Doch dann endlich wird der Regen etwas weniger. Wir ziehen schnell die Regensachen an und beginnen die letzten Sachen zu packen. Die Hundematte muss noch an den Rucksack geschnallt werden, Regenschutz drüber, Wanderschuhe an, Benny bekommt seine Packtaschen aufgesetzt und dann kann es um 16.00 Uhr endlich losgehen. Hoffentlich haben wir in dem Chaos jetzt nichts vergessen. Inzwischen hat der Regen komplett aufgehört, trotzdem laufen wir erst einmal mit den Regensachen los. Noch schaut es sehr grau aus.

Wir folgen dem Sommerweg nach Helags, zuerst ein kurzes Stück die Schotterstraße entlang, dann zweigt rechts der Wanderweg ab. Der Weg führt teilweise mit Bohlen über Moorgebiete, rechts und links liegen viele nette Hütten. Wenn nur die Mücken nicht wären, die schon ab dem Parkplatz eine Plage sind, wäre es hier richtig schön. Nach kurzer Zeit erreichen wir den Kesusjön. Inzwischen schaut das Wetter gar nicht mehr so schlecht aus, zumindest droht kein unmittelbarer Regen.

Kesusjön

Kesusjön mit Helags
Deshalb machen wir eine kurze Pause, ziehen die Regensachen aus und kramen die Mückenmittel raus. Wir haben noch von früheren Jahren das schwedische US622 und außerdem ganz neu zum Testen, Balistol Stichfrei. Da ich das US622 als erstes in die Hände bekomme nehmen wir dieses. Wir tragen langärmelige Hemden, so haben die Biester sowieso nicht viele Möglichkeiten zum Stechen, aber Hände, Hals, Gesicht und auch der Scheitel sind sofort zerstochen. Mit Mückenmittel geht es entschieden besser, vor allem nachdem hinter dem See der schweißtreibende Anstieg durch den Wald beginnt.
Das Laufen geht dieses Jahr mit dem leichteren Gepäck ganz gut, und so kommen wir zügig voran. Hinter dem See am ersten Bach wären ein paar schöne Zeltstellen, doch so schnell wollen wir das Zelt nicht aufbauen, und vor allem nicht hier unten im Mücken verseuchten Gebiet. Nach etwa 5 km erreichen wir langsam die Baumgrenze. Schön, endlich Fjäll, ein bisschen mehr Wind und somit auch weniger Mücken.

Helags

Härjångsfjället
Allerdings drohen jetzt schon wieder Regenwolken.

So beschließen wir am nächsten größeren Bach einen Zeltplatz zu suchen, ein bisschen ab vom Weg, der hier doch sehr stark begangen ist. Schnell ist ein Platz gefunden, und das Zelt aufgebaut.

Auch hier oben sind noch mehr als genug Mücken, also alles rein ins Zelt und erst mal Mückennetz zu. Nachdem die Regenwolken doch an uns vorbei ziehen kochen wir auch gleich. Dies allerdings mit Mückennetz. Ich kann mich gar nicht erinnern, wann wir die Netze das letzte Mal benutzt haben. Aber so kann man zumindest einigermaßen in Ruhe draußen sitzen. Für das Essen verziehen wir uns dann lieber ins Zelt. Wir suchen uns einen großen Stein, der kommt auf Bennys Decke und darauf dann der heiße Topf. Jetzt wäre der Windschutz des Trangias praktisch. Mit dem kann man den Topf einfach so ins Zelt stellen.

Beim Butter "abstechen" bricht mir dann auch noch mein Löffel ab. Das hat mir gerade noch gefehlt zu meinem Glück. Eine Woche muss ich jetzt mit dem grifflosen Löffel essen, weil wir zu dumm sind, daran zu denken einen neuen zu kaufen, als wir am nächsten Tag in Helags sind. Naja, das Essen schmeckt trotzdem. Inzwischen fängt es an zu regnen, und wir sind froh, dass wir im Trockenen sitzen. In einer Regenpause werden noch schnell die Zähne geputzt und dann kriechen wir früh in die Schlafsäcke.
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