[SE] Südlicher Kungsleden von Storlien bis Grövelsjön

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    [SE] Südlicher Kungsleden von Storlien bis Grövelsjön

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    Ihr kennt das ja sicherlich: Die Liste der Trails, die Ihr mal laufen möchtet ist erheblich länger, als die Zeit, die Ihr fürs Laufen habt. So ist das bei mir natürlich auch und der südliche Kungsleden war alle Jahre immer vorne mit dabei, hat es aber erst 2023 aus der engeren Auswahl in die Umsetzung geschafft.
    Motiviert geplant waren zwar die ganzen ca. 350 Kilometer, die aber mit meiner üblichen Tagesleistung in den knapp zwei Wochen, die ich zur Verfügung hatte, kaum zu schaffen waren. So dreht sich dieser Reisebericht nicht um den ganzen Leden, sondern nur um den nördlichen Teil von Storlien bis Grövelsjön.
    Ein Hinweis sei mir noch erlaubt: Ich habe die Tour 2023 gemacht und die Services der Fjällstationen von Storlien bis Helags ändern sich ab 2024 wesentlich (siehe auch ODS: Änderungen bei den Hütten in Jämtland/Härjedalen). Also bitte schaut vorher auf jeden Fall mal beim STF vorbei.

    Aber jetzt geht es los ...

    11. August 2023 - Freitag

    Für Anreise zum nördlichen Startpunkt des südlichen Kungsleden in Storlien habe ich mir Trondheim ausgesucht - dorthin fliegt Norwegian praktischerweise jeden Freitag direkt von Berlin. So steh ich dann nach einer unerwartet reibungslosen Bahnfahrt viel zu früh am Flughafen BER und schlage noch die Zeit tot, bis ich im Billigterminal T2 einchecken kann. Für meinen im Schutzsack verpackten Rucksack finde ich am Self-Check-In immerhin noch einen Mitarbeiter, der meinen Rucksack-Sack in einer Transportwanne in den Gepäcktransport schiebt. In BER-Terminal T1 musste ich bisher immer zum Sperrgepäck.
    Glücklicherweise mache ich mich dann sofort auf den Weg zur Sicherheitskontrolle, die mangels ausreichendem Personal und der Unbeholfenheit mancher Passagiere ewig dauert. Dauert ewig ist auch das Stichwort für unsere Maschine. Nachdem sie an die Parkposition gerollt ist, passiert erstmal gar nichts, als hätte man die Maschine vergessen. Nach über zwanzig Minuten ist dann die Treppe zum Austeigen und Einsteigen für uns da. Während unsere Crew schon „Boarding completed“ meldet, werden immer noch Gepäckstücke vom vorherigen Flug ausgeladen.

    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 00_01.jpg Ansichten: 6 Größe: 102,2 KB ID: 3269105

    Mit einiger Verspätung starten wir in den Abendhimmel und erreichen dann auch nicht ganz pünktlich Trondheim. Gefühlt sind wir heute der letzte Flug und dementsprechend flott kommt unser Gepäck auch aufs Band. Ich schultere meinen Rucksack und mache mich auf den Weg zum Scandic Hell (so heißt der Ort in der Nähe des Flughafens). Kurzfristig hatte ich auch mal überlegt, mein Zelt einfach am Trondheimfjord an der Einmündung des Stjørdalselva aufzuschlagen, freue mich jetzt aber, dass ich das gegen Mitternacht nicht mehr in der Dunkelheit machen muss. Welcome to hell - Ich checke ein und haue mich nach einer letzten Überprüfung aller Ausrüstung ins Bett.
    Zuletzt geändert von 5-oclock-charlie; 15.07.2024, 13:51.
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    #2
    12. August - Samstag

    Pünktlich um 7:00 sitze ich als einer der ersten beim Frühstück. Schließlich ist es die vorerst letzte zivilisierte Mahlzeit und ich habe ich nur eine halbe Stunde Zeit bevor ich los zum Bahnhof muss. Vollgestopft und vollbepackt mach ich mich dann durch strömenden Regen auf den Weg zum Bahnhof Hell. Auf der Brücke über den Stjørdalselva entdecke ich sogar einen kleinen Hollywood-Schriftzug mit dem Ortsnamen Hell. Der Ort ist nicht so groß und der Bahnhof nicht schwer zu finden.

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ID: 3269108
    It’s raining in hell

    Der Zug kommt pünktlich an und mit einem älteren Triebwagen der schwedischen Bahn geht es durch Norwegen bis zum Grenzort Storlien auf schwedischer Seite. Auf der Fahrt schaue ich schon neugierig in die Landschaft. Schließlich hat es hier ein paar Tage zuvor massive Regenfälle samt Überschwemmungen gegeben. Ich sehe allerdings nichts Auffälliges und hoffe, dass das meiste Wasser aus dem Fjäll auch schon weg ist. In Storlien endet für die Weiterreisenden der schwedische SJ Zug, der in Norwegen gefahren ist und es geht weiter mit einem norwegischen Vy-Zug durch Schweden – das soll einer verstehen.

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ID: 3269109
    Bahnhof Storlien

    Für mich ist hier Endstation und ich mache mich auf den Weg zum Fjellhandel Handelscentrum, um nochmal ein paar frische Vorräte und Gas einzukaufen. In dem neuen Einkaufzentrum gibt es unter anderem einen großen Coop-Markt und einen Sportringen Outlet Store. Der Coop-Markt zielt mit vielen Großpackungen auf norwegische Grenzgänger ab, hat ansonsten aber auch ein reichhaltiges normales Supermarkt-Sortiment. Der Sportringen Outlet Store hat ein relativ komplettes Outdoor-Angebot, sodass man hier neben Primus-Gas in drei Größen auch alles nachkaufen kann, was man sonst noch so vergessen hat. Die zusätzliche Tüte Lebensmittel und eine Gaskartusche wandern noch in den Rucksack und dann wandere auch ich schon los.
    Zunächst geht es wieder ein Stück zurück zu den Bahnschienen bei Storlien, wo der Weg durch eine Ferienhaussiedlung nach Storvallen abzweigt. Nach einem Stück durch den Wald komme ich dort an die Straße nach Östersund und finde gleich ein Hinweisschild auf den Kungsleden. Hinter der Storlien Fjällgård folgen einige Wege auf engem Raum und ich nehme gleich mal dem falschen Pfad.
    Bald bin ich wieder auf Spur und komme südlich eines kleinen Sees auf ein Stück Weg, dass fast komplett im Wasser steht. Ich arbeite mich über gestapelte Bohlen für einen neuen Bohlenweg noch fünfzig Meter weit in das Gebiet, bevor ich erkennen muss, dass hier ohne nasse Füße nicht weiterzukommen ist. Schade, also geht wieder umständlich ein Stück zurück und ich mache einen Umweg durch die Siedlung Storvallen, wo ich bei der Kapelle neu ansetze.
    Von hier ist auch der Weg erheblich besser, wenn auch überall noch das Wasser steht und alles tiefer Matsch ist, was nicht Holz oder Stein ist. Mühsam arbeite ich mich zwei Kilometer den Berg hinauf, bis ich meine, dass ich mir am Bach Finnvallbäcken eine Mittagspause verdient habe. Mit Aussicht über Storlien und Co. genieße ich Polarbröd-Fladen mit Schinken.

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ID: 3269110

    Danach geht es schlammig weiter, während an einigen Stellen so viel Wasser und Schlamm ist, dass ich vom Weg eine größere Runde durch höherliegendes Gebiet machen muss. So arbeite ich mich durch viel Matsch auf den Rundvalen zu und steige dann wieder zum Fluss Enan hinab.

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    Blick ins Enan-Tal

    Während ich eine Pause unter der Brücke am Fluss mache, da Regen im Anmarsch ist, singen oben auf der Brücke zwei Mädchen mit Kopfhörern in den Ohren die Charts durch – allerdings ohne jegliches Talent. Der Regen scheint sie nicht zu stören, sie sind aber etwas peinlich berührt, als sie bemerken, dass ich die ganze Zeit unter der Brücke war.

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ID: 3269112

    Ich mache mich nach der Regenpause wieder auf den Weg den Berg hinauf. Nächstes Ziel ist die Blåhammarens Fjällstation in fünf Kilometern Entfernung und gut vierhundert Meter über mir. Diese gehört zum berühmten Jämtlands Dreieck und dem entsprechend wird der Weg hier auch schon voller.

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    Wieder ein Blick ins Enan-Tal – diesmal von Süden

    Meine Beine wurden heute schon erheblich mehr als sonst gefordert und so wollen sie nicht mehr im Eiltempo auf den Berg. Zur Abendbrotzeit erreiche ich die Blåhammarens Fjällstation und gönne mit erstmal ein kaltes Bier in der Sonne auf der Terrasse. Während ich mich mit ein paar Schweden nett unterhalte, kommt noch ein zweites dazu. An den Tagesausklang könnte ich mich gewöhnen.

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    So bin ich jetzt auch nicht mehr hypermotiviert, noch viel weiter zu laufen und steige noch einen Kilometer weiter bis zum Südende des Sees Blacktjärnarna (siehe Karte) ab. Dort baue ich mein Zelt auf und esse noch schnell eine Kleinigkeit, bevor es in den Schlafsack geht. Für den ersten (nicht ganz vollen) Tag reichen gute achtzehn Kilometer dann auch.
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      #3
      13. August - Sonntag

      Der Morgen empfängt mich beim Aufwachen mit leuchtendem Rot im Zelt. Draußen offenbart sich nicht nur eine kleine Wolkenlücke sondern weitestgehend blauer Himmel. Ich nutze die Gelegenheit gleich für den trockenen Abbau meines Zeltes und während mein Schlafsack noch etwas auslüftet gönn ich mir auf einem Stein am See Frühstück mit Fernblick.

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ID: 3269116

      Als ich mir die Kalorien für den Vormittag zuführe, macht ein Rentier in der Nähe das gleiche und futtert sich dabei fast direkt an meiner noch teilweise ausgebreiteten Ausrüstung vorbei. Was für ein Einstieg in die Fjäll-Welt.

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ID: 3269117

      Während ich mich nach dem Frühstück nach Süden Richtung Sylarnas Fjällstation aufmache, zieht es alle Wanderer von Blåhammarens Fjällstation zur Storulvån Fjällstation, als gäbe es hier eine empfohlene Richtung. Für mich geh es jetzt erstmal ein paar Kilometer grob bergab, wobei ich trotz einigen Matsches gut vorankomme. Nach sechs zügigen Kilometern habe ich das Tal erreicht und es geht wieder hinauf zur Schutzhütte Enkälen. Rund um die Hütte treffe ich auf die ersten zehn Wanderer, die von der Sylarnas Fjällstation kommen und vermutlich nur die Vorhut von noch mehr Leuten sind. Dem entsprechend ist es mir für eine Pause an der Hütte dann auch zu voll und ich gehe einen knappen Kilometer südlich von der Hütte weiter. Dort finde ich ein bankartiges Gebilde im Windschutz eines kleinen Hügels und koche mir eine warme Tüte. Während 45 Minuten Pause passieren mich um die zwanzig Wanderer, darunter auch eine größere Jugendgruppe. Hier ist echt eine Menge los.

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ID: 3269118
      Schutzhütte Enkälen

      Nach der Pause geht’s weiter bergauf. Auf dem nächsten Hügel macht eine Gruppe Pause, deren zwei nicht angeleinte Hunde auf eine weit entfernte Gruppe Rentiere lospreschen und sich mit Kommandos der Eigentümer auch nur widerwillig aufhalten lassen, bevor sie die Gruppe in die Flucht schlagen. Kein Wunder, das Rentierzüchter auf Wanderer oft nicht gut zu sprechen sind.
      Es geht weiter hoch auf die Flanke des Berg Enkälen, der Aufstieg ist aber entspannt und moderat. Von hier kann ich dann immerhin gleichzeitig die beiden Fjällstationen Blåhammarens und Sylarnas sehen bzw. erahnen. Es geht dann aber schnell wieder abwärts in Flusstal, wo ich wieder auf mehrere Menschen treffe. Die Pause an der Brücke halte ich kurz, da schon wieder Regen in der Luft liegt bzw. schon sichtbar aufzieht. Auf dem Weg bergauf zur Sylarnas Fjällstation zieht der Regen dann immerhin nördlich von mir vorbei. Kurz vor der Station erreiche ich bald erste Deckel, Kabel und sonstige undefinierbare Installationen – meine Spekulation reichen von Klärgrube bis hin zur Wissenschaft - bevor ich trocken an der Fjällstation ankomme, die wieder die Ausmaße eines Hotels hat.

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ID: 3269119Bei der Sylarnas Fjällstation treffen sich alle

      Dummerweise sieht es schon wieder nach einem Regenguss aus Westen aus. Hier lockt plötzlich wieder der Luxus eines frisch gezapften Bieres und von mustergültigem Mobilfunkempfang. Während es draußen zu regnen beginnt, lasse ich meine Schuh im gut organisierten Schuhraum und meinen Rucksack im Trockenraum und mache mich dann mit Ladegerät und Powerbank auf an die Rezeption/Bar.
      Aus einem Bier werden dann zwei und während es draußen regnet, lade ich drinnen gemütlich meinen Akku und den meines Smartphones wieder auf. Zwischendurch fühlt es sich komisch an, hier drinnen im Warmen zu sitzen und kaltes frisch gezapftes Bier zu trinken – das passt nicht so in eine Outdoor-Tour. Allerdings kommt jetzt noch eine größere Hütte und dann ist der Luxus bis Grövelsjön vorbei. Immerhin hält sich mein innerer Schweinehund zurück und regt gar nicht erst eine Diskussion über eine Hüttenübernachtung an. So bleibt meine Ziel der See Pojktjärmen, zu dem es hier zwei Wege gibt: Einen kürzeren über den Berg und einen längeren halbwegs drum herum.
      Irgendwann wird der Regen weniger und ich verlasse die Fjällstation über den Berg wieder – nicht ohne im Trockenraum meinen dünnen Fleece-Hoodie hängen zu lassen. Also noch mal rein, Regenzeug und Schuhe aus, Hoodie holen, Schuhe wieder anständig schnüren und wieder wasserdicht einpacken – zack zehn Minuten wieder weg.

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ID: 3269120
      Sylarnas Fjällstation von oben

      Immerhin ist draußen der Regen abgeklungen. Jetzt geht es erstmal anstrengend 150 Höhenmeter den Berg hoch, allerdings lass ich mir wegen der glitschigen Steine Zeit und komme fast entspannt oben an. Der Himmel merkt, dass es mir zu gut geht und schickt nochmal einen Regenschauen. So steinig der Aufstieg war, so matschig und nass ist der Abstieg. Nach einem Kilometer wie auf rohen Eiern erreiche ich mein heutiges Tagesziel, den See Pojktjärnen (siehe Karte).

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ID: 3269121

      Nach einem kurzen Rundgang entscheide ich mich für einen Platz direkt am Nordufer des Sees, da im Süden schon ein anderes Zelt steht. Nach dem Essen mit See- und Bergblick vertreibt mich neuer Regen ins Zelt. Später höre ich noch ein komisches Geräusch, draußen stellt sich das dann aber nur als Drohne heraus, die von „Südzelt“ gestartet wurde.

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ID: 3269122
      Das Leben ist kein Ponyhof!

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        #4
        14. August - Montag

        Ich habe geschlafen wie ein Murmeltier, bis mich eine leichte Wärme im Zelt weckt. Draußen scheint schon wieder die Sonne und mit einem leichten Knurren im Magen verlasse ich das Zelt. Das Frühstück muss allerdings noch etwas warten, da es hier durch starken Wind etwas zu ungemütlich zum Frühstücken ist.

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ID: 3269124

        Schnell verpacke ich meine sieben Sachen und mache mich dann auf den Weg zum Frühstück. Einen geeigneten Platz finde ich in nach guten zwei Kilometern in einer Mulde an einem der kleinen Bach. Windgeschütz und mit Sonne im Gesicht genieße ich mein Frühstück, bevor es wieder weiter geht. Ziel für heute ist es, bis hinter die Helags Fjällstation zu kommen, idealerweise in ein breites Tal ca. fünf Kilometer hinter der Fjällstation.

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ID: 3269125
        Hütte Miesehketjahke

        Dabei hilft mir der heute nicht so anspruchsvolle Weg mit langen ebenen Strecken. Gut gestärkt erreiche ich bald die kleine Hütte Miesehketjahke, um dann hinter einer hohen Brücke auf das lange einfache Stück im Tal des Handölan zu kommen. Mein gutes Vorankommen wird hier nur durch Begegnung samt Fjäll-Gesprächen mit einem älteren Herrn und zwei Pärchen „gebremst“.
        Leider meint dann das Wetter, dass es mir schon wieder zu gut geht und versucht, mir mit einer Regenfront die Laune zu trüben, die über das Helagsfjället hereinzeiht. Ich cheate mit dem Regenradar im Smartphone etwas und weiß bald, dass der Regen weitestgehend an mir vorbeiziehen wird.

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ID: 3269126

        So bekomme ich dann wirklich nur so wenige Tropfen ab, dass ich noch nicht mal über Regenzeug nachgedacht habe. Gute drei Kilometer vor der Helags Fjällstation bietet sich dann ein Bachlauf mit ein paar großen Steinen zum Sitzen als idealer Ort für eine Mittagsrast an. Während ich auf meine Real Turmat Tüte warte, schleicht sich ein Rentier von hinten an. Als es mich bemerkt, schreckt es kurz auf, futtert dann aber entspannt in Respektabstand weiter. Während ich meine Tüte und den Nachtisch in Form von Schokolade verzehre umkreist es mich fressend ganze zwei Mal bevor sich der Futterfokus mehr zum Fluss Handölan verlagert.

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ID: 3269127

        Mit aufgeladenen Akkus geht es von hier noch drei Kilometer kontinuierlich aber moderat den Berg hoch zur Helags Fjällstation. Kurz vor der Fjällstation sieht es schon wieder stark nach Regen aus und nach einer kurzen Konsultation der Regenradar-App entscheide ich mich für eine Pause zum Abwettern an der Station.
        Dort angekommen lasse ich meinen Rucksack gleich mit Regenschutz draußen stehen und schnappe mir schnell Kindle, Karte und Powerbank. Innerhalb von ein paar Minuten verschwindet der Helags Gletscher schon im Regenguss und als ich mir die Schuhe ausgezogen habe, schüttet es draußen schon wie aus Kübeln.

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ID: 3269128
        Fjäll-Siesta

        Drinnen gönne ich mir eine leckere Waffel und ein lokales Craft-Bier und lade mal wieder Powerbank und Smartphone-Akku auf. Draußen tobt sich das Gewitter dermaßen aus, dass vorerst an Weitergehen nicht zu denken ist. Ich schaue mal durch den Shop und gönn mir dann beim Lesen ein zweites Bier … und dann noch ein drittes Bier. Mehr sollte es aber jetzt nicht werden, sonst komme ich hier heute nicht mehr weg. Nach neunzig Minuten ist der Regenguss dann so abrupt vorbei, wie er gekommen ist. Ich lasse das Wasser draußen noch etwas ablaufen und trinke mein Bier aus, bevor es dann nach zwei Stunden angenehmer Zwangspause nochmal losgeht.

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ID: 3269129
        Helags Fjällstation

        Jetzt warten noch ca. fünf Kilometer auf mich, bis ich mir irgendwo ein schönes Plätzen für die Nacht suchen will. Das gibt mir morgen eine bessere Startposition, falls das angesagte schlechte Wetter wirklich kommen sollte.
        Zunächst muss ich allerdings über einen kleinen Ausläufer der Helagsmassiv hinüber, der mich nochmal auf ca. 1150 Meter bringt, bis es zum Schlafen wieder auf 950 Meter herunter geht. Südlich der Helags Fjällstation passiere ich viele Zeltplätze und auch Zelte, die immerhin das Gewitter scheinbar gut überstanden haben, ganz im Gegenteil zum Weg, der an vielen Stellen komplett unter Wasser steht. Ich komme trotzdem über die Steine gut voran und treffe bald ein klitschnasses Pärchen, das voll durch den Regenguss musste. Ich kann sie mit der nahen, für sie noch nicht sichtbaren, Fjällstation und mit Infos über die Zeltplätze motivieren, bevor ich durch den Matsch weiter den Berg hinauf steige.
        Der höchste Punkt auf dem Wegstück ist praktischer Weise durch einen Rentierzaum markiert. Dort treffe ich einen jungen Mountainbiker mit normalem Alltagsrucksack, der hier auf seine Mutter und Schwester wartet, die irgendwo hinter ihm sind. Die drei wollen in Helags übernachten und dann morgen weiter. Während ich noch weiter sinniere, wie man hier mountainbiken kann, treffe ich nach zweihundert Meter Matsch auf die anderen beiden aus der Gruppe. Die Mutter ist völlig fertig, ich kann hier aber auch wieder motivieren, dass ihr Sohn vor ihr auf sie wartet und es ab da nur noch abwärts geht.
        Gleiches habe ich auch noch vor und nach zwei Kilometern matschigen Abstieg beginne ich, nach Lagerplätzen für die Nacht Ausschau zu halten. Leider finde ich nichts Ansprechendes in der Nähe des Weges oder jetzt Baches, da immer noch großen Mengen an Wasser über den Pfad Richtung Tal laufen. Die einzig gute Stelle für ein Zelt, die ich auf dem Weg ins Tal dann sehe ist, ist leider schon mit einem Zelt besetzt vor dem Klamotten zum Trocknen aufgespannt sind. Die scheinen das Lager nötiger gehabt zu haben als ich.

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ID: 3269130

        Im Tal angekommen, sehe ich dann wieder mehr ebene Flächen und ich mache mich auf die Suche nach einem Stück ohne Steine und mit wenig Rentier-Haufen. Bald habe ich meine Lagerfläche für heute Nacht gefunden und baue im Sonnenuntergang mein Zelt auf (siehe Karte). Es ist kein Sahneplatz, aber immerhin habe ich einen schönen Blick aufs Helagmassiv, während ich den Tag nach 21 Kilometern ausklingen lasse.
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          #5
          15. August - Dienstag

          Für heute ist Regenwetter angesagt und beim Aufwachen sieht es schon mal so aus, als würde sich der Tag daran halten. Leichter Nieselregen fällt auf mein Zelt, draußen ist es grau und das Helagmassiv ist in Wolken versteckt. Ich hole mir frisches Wasser und frühstücke schnell, um früh los zu kommen, falls es noch schlechter wird. So schaffe ich es noch alles einzupacken, bevor leichter Regen beginnt. Mein Plan sieht vor, heute bis zum Rastplatz Klinken am Fluss Ljusnan zu laufen und dort mit beim hölzernen Windschutz samt Tischen und Bänken zu übernachten.

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ID: 3269132

          Zunächst startet das Terrain erstmal relativ eben, dann geht es etwas hoch. Wenn es weiter so läuft, kann ich um die Mittagszeit die Fältjägarstugan erreichen. Doch erstmal wird der Regen schnell stärker und bald sammelt sich Wasser wieder im Weg. Schon mache ich wieder viele kleine Umwege, um nicht ständig durch Pfützen zu laufen. Wenig später legt das Wetter dann nach und der Regen geht in einen Regenguss über. Zusammen mit dem böigen Wind, der ständig die Richtung wechselt, komm ich mir vor, als säße ich in einem Geschirrspüler - nur, dass es nicht so warm ist.
          Ich treffe einen älteren Schweden, der völlig untypisch über das Wetter schimpft. Wir unterhalten uns nur kurz, denn bei diesem Wetter will keiner lange rumstehen. Beim Weitergehen peitscht der Wind jetzt regelmäßiger von vorne und alles fühlt sich trotz Goretex langsam nass und kalt an. Aber Rettung nah, denn bald taucht dann unvermittelt die Fältjägarstugan aus der Waschküche auf. Nach acht Kilometern mit Regen in allen Formen erreiche ich die STF Hütte und freue mich über die Möglichkeit während der Mittagspause etwas zu trocknen
          Die Hüttenwartin macht gerade Feuer und sagt entspannt, dass ich die Tagesgebühr gerne erst beim Gehen bei ihr lassen soll. Nach mir trudeln immer mehr klatschnasse Gestalten ein und eine halbe Stunde später sind wir zu siebt und vor lauter Unterhaltungen mit den Leidensgenossen vergesse ich ganz mir ein Mittagessen zuzubereiten. Ich verpasse aber auch nichts, da es draußen weiter ununterbrochen schüttet.
          So unterhalte ich mich weiter mit einem Weitwanderer, der das Grüne Band durch Schweden läuft und in Grövelsjön bald fertig ist. Er schüttet sich noch einen von seinen halbflüssigen Drinks rein, von denen er sich auf der Tour fast ausschließlich ernährt und macht sich dann wieder auf in die Waschküche, da es sonst bis Grövelsjön für ihn knapp wird.
          Ich habe genug Zeit und mit jeder halben Stunde, die ich aus dem Fenster in den Regenguss schaue, wird die Sichtweite immer geringer. Besserung ist also nicht in Sicht und lt. Hüttenwirtin auch heute nicht mehr zu erwarten. Als es gegen vier immer noch wie aus Eimern schüttet, entscheide ich mich für eine Nacht hier in der Hütte (siehe Karte) und beende den Tag nach nur acht Kilometern.

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ID: 3269133

          Als könnte die Hüttenwirtin meine Gedanken lesen, kommt sie rein um sich die verbliebenen nassen Gestalten anzuschauen. Ich bin der einzige, der bleibt und bald sitze ich allein im warmen am Fenster und schaue dem letzten Duo zu, wie es vom Regen langsam verschluckt wird. Bis auf den Weitwanderer laufen hier alle Richtung Helags und können sich so später auf die Annehmlichkeiten der Fjällstation freuen.
          Allerdings bleibe ich nicht lange allein, denn bald kommt ein Paar aus Leipzig, dass sich nach den letzten hotelartigen Fjällstationen über die etwas karge Hütte wundert. Sie haben noch viel zu viel zu Essen zum Ende ihrer Tour über und laden mich zu Nudeln ein.
          Später kommen dann noch drei trotz reichlich Goretex völlig durchweichte Schweden an, die den gesamten Wohnbereich der Hütte in sofort in einen Trockenraum verwandeln. Gut, dass unsere Klamotten schon getrocknet und zur Seite geräumt sind. Ich unterhalte mich noch einige Zeit mit ihnen und gehe dann früh ins Bett, um am kommenden Tag wieder etwas aufholen zu können.
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            #6
            16. August - Mittwoch

            Früh wach ich wieder auf und will eigentlich schon aufstehen, doch mein innerer Schweinhund überredet mich, dass es doch gut wäre noch liegen zu bleiben, um die anderen nicht so früh zu stören. Das tun dann die Leipziger für mich, da sie früh raus müssen, um ihre Abholung in Ramundberget zu erwischen. Als sie weg sind, schäle mich aus dem Schlafsack und frühstücke leise. Als sich erster Schweden aus dem Schlafsack pellt, um dem Ruf der Natur nach draußen zu folgen, packe ich schon meinen Rucksack.

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ID: 3269136

            Mein Minimalziel für heute ist Klinken in ca. vierzehn Kilometer Entfernung, idealerweise schaffe ich aber noch den Aufstieg aus Tal, damit der nächste Tag nicht gleich damit beginnt.
            Von der Fältjägarstugan geht es tendenziell erstmal vier Kilometer bergab. Erwartungsgemäß ist alles matschig und/oder überschwemmt und ich komme nur super langsam voran. Ich bin schon gespannt auf den Wasserstand des Fluss Mittån, den ich gleich zweimal furten muss. Dort angekommen, ist das aber kein Problem, da mir das Wasser nicht über die Knie geht. Da der Abstand zwischen den beiden Furten nur kurz ist, behalte ich die Crocs, die ich zum Waten nutze, gleich an. Auch der zweite Teil ist gut machbar und so geht es bald wieder in leicht feuchten Trekkingstiefeln weiter.

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ID: 3269137

            Und wie so oft, wenn man einen Fluss überquert hat, geht es zur Belohnung danach wieder hoch – in diesem Fall zweihundert Höhenmeter, die aber trotz Nässe gut machbar sind. Oben erreiche ich bei leichtem Regen die Nothütte Svaaletjahke, die ich aber nur kurz inspiziere, da ich für eine Mittagsrast noch nicht genug Hunger habe. Ein Blick auf Uhr sagt auch, dass es erst halb zwölf ist. Ich trinke was und esse doch ein paar Nüsse im Windschatten – dann geht es weiter.

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ID: 3269138​​​​​​Nothütte Svaaletjahke

            Nach der Hütte geht es nur noch bergab – immerhin 350 Höhenmeter. Die Weg wird größer, aber Brücken über die vielen Bäche gibt es nicht. Die sind allerdings noch so angeschwollen, dass ich öfter abseits eine Stelle finden muss, an der ich drüber springen kann.

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ID: 3269139

            Über einen Wall komme ich dann zum Endgegner der Bachquerungen: Den Bach an der Giertebåvnestugan. Normalerweise ist der sicher einfach über eine Felsplatte zu queren, jetzt aber fließt hier zu viel Wasser und knapp dahinter folgt ein schöner Wasserfall. Ich gehe ein Stück aufwärts und mit ein paar neu im Wasser versenkten Steinen komme ich trocken hinüber.

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ID: 3269140
            Wasserfall an der Giertebåvnestugan

            Dem Bach folgt ein Waldstück und das ist super schlammig. Und selbst die Bohlenwege sind keine Erleichterung mehr, denn sie sind hier rutschig wie Schmierseife – besonders wenn man schlammige Schuhe hat wie ich. Scheinbar werden die Wege hier auch nicht ganz so oft begangen,
            Auf einem abschüssigen Stück Bohlenweg erwischt es mich dann auch und es zieht mir die Füße weg.
            Als ich instinktiv wieder schnell auf den Beinen bin und mich gecheckt habe, spüre ich ein starkes Verlangen physisch auszurasten, es ist aber nicht zu kaputt machen da und beruhige ich mich schnell wieder.
            Nach der Warnung arbeite ich mich noch langsamer den Berg hinab ohne mein Glück nochmal herauszufordern. Als das Gelände endlich flacher wird, erreiche ich bald einen breiteren Weg und passiere den alten Hof Klinken. Ein kleines Stück weiter stoße ich auf den Rastplatz am Fluss Ljusnan und nutze den komfortablen Platz gleich mal für ein Mittagessen am Fluss in der Sonne.
            Obwohl ich aufgegessen habe, wird das Wetter wieder schlechter und der Himmel zieht schnell zu. Ich nutze den Mobilfunkempfang für einen luxuriösen kurzen Radarcheck und muss feststellen, dass in den nächsten zwei bis drei Stunden starker Regen fallen wird.
            Als ich meine Küche einpackt, gibt es die ersten Tropfen und so setze ich mich mit meinem ganzen Gerümpel erstmal in den Windschutz. Und so sitze hier unterm Dach, schaue in den Regen und hoffe, dass er bald wieder aufhört. Irgendwie ist das Gefühl gerade komisch. Hätte mich der Regen nach dem Rastplatz erwischt, wäre ich einfach weitergelaufen, weil es keine andere Möglichkeit gibt. Und jetzt sitze ich hier halbwegs sinnlos unterm Dach und gehe nicht in den Regen. Und je länger ich hier den Regen aussitze, desto weniger Lust habe ich wieder loszulaufen.
            Zur Ablenkung lese ich etwas, aber noch bevor der Regen am frühen Abend weniger wird, habe ich mich schon entschieden heute hier zu bleiben, da der Platz (siehe Karte) einfach zu gut ist. Scheinbar hat der Regen nur auf diese Entscheidung gewartet, um aufzuhören und schon kommt die Sonne raus und trocknet alles in Windeseile.
            Ich steige für eine Katzenwäsche an den reißenden Fluss herunter und baue danach mein Zelt auf einer perfekt ebenen Fläche auf. Als ich beim Abendessen sitze, erreicht ein Pärchen aus München den Platz (deren Namen habe ich leider schon wieder vergessen). Wir quatschen ewig, bis die beiden ihr Nordisk Oppdal 2 LW aufstellen. Während sie sich in der Dämmerung und unter Angriffen der Mücken noch Abendessen machen, verziehe ich mich in den Schlafsack, schließlich will ich morgen wieder Strecke machen … genauso wie ich mir das heute vorgenommen hat :-)
            Das Leben ist kein Ponyhof!

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            • 5-oclock-charlie

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              • 23.11.2008
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              #7
              17. August - Donnerstag

              Dank des lauten Rauschens des Flusses habe ich bestens geschlafen. Als mein Zelt schon am Rucksack hängt und ich in der Sonne frühstücke, kriechen die beiden Münchener aus ihrem Zelt. Ich versabschiede mich und mache dann schnell los – was für ein guter Start in den Tag.

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ID: 3269142
              Mein Zelt liegt schon

              Nach Brücke über den Ljusnan geht es erstmal dreihundert Höhenmeter nach oben. Auch heute ist der Weg noch matschige, dafür aber herrscht jetzt von oben immerhin Frieden. Beim Aufstieg wird mir sogar zu warm und so laufe ich bei der Baumgrenze schon kurzärmlig. Wenig später brennt die Sonne in Verbindung mit Anstrengung und ich muss an einem idylischen Bach mit Blick übers Tal Pause machen. Gefühlt könnte es mir trotz Aufstieg kaum besser gehen.

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ID: 3269143

              Nach dem Bach folgen noch gute hundert Höhenmeter, dann habe ich eine Hochebene mit sanften Hügeln erreicht, die sich über vier Kilometer hinzieht. Leider ist dies aber nicht die erhoffte Rennbahn, da der Regen der letzten Tage viel Matsch und Wasser hinterlassen hat. Nach einem größeren Bach wird es sumpfig und der Weg verliert sich im überfluten Gras. Ich muss mir umständlich einen Umweg über trockene Stücke suchen und nehme dann einen geschlängelten Weg etwas abseits meiner Hauptrichtung. Mit meinem Hilfs-Navi – sprich Smartphone und Komoot finde ich den Pfad wieder, der dann auch bald wieder sichtbar wird. Eben und nass geht es weiter, bis ich über einen Abhang die Långbrotstugan sehen kann.

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ID: 3269144

              Nach dem rutschigen Abstieg im Matsch, erreiche ich den Fluss im Tal, an dem drei junge Männer angeln. Sie laden mich auf frisch gebratenen Fisch ein, den sie im Trangia auf einer Steinplatte im Fluss braten. Dankend nehme ich dieses leckere Mittagessen an und nach einer halben Stunde Fjälltalk und Pause mache ich mich mit einer Warnung vor dem unübersichtlichen Weg wieder auf die Reise.

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ID: 3269145
              Långbrotstugan

              Zunächst ist der Weg klar, dann komme ich aber zu einigen sumpfigen Abschnitten mit diversen Wegen. Ich halte mich immer an den größten Weg, bis ich dann irgendwann in einem Feld aus Büschen ende.
              Zum zweiten Mal an diesem Tag zücke wieder mein Smartphone und schaue, wo ich bin. Dummerweise bin ich vor zweihundert Metern falsch abgebogen und um 45° von meiner Richtung abgewichen. Ich will nicht in die sumpfigen Bereiche zurückgehen und entscheide ich mich, querfeldein wieder auf den richtigen Weg zurückzukehren. So irre ich eine halbe Stunde mit regelmäßigen Blick aufs Smartphone über Stock und Stein … und Sumpf durch die Gegend. Bei einem kleinen Bach treffe ich auf den Weg und gönne mir nach dem Kilometer Umweg erstmal eine kurze Pause.
              Immerhin geht der Weg jetzt gut weiter und ich hole gefühlt wieder etwas von der Zeit auf, die ich mit dem Umweg verschwendet habe. Ein gutes Stück vor einer Hütte am See Kroktjärnen ist dann alles wieder matschig und der Weg steht leicht unter Wasser. Soweit das Auge reicht, gibt es keine sinnvollen Alternativen, also durch. Die Schuhe sind zwar außen nass bis über den Knöchel, aber drinnen ist noch alles ok. Bei dem Wetter trocknet zur Not auch alles ruckzuck wieder.
              Nach einem Stück über matschige Quad-Spuren, erreiche ich dann plötzlich einen soliden trockenen Schotterweg. Auf dem Weg geht es an einer Hütte vorbei in einem großen Bogen um den See Kroktjärnen herum. An einer Stelle muss noch ein Sumpf/Bach durchschritten werden und dann geht es das letzte Mal für heute ein kleines Stück den Berg hoch.

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ID: 3269146
              Kroktjärnen

              Nach diesem Aufstieg geht es bis zum Fjällnäs Camping nur noch bergab und die Sonne dreht nochmal voll auf, um mir das Stück zu versüßen. Nach und nach werden die Wege größer und gute drei Kilometer später erreiche ich die Straße von Funäsdalen nach Røros. Darauf geht es dann noch vierhundert Meter weiter, bis ich Fjällnäs Camping erreiche, wo der Tag für mich heute endet.
              Ich checke bei den netten Betreibern ein und nach einer Dusche überlege ich, was ich mit dem Rest des Tages noch anfange. Zwar gibt es hier eine gute Auswahl an Trekking-Nahrung, aber ein paar Sachen fehlen mir für den Proviant bis Grövelsjön. Die gibt es bei Hamra Livs, das ich morgen mit zwei bis drei Kilometer Umweg erreichen kann. Oder ich gehe heute noch acht Kilometer und hab das für morgen dann weg.
              Gefühlt ist es noch früh am Tag und so mache ich mich noch auf den Weg nach Hamra Livs. Der Weg an der Straße entlang ist zwar monoton, ich kann mir aber immerhin neugierig anschauen, was sie hier aus dem Skigebiet machen bzw. gemacht haben. Im Supermarkt Hamra Livs kaufe dann ich neben Vorräten für vier Tage noch eine Gas-Kartusche und ein paar Kleinigkeit für den Rest des Tages ein. So komme ich mit meinen Resten auf Vorräte für mindestens fünf Tage. Wenn ich merken sollte, dass das nicht reicht, kann ich bei den STF-Hütten unterwegs noch aufstocken.

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ID: 3269147
              Bauboom in Hamra

              Das Angebot bei Hamra Livs ist übrigens reichhaltig und umfasst alles was man in einem normalen Supermarkt erwartet plus Trekkingnahrung (Real Turmat), Gaskartuschen und etwas einfache Outdoorausrüstung.

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ID: 3269148
              Hamra Livs

              Mit Eis in der Hand und gekühlten Getränken am Mann gestaltet sich der Rückweg dann zunächst sehr angenehm, die zweite Hälfte zieh sich dann aber etwas. Zurück bei Fjällnäs Camping (siehe Karte) treffe ich die Münchener wieder, die hier auch gerade ihr Zelt aufbauen. Wir quatschen noch etwas, bevor es für mich gleich nochmal unter die Dusche geht. Danach reserviere ich mir noch Frühstück für den nächsten Morgen und kaufe noch eine Tiefkühl-Pizza, die man hier im bereitgestellten Ofen machen kann. Den Rest des Abends reinige ich noch meine Sachen, verpacke das Essen neu und bringe mich im WLAN auf neuesten Stand.
              Das Leben ist kein Ponyhof!

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              • 5-oclock-charlie

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                • 23.11.2008
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                #8
                18. August - Freitag

                Ausgeschlafen und frisch geduscht sitze ich mit einem herrlichen Frühstück ich in der Sonne unter blauem Himmel – es könnte mir kaum besser gehen. Und so komm ich heute nur ganz langsam in die Gänge. Nachdem ich mit den Münchner auf einer hölzernen Sitzgruppe ausführlich und ohne Eile gefrühstückt habe, wird es irgendwann mal wieder Zeit weiterzuziehen.

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ID: 3269150
                Frühstückskorb von Fjällnäs Camping

                Immerhin sind die Vorräte für die kommenden Tage schon gepackt und so schaffe ich es kurz vor zehn endlich loszukommen. Die München nutzen einen Transfer vom Campingplatz nach Funäsdalen und fahren damit bis Tänndalen, um acht Kilometer zu sparen und Grövelsjön rechtzeitig zu erreichen. Aber Abkürzen ist nicht und so werde ich bei meinem Marsch an der Straße entlang von dem Kleinbus überholt. Während ich so an der Straße entlang lauf, kommt mir in der Sinn, dass ich das Stück ja gestern schon gelaufen bin und der Bus gar keine Abkürzung gewesen wäre … zu spät.
                Nach guten zwei Kilometern erreiche ich die Mautstraße zum Svansjönkläppen und biege kostenlos ab. Hier kommt mir die Shopping-Tour von gestern zu Gute die jetzt zwei Stunden spart.
                Nach der Überquerung des Tännån beginnt in einer Siedlung mit teilweise tollen Ferienhäusern der Aufstieg, der durch Bauarbeiten und große Kipper mit deren Staubentwicklung zusätzlich erschwert wird.

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ID: 3269151
                Konkurrenz auf der Piste

                Nach dem ersten langen Aufstieg erreiche ich den gut gefüllten Parkplatz am Svansjönkläppen und mache etwas abseits erstmal eine Pause mit Blick auf den See Svansjön. Erholt geht es dann abseits der Ströme der Tageswanderer auf einen Weg, der mich in einen großen Bogen um den Svansjön Richtung Rogen führt. Dieser beginnt zunächst sehr matschig, wird dann aber besser, je weiter er ins Fjäll aufsteigt.

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ID: 3269152
                Svansjön

                Als ich die 150 Höhenmeter vom See auf das Vättafjället hinter mich gebaucht habe, laufe ich auf einem recht einfachen Weg mit tollem Pamorama oberhalb des Sees nach Südosten. Am Abfluss eines größeren Sees auf der Hochebene mache ich - wiederum mit Blick auf Svansjön – Pause. Es gibt frische Nudeln mit Pesto auf die ich mich seit gestern schon gefreut habe. Das mit dem Pesto-Glas, das ich jetzt im Müll mit mir rumschleppe habe ich mir dabei allerdings nicht so richtig gut überlegt.

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ID: 3269153
                Pause mit Ausblick

                Nach dem Mittag lässt der leichte Wind nach und ich merke erst jetzt, wie hier oben die Sonne brennt. Auch den Rentieren ist es (zu) warm – ein paar Exemplare stehen an ausgesetzten Stellen unbeweglich im (Rest-)Wind oder verstecken sich unter den wenigen krüppeligen Birken, die es hier oben ab und zu gibt.

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ID: 3269154

                Als es wieder zwischen ein paar kleinen Teichen abwärts geht, kommt mir ein vielleicht etwas überhitztes Rentier wie in Trance entgegen getrottet. Ich bleibe wie immer stehen, um es nicht aufzuscheuchen, aber es kommt einfach langsam weiter auf mich zu. Nachdem ich in Zeitlupe mein Smartphone zum Filmen gezückt habe, verfalle ich in vollkommen Starre. Als wäre ich nur ein komischer Stein dreht das Rentier unbeeindruckt immer enger werdende Kreise um mich und kommt mir dabei mit gesenktem Kopf fressend stetig näher. Vier Meter vor mir schreckt es dann doch auf, scheint sich aber dann ganz cool aus der Affäre ziehen zu wollen, in dem es langsam den Rückzug antritt.

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ID: 3269155

                Nach einer Trinkpause an einem kleinen See folge ich weiter dem Pfad und treffe bald auf den Weg von Tänndalen in den Rogen. Kurz hinter der Kreuzung beginnt dann das Rogen-Naturreservat, gekennzeichnet durch ein paar Info-Tafeln. Um 16:33 Uhr betrete ich dann offiziell den Rogen und bin etwas erschreckt, dass es schon so spät ist. Schließlich hatte ich gestern Abend mal die kühne Fantasie, es an diesem Tag noch bis zur Skedbrostugan zu schaffen. Das sind jetzt noch gute dreizehn Kilometer, allerdings dreizehn Rogen-Kilometer. Ich schau mal, wie weit ich noch komme und schlage dann einfach mein Lager auf.

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ID: 3269156
                Blick über den Rogen

                Zunächst löse ich mich von dem schönen Fernblick und steige in die Welt der Rogenmoränen hinab. Schnell wird es steiniger und der anfängliche Schwung wird gebremst. Nach eineinhalb Kilometern Steingekraxel erreiche ich die Kota Broktjärnskojan. Die neue Hütte ist grundsätzlich sehr verlockend, es ist aber doch noch zu früh für ein Tagesende.

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ID: 3269157
                Kota Broktjärnskojan

                Also geht es weiter durch die Steine, die wirken, als hätte man sie hier bewusst aufgeschüttet, um die Wanderer hier zu ärgern. Zwei Kilometer weiter erreiche ich den Fluss Gaalovenjohke an dem es durchaus mehrere attraktive Lagerplätze gibt. Ich widerstehe der Lager-Möglichkeit, denn irgendwie hat mich der Ehrgeiz gepackt.

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ID: 3269158
                Fluss Gaalovenjohke

                Das war ein Fehler, denn jetzt kommt erstmal lange kein Platz mehr, auf dem ich mein Zelt mit gutem Gewissen aufstellen möchte, da das Gelände hier einfach zu steinig ist. Ein paar mückenverseuchte Flecken am See Dalstenshån gibt es noch, wo ich meine Zelt zwischen Bäume quetschen könnte, aber das war es dann schon. Mein Akku ist zwar recht leer, aber es reift die Erkenntnis, dass ich wohl doch bei der Skedbrostugna mein Lager aufschlagen werde.

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ID: 3269159
                See Dalstenshån

                Als ich den Dalstenshån hinter mir lasse, versucht die Sonne schon die letzten paar Grad zum Horizont zu erreichen. Die letzten zwei Kilometer ziehen sich nochmal wie Kaugummi. Mittlerweile ist auch der Kopf durch und ich muss mich konzentrieren, dass ich nicht irgendwo über die Steine stolpere, die in der leichten Dämmerung immer schlechter zu erkennen sind.

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ID: 3269160
                Ich brauche jetzt jede Motivation

                Nach guten vier Stunden Dauermarsch erreiche ich an der Kreuzung mit dem Weg aus Käringsjön endlich den See Skedbrosjön und finde gleich einen akzeptablen Lagerplat (siehe Karte) . Ich trinke schnell was und wasche mich im See ab, bevor mich die Mücken entdecken - immerhin ist die Sonne schon hinterm Horizont verschwunden und Wind hat aufgehört. Beim Zeltaufbau haben sie mich dann entdeckt. Mir ist aber aktuell alles egal und so steht das Zelt bald.

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ID: 3269161

                Es reicht noch für etwas Schokolade als Abendessen und dann geht’s in den Schlafsack. Ich überschlage nochmal kurz den anstrengenden Tag - das waren heute mal knappe dreißig Kilometer, davon dreizehn im Rogen und dann bin ich auch noch spät losgekommen. Zeit, mich selbst noch etwas zu feiern habe ich nicht mehr, bevor ich erschöpft einschlafe.
                Das Leben ist kein Ponyhof!

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                • 5-oclock-charlie

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                  • 23.11.2008
                  • 781
                  • Privat

                  • Meine Reisen

                  #9
                  19. August - Samstag

                  So tief und gut habe ich im Zelt lange nicht geschlafen. Draußen wartet blauer Himmel auf mich und ich kann so diesen schönen Platz am See zu ersten Mal richtig genießen. Ich setze noch einen drauf und mache mir ein leicht mondänes Frühstück mit Polarbröd und Trüffelsalami. Danach geht der Abbau recht schnell, da ich gestern keine Möglichkeit mehr hatte, meine Ausrüstung groß zu verteilen.

                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 08_01.jpg Ansichten: 0 Größe: 188,9 KB ID: 3269164

                  Heute möchte ich mindestens bis zur Gegend um die Rogenstugan kommen. Wenn es gut läuft will ich noch über den Tandsjövålen laufen und an der Südspitze des Rogen übernachten. Nach gestern bin ich aber vorsichtig mit zu ambitionierten Zielen. Allerdings soll es morgen stark regnen und eigentlich will ich über den Berg und die nachfolgenden Moränen noch rüber, bevor sie rutschig sind. Außerdem war beim letzten und einzigen Mal auf dem Tandsjövålen schlechte Sicht und ich konnte den Rogen und die umliegenden Seen nur erahnen.
                  Dank meines praktischen Standorts starte ich direkt an der Abzweigung Richtung Käringsjön. Der Weg dorthin beginnt gleich extrem steinig und bleibt auch die ersten vier Kilometer so. Mit kleiner Pause sind auf diesem Abschnitt gleich schon mal zweieinhalb Stunden weg. Dann wird es besser und bei blühenden Heideflächen zusammen mit der Sonne kommt fast ein sommerliches Hochgefühl auf.

                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 08_03.jpg Ansichten: 0 Größe: 178,3 KB ID: 3269165

                  Ein gutes Stück vor Käringsjön geht es nochmal durch einen lichten Wald, der teilweise unter Wasser steht, bevor ich dann plötzlich auf dem Parkplatz von Käringsjön stehe. Hier halte ich mich nicht lange auf und passiere die wohl bekannte Kanu-Einsatzstelle mit einem kurzen geistigen Rückblick auf die Kanutour, die wir hier 2016 gestartet haben.

                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 08_04.jpg Ansichten: 0 Größe: 161,8 KB ID: 3269166

                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 08_05.jpg Ansichten: 0 Größe: 277,7 KB ID: 3269167

                  Ein Stück später gönn ich mich an einem Bootsanleger eine Mittagstüte Trockennahrung und genieße etwas die Sonne, bevor es weiter Richtung Rogenstugan geht. Ich folge dem Käringsjön (See) weiter und bald treffe ich auf den relativ neuen Quad-Trail zum Rogen. Ich bin nicht gerade ein Freund dieser Piste und halte mich nur soweit darauf, wie es der Wegverlauf verlangt.

                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 08_06.jpg Ansichten: 0 Größe: 353,8 KB ID: 3269168
                  Kreuzung vor der Roganstugan

                  Nach zwei Kilometern bin wieder so im Flow, dass ich meine Abzweigung verpasse und fast direkt bis zur Rogenstugan anstatt zum Bereich östlich davon laufe. Beim Erreichen des Flusses aus dem Stor Tandsjön muss ich langsam die Entscheidung treffen, ob ich hier in der Gegend übernachten will oder noch über den Tandsjövålen hinüber will. Meine Füße und Beine melden grün und so geht es nach einen längeren Fjälltalk mit einem Deutschen Trekker den Berg hinauf. Wenig später verquatsche ich mich gleich mit dem nächsten entgegenkommenden Deutschen und schon ist wieder ist eine Stunde mit Gespräche vergangen.

                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 08_07.jpg Ansichten: 0 Größe: 376,9 KB ID: 3269169
                  Idylle zwischen Stor Tandsjön und Rogen

                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 08_08.jpg Ansichten: 0 Größe: 250,0 KB ID: 3269170
                  Aufstieg mit Ausblick

                  So konnte ich mich immerhin vorm Aufstieg auf den Tandsjövålen noch etwas ausruhen. Das erste Stück gestaltet sich dank Bohlenwegen allerdings sehr einfach, weiter oben zieht es sich dann aber, da der Berg von unten aus gesehen mehrere Gipfel hat und ich mehrfach meinte, dass ich oben wäre. Wirklich oben angekommen, habe ich dank des heute noch guten Wetters einen tollen Ausblick über den Rogen und die umliegenden Seen. Zwar ist der Blick nicht so spektakulär wie der vom Bustvålen, aber auf den Blick von hier kann man sich auf jeden Fall freuen.

                  Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 08_09.jpg Ansichten: 0 Größe: 184,5 KB ID: 3269171

                  Im Westen sehe ich von hier sogar schon das schlechte Wetter in Form einer Wolkenfront aufziehen und löse ich mich schweren Herzen von dem Ausblick hin zum Abstieg. Der geht zunächst entspannt los, wird dann aber schnell steiler und vor allem matschiger. Bald muss ich vorsichtig sein, um nicht hinzufallen und meiner Kleidung einen rustikale Woodstock-Optik zu verpassen. Und so komme ich wieder nicht so richtig gut voran und werde heute wohl wieder spät mein Lager aufschlagen.
                  Als es beim See Fisklöstjärnen wieder flacher wird, geht der Weg vom Matsch wieder in Moränen über. Was würde ich mal für einen Kilometer einfachen Weg geben. Immerhin ist es bald nur noch einen Kilometer bis zum Ziel, der es aber dank aufgetürmter Steinhaufen nochmal in sich hat. Nach einem letzten kleinen Abstieg erreiche ich endlich die Abzweigung zum Windschutz und freu mich schon da zu sein. Allerdings brauche ich nochmal fünfzehn Minuten bis dorthin, da der Rogen leichtes Hochwasser hat und der Weg teilweise unter Wasser steht. Immerhin erkenne beim Klettern über Umwege schon eine neue Kota, die hier seit meinem letzten Besuch aufgestellt wurde und jetzt eine einfache Schlafstelle bietet. Leider ist sie schon mit einem älteres Ehepaar aus Nürnberg (Name habe ich auch schon vergessen) belegt, das gerade ein Feuer vor dem Windschutz entfacht.

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                  Kota am Südende des Rogen

                  Alternativ will auf der angrenzenden Halbinsel (im Sumpf) mit Blick auf den Rogen übernachten, komme dort aber wegen des Hochwassers trockenen Fußes nicht hin, sodass dies auch ausfällt. So stelle ich mein Zelt schnell unterhalb der Kota (siehe Karte) auf, bevor es noch mehr dämmert. Den Rest des Abends unterhalte ich mich noch den ganzen Abend mit den beiden Nürnbergern und vernichte noch das restliche Polarbröd mit Salami. Die beiden sind schon seit Jahrzehnten in Skandinavien und der ganzen Welt unterwegs und können dem entsprechend viel Interessantes erzählen. Irgendwann siegt dann die Müdigkeit und ich verziehe mich ins Zelt – schließlich waren es heute auch wieder 26 (Rogen-)Kilometer.

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                  Zuletzt geändert von 5-oclock-charlie; 15.07.2024, 15:51.
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                  • 5-oclock-charlie

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                    #10
                    20. August - Sonntag


                    Dank der Kilometer habe ich wieder gut geschlafen, auch wenn ich aus der Kota entferntes Schnarchen gehört habe. Das Bild außerhalb des Zeltes ist nicht so gut, wie die letzten Tage. Über dem Rogen hängt Nebel und der Himmel ist voller Wolken. Ich baue schnell mein trockenes Zelt ab, bevor der angekündigte Regen beginnt. Beim Frühstück im Windschutz kommen die beiden Nürnberger aus der Kota und starten gleich durch, um noch vorm Regen ein paar Kilometer zu machen. Allerdings fängt es umgehend an zu regnen, nachdem sie aus meinem Sichtbereich verschwunden sind.

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ID: 3269175

                    Ich überwinde auch bald die Versuchung noch länger trocken im Windschutz zu sitzen und schultere meinen Rucksack. Nach zwei Rentiertoren aus Bohlen und einem guten Stück überflutetem Pfad laufe ich wieder auf dem Hauptweg Richtung Storrodtjärnstugan. Durch lichten Birkenwald geht es zunächst bergauf, dann folgt ein Stück mit langen Bretterwegen, die immerhin so oft begangen werden, dass sie nicht so rutschig sind.

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ID: 3269176
                    Spaß beim Wegebau

                    Um 10:53 verlasse ich den Rogen offiziell wieder. Bei einer kleinen Pause an der Grenze schaue ich auf den Timestamp meines Fotos vom Passieren des Eingangs des Rogens und rechne aus, dass ich genau 42 Stunden und 20 Minuten im Rogen war. Eigentlich viel zu kurz für diesen herrlichen Flecken Erde, ich freue mich angesichts des trüben Wetters aber dennoch, dass ich gestern noch auf dem Tandsjövålen war.

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                    Um das zu bestätigen, wird das Wetter auch weiter oben hinter der Baumgrenze zunehmend schlechter. An der Storrodtjärnstugan widerstehe ich dem Drang nach einer Pause in der Hütte, um nicht wieder in der Hütte zu versumpfen. Stattdessen stell ich mich nur für einen Snack unter das Vordach der Hütte.

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ID: 3269178
                    Storrodtjärnstugan aus der Ferne

                    Nach etwas Überwindung starte ich wieder in den Regen zu dem sich mittlerweile noch Wind gesellt hat. Bald überhole ich die Nürnberger, die sich im Regenguss über die Steine kämpfen. Nach zwei Kilometern, die so gar keinen Spaß gemacht haben, erreiche ich die Slagusjön-Nothütte. Da ich schon mal nass bin, hole noch schnell Wasser aus dem gleichnamigen See und verkrieche mich dann erst in die dunkle, aber trockene Hütte. Während ich meinen Kocher aufbaue, treffen die Nürnberger ein und bald riecht es in der Hütte nach Essen. Als noch ein patschnasser Schwede eintrifft, wird es in der Hütte gemütlich eng.
                    Nach einer warmen Mahlzeit und einem ausführlichen Austausch über unsere Routen wollen/müssen alle langsam wieder weiter. Ich packe noch in Ruhe ein, hab dann aber bald nichts mehr zu tun, um meinen Abmarsch in den Regen weiter zu verzögern. Als letzter verlasse ich den Unterstand in die graue nasse Waschküche. Sollte es weiter den ganzen Tag so regnen wie jetzt, schlage ich mein Lager vielleicht doch nicht am Hävlingen auf, sondern gehe nach Hävlingsstugorna. Ich wollte mir die Hüttenanlage sowieso schon mal anschauen – wieso nicht gleich mal bei Regen, wenn es sich anbietet.

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                    Hat was von Geister-Rentieren

                    Auch wenn es wieder stärker als vorm Mittag regnet, ist das nächste Stück entspannt, da nach der Hütte fünfhundert Meter Bohlenwege folgen. Nach den Bohlenwegen wird es dann immer steiniger und in einen im engen Gewirr aus Steinen und Bäumen überhole ich die Nürnberger, die auch zu Hävlingsstugorna wollen. Bei Regen ist das ständige auf und ab über die nassen Steine anstrengend und riskant und so freue ich mich als das Terrain kurz vorm Hävlingen einfacher wird. Während es wieder stärker regnet, komme ich über einen fast schon komfortablen Waldweg schnell zum Windschutz am Hävlingen. Leider ist dieser schon mit vier Leuten belegt und so fällt meine endgültige Entscheidung zur Hävlingsstugorna zu laufen. Kurz nach dem Windschutz passiere ich die Brücke und Bootsrampe am Hävlingen und biege danach am See entlang Richtung Hüttenanlage ab. Ein Kilometer ist es noch bis dorthin ins Trockene und der Regen gibt nochmal alles, um mich zu den Hütten zu treiben.
                    So ist hier alles matschig und steht unter Wasser, was mich aber dank Aussicht auf ein festes Dach überm Kopf nicht mehr stört. Zunächst erreiche ich eine Rasthütte, ähnlich der von heute Mittag, in der aber Übernachten nicht erlaubt ist – schade, aber verständlich. Ich gehe schnell weiter zur Hävlingsstugorna, einer Anlage aus zwei größeren Häusern mit Sammelunterkünften, mehrerer Hütten mit vier Betten und ein paar allgemeinen Gebäuden wie dem Verwaltungsgebäude. Dort stell ich mich gleich hinter einer Dame an, die gerade eincheckt. Bei der Unterhaltung höre ich, dass nur noch zwei Betten in den großen Hütte und eine Vierer-Hütte frei sind. Als sich hinter mir noch vier Leute anstellen und sich unterhalten, was sie buchen sollen, fangen meine Gedanken an zu rasen und ich rechne schnell aus, das es für die Nürnberger nicht mehr reichen könnte.
                    Wenn ich jetzt ein Bett buche und die Gruppe hinter mir die Hütte bucht, gehen die Nürnberger leer aus. Oder ich verzichte auf eine feste Unterkunft, dann könnte aber noch jemand vor den Nürnbergern kommen und das bringt dann auch nichts. Kurzum, ich packe mein virtuelles Handtuch aus und werde die letzte Hütte für uns drei reservieren bzw. buchen. Als ich dran komme, wundert sich die Dame im Büro, dass heute bei Regen so viel los ist. Ich kann die letzte Hütte buchen und bitte sie noch, die Nürnberger zu mir in die Hütte zu schicken, da ich von der Hütte den Eingang der Verwaltung nicht einsehen kann.
                    Ein paar Minuten später beziehe die Hütte (siehe Karte), erledige drinnen ein paar Mücken und sortiere meine Ausrüstung nach trocken und zu trocknen. Für letzte Gruppe feuere den Ofen an und hole dann Wasser am rauschenden Bach direkt hinter der Hütte. Als ich mir gerade etwas zu Essen mache, kommen die durchnässten Nürnberger an und freuen sich, dass ich an sie gedacht habe. Wir quatschen so lange, bis das Feuer im Ofen wieder ausgegangen ist, aber nachdem wir neues Holz geholte haben, wird der Ofen noch mal richtig angeschmissen. Bald ist die Hütte fast 30° warm, und drei Sätze nasse Klamotten und Schuhe umzingeln den Ofen.
                    Den Rest des kurzweiligen Abends verbringen wir mit Outdoor- und Reisegeschichten und nach dem Abendessen flicke noch meine Hose, die in den letzten Tagen etwas zu viel gelitten hat. Leider ist der Ofen dann zu lange gelaufen und zur Schlafenszeit ist es noch viel zu warm in der Hütte. So lese ich noch etwas im Schein meiner Behelfstaschenlampe, bevor es dann erträglich wird und ich an schlafen denken kann.
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                    • 5-oclock-charlie

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                      • 23.11.2008
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                      #11
                      21. August - Montag

                      Neuer Tag, neues Glück – immerhin kein Regen, auch wenn draußen alles noch grau ist. Wir frühstücken noch gemütlich in der Hütte zusammen, bevor die Nürnberger aufbrechen. Ich mache noch sauber und fülle Wasser und Brennholz auf, bevor ich mich auch auf den Weg nach Grövelsjön mache. Das erste Stück gehe ich noch den matschigen Weg von gestern zurück, bald zweigt der Weg dann aber den Berg hoch ab in den Wald. Nach 150 Höhenmetern Aufstieg komme ich aus dem Wald in das weitläufige und relativ ebene Fjäll. Jetzt sind es noch entspannte acht Kilometer bis Grövelsjön – genug Zeit zu überlegen, wie es danach weitergeht.

                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 10_01.jpg Ansichten: 0 Größe: 174,8 KB ID: 3269181

                      Kartenmaterial habe ich noch bis Sälen zum Ende des Südlichen Kungsleden, mein Zeitfenster reicht allerdings nicht mehr bis dorthin, da ich zu viele kurze Tage hatte. Das nächste erreichbare Ziel mit Busanbindung ist Flötningen, das Stück bis dahin hatte ich aber sehr sumpfig und eher unattraktiv in Erinnerung. Oberhalb von Grövelsjön habe ich wieder Mobilfunkempfung und checke bei einer Pause das Wetter der nächsten Tage und prüfe die Buszeiten ab Flötningen. Von dort fährt zwar täglich ein Bus, aber der startet schon relativ unpraktisch um 6:41. Das Wetter für die nächsten Tage verspricht weiter viel Regen und für morgen sogar Starkregen und Gewitter.

                      Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: 10_02.jpg Ansichten: 0 Größe: 154,7 KB ID: 3269182
                      Unendliche Weiten für viele Gedanken

                      Unentschlossen steige ich den Berg zur Fjällstation hinab. Einerseits will ich noch weiter, weil ich noch ein paar Tage übrig habe, anderseits spricht wenig für die nächsten drei Tage. So setze mich mit kühler Cola und kühlem Bier vor die Fjällstation und wäge für und wieder ab. Bald komme ich mit einem Schweden ins Gespräch, der den Kungsleden von Süden geht und in Sälen gestartet ist. Er regt sich völlig unschwedisch sehr auf über den besch… Weg, der komplett matschig, sumpfig und überschwemmt ist. Diese Einschätzung hat wahrscheinlich das Pendel endgültig Richtung Hierbleiben ausschlagen lassen. Ich checke mit einem gemischten Gefühl in Fjällstation ein, damit ich mich wieder zivilisieren kann. Theoretisch könnte ich auch noch jetzt gleich mit dem Bus losfahren, aber so hätte ich noch einen Tag mehr zu füllen und würde darüber hinaus stinkend und ungeduscht im Bus sitzen.
                      Immerhin penne ich Outdoor-gerecht im Zelt auf dem Gelände (siehe Karte) und nicht in einem Zimmer. So baue ich mein Zelt auf und springe dann erstmal unter die warme Dusche. Danach stöbere noch etwas durch den großen Shop und setze mich dann wieder vor die Tür in die ab und zu durchkommende Sonne. Bald kommen bekannte Gesichter zur Fjällstation: Die Münchner, die ich in Fjällnäs und Klinken getroffen hatte und die ich scheinbar bei meiner Express-Durchquerung des Rogen überholt habe. Wir holen uns noch ein Bier und tauschen uns über die letzten Tage aus. Während die beiden sich für ein Abendessen in der Fjällstation wieder stadtfein machen, koche ich mir noch ein schnelles Abendessen und dann geht es in die Horizontale, da der Regen schon wieder da ist.
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                      • 5-oclock-charlie

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                        • 23.11.2008
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                        #12
                        22. August - Dienstag

                        Ich wache auf, als zu nachtschlafender Zeit in der Nähe ein Zelt abgebaut wird – vermutlich um den 6:45-Bus zu bekommen. Ich überlege auch noch kurz, ob ich auch es versuche, jetzt wo ich schon mal wach bin. Allerdings ist es im Schlafsack noch zu gemütlich und ich habe ja noch mehr als genug Zeit. So geht mein Bus erst um 14:30 und ich dreh mich nochmal um. Nach einem Frühstück auf den Bänken vor der Fjällstation baue ich mein Zelt ab und dusche im Keller der Station.
                        Danach heißt es Zeit totschlagen in den Gesellschafträumen im Untergeschoss und im Shop der Station, da draußen der angekündigte Starkregen runtergeht. Ich verifiziere nochmal die rausgesuchte Bus/Bahnverbindung und schaue nach Unterkünften in Stockholm, wo ich jetzt noch vier Tage habe. Allerdings bin ich von den Unterkunftspreise etwas geschockt, die aktuell ungefähr doppelt so hoch sind wie sonst. Ich kann allerdings nicht rausfinden, welches Event die Preise so in die Höhe treibt.
                        So steht mein endgültiger Plan bald. Mit dem Bus geht es nach Mora, dann mit Bahn nach Borlänge und halb elf bin ich dann in Stockholm Centralstation. Dann geht es für drei Nächte in den Vorort Kista, bevor mein umgebuchter Flug mich wieder etwas früher nach Hause bringt.

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ID: 3269184
                        Ende Gelände

                        Pünktlich um 14:30 fährt der kleine Bus ab und im Regen geht es nach Mora. Im Bus buche ich das Hotel in Stockholm-Kista und möchte dann den Zug von Mora nach Stockholm buchen. Komischerweise ist die Online-Buchung gerade nicht möglich, so werde ich es in Mora am Bahnhof versuchen.
                        Dort abgekommen, steht allerdings an einem Info-Bildschirm, dass heute beide Züge nach Borlänge ausfallen. Ich treffe noch ein paar andere Reisende, die nach Stockholm/Borlänge wollen und schließe mich der irritierten Gruppe an. Eine ältere Dame hat dann irgendwann rausgefunden, dass es wohl einen Schienenersatzverkehr gibt, niemand weiß aber, wo dieser starten soll. So lungern wir am Busbahnhof rum, bis dann endlich ein Bus kommt.

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ID: 3269185
                        Bahnhof Mora

                        Wir kommen schon zu spät in Mora los und nach einer halben Stunde ist dann schon absehbar, dass wir den (letzten) Zug von Borlänge nach Stockholm nicht mehr rechtzeitig erreichen werden. Drei Leidensgenossen klemmen sich an die Hotline der SJ und probieren parallel, dass es unsere kleine Gruppe von zehn Leuten heute noch nach Stockholm schafft. Nach einem knappen Duzend Gesprächen heißt es, dass der Zug nach Stockholm in Borlänge auf uns warten wird – das ist mal ein Service.
                        Wir erreichen Borlänge dann zwanzig Minuten nach geplanter Abfahrt des Zuges und unsere Gruppe eilt geschlossen zum Bahnsteig. Dort steht allerdings kein Zug, dafür ist der Bahnsteig aber noch so voll mit Leuten, dass der Zug noch hier gewesen sein kann. Nach fünfzehn Minuten Wartezeit rollt der Zug dann langsam ein und wir fahren mit vierzig Minuten Verspätung los. Entweder haben sie den Zug auf der Strecke langsamer für uns fahren lassen oder er war sowieso zu spät. Nach elf erreichen wir erst Stockholm C und nach einer längeren Fahrt mit der U-Bahn kann ich dann im Stadtteil Kista schließlich einchecken und mich in die Kiste hauen.
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                        • 5-oclock-charlie

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                          • 23.11.2008
                          • 781
                          • Privat

                          • Meine Reisen

                          #13
                          23. August - 24. August 2023 - Mittwoch / Donnerstag

                          Die nächsten beiden Tage verlaufen unspektakulär touristisch mit allgemeinem Sightseeing und einem erneuten Besuch bei der Wasa. Da ich mein gesamtes Gepäck schleppen musste und dementsprechend keine „zivilen“ Klamotten mit habe, renn ich die beiden Tage mit dicken Meindl-Stiefeln und Outdoor-Klamotten (natürlich vorher gewaschen) durch Stockholm – und niemanden interessiert das

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                          • 5-oclock-charlie

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                            • 23.11.2008
                            • 781
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                            #14
                            25. August 2023 - Freitag

                            Eigentlich wäre ich erst Sonntag zurückgeflogen, da ich aber früher mit meiner Tour durch war und ich zu Hause noch an einem Event am Wochenende teilnehmen konnte, habe ich meinen Flug auf Freitag vorgezogen. Ich musste so zwar von SAS auf Eurowings wechseln, dafür war der neue Flug billiger als das, was ich von SAS zurückbekommen habe.
                            So mache ich mich vormittags mit dem Flygbussarna von Kista direkt zum Flughafen Stockholm-Arlanda auf. Der Check In geht skandinavisch problemlos und als ich etwas wehmütig an der SAS Lounge vorbeischlendere, fällt mir ein, das ich bei Eurowings BIZclass gebucht habe, weil die komischerweise billiger als Economy war. Kurz gegoogelt und tatsächlich ist auch hier eine Lounge dabei, wenn auch nicht die von SAS. Ich gehe in die Norrsken Lounge und das einzig Gute hier ist, dass das Bier kalt ist. Wer also mal hier hin „darf“, die aktuelle Google-Bewertung für die Lounge sind 1,4 Sterne – und die sind durchaus berechtigt. Dem entsprechend kurz ist mein Aufenthalt hier und ich bewege mich zum Gate.

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ID: 3269192

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                              #15
                              Sehr schön! Wir sind die gleiche Strecke im September 2022 gelaufen, allerdings von Süden nach Norden und ohne einen einzigen Tag Regen (!).
                              Dafür hatte ich ab Mitte der Tour eine Mordserkältung (vielleicht war es auch Corona?), so heftig, dass ich nach der Rückkehr wegen verstopftem Ohr sogar beim HNO war.
                              Alles unter Nutriscore "D" ist rausgeschmissenes Geld.

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                                • 05.09.2017
                                • 428
                                • Privat

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                                #16
                                Vielen Dank für den schönen, ausführlichen und mitreissenden Bericht!

                                Ich war etwas vor dir auf selbiger Strecke unterwegs und konnte dank deines Berichts in Erinnerungen schwelgen. Ich bin am 25.07. in Storlien gestartet und am 11.08. wieder nach Hause geflogen. Das Wetter war bei dir wie es aussieht etwas besser als bei mir, und scheint auch nicht matschiger geworden zu sein - es hatte aber auch schon den ganzen Juni und Juli viel zu viel geregnet.

                                Mein Tipp für alle, die vor Grövelsjön noch Zeit übrig haben: die Rogenstugan hat eine wunderbare Sauna gleich am Seeufer. Gerade wenns so ein kühler Regensommer ist wie 2023, dann ist die himmlisch. Ich hatte ursprünglich überlegt, bis Sälen zu gehen, aber da ich zum einen schon Schwimmhäute entwickelte und zum anderen auch schon vom Trailfunk gehört hatte, wie mies (bzw. komplett im Wasser versunken) die Wege dort waren, habe ich dort einen Pausentag verbracht und zweimal sehr ausgiebig sauniert.

                                Bei mir hat es länger gedauert, bis ich aus Mora weggekommen bin, denn ich hatte genau den Tag erwischt, an dem es die Gleise in Uppsala weggespült hat (wir durften erst mal fünf Stunden im stehenden Zug warten, während alle 30 Minuten die Durchsage kam, dass niemand eine Ahnung hat was gerade los ist, weil man weder die Zentrale noch andere Bahnhöfe telefonisch erreichen kann). Den Ersatzbus zu finden war genauso spannend wie bei dir.
                                There is only one single long trail, and you never stop walking it.

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                                • 5-oclock-charlie

                                  Dauerbesucher
                                  • 23.11.2008
                                  • 781
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                                  #17
                                  Da habe ich ja mit dem Wetter fast noch Glück gehabt. Allerdings reicht es jetzt mal den regnerischen Skandinavien-Touren - meine letzten drei Touren waren gefühlt viel zu nass - dieses Jahr (Sulitjelma-Kvikkjokk-Adolfström) bin ich mal wieder mit gutem Wetter dran
                                  Das Leben ist kein Ponyhof!

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                                  • Breitfuessling

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                                    • 06.04.2023
                                    • 803
                                    • Privat

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                                    #18
                                    Danke für den schönen Bericht, bei dem ich gut mitfühlen konnte, wie du voran geschwommen bist. Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: IMG_2587.jpg Ansichten: 0 Größe: 1,56 MB ID: 3271222
                                    Zuletzt geändert von Breitfuessling; 29.07.2024, 16:30.
                                    Ruhe, Licht oder nicht und Zeit. Was braucht man noch?

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                                    • bogus
                                      Erfahren
                                      • 11.05.2012
                                      • 156
                                      • Privat

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                                      #19
                                      Danke für den tollen Bericht. Sehr unterhaltsam geschrieben und eine Woche vor meiner Reise genau richtig um sich noch mal ein Bild machen zu können. Freue mich nun ums so mehr auf die Tour

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                                      • 5-oclock-charlie

                                        Dauerbesucher
                                        • 23.11.2008
                                        • 781
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                                        #20
                                        Vielen Dank und viel Spaß auf der Tour. Kannst ja hinter mal schreiben, wie die Bedingungen waren und ob sich schon sichtbar was an den großen Hütten von Helag bis Blåhammarens getan hat
                                        Das Leben ist kein Ponyhof!

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