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Termin 11.07.2002 – 28.08.2002
Süd- und Westküste Großbritanniens und Irland
Reise mit dem Motorrad, Wandertouren.
Vorwort:
Die Reise fand bereits im Jahr 2002 statt. Damals kannte ich das Forum noch nicht, hatte noch keine Digitalkamera und habe lediglich Tagebuch geschrieben, in das ich Postkarten geklebt habe, die natürlich dem Copyright unterliegen. Nur einige wenige analoge Fotos sind vorhanden, die ich nun eingescannt habe. Die Bilder wurden nicht bearbeitet. Einige besonders krasse Farben schreibe ich der Alterung der Fotos zu. Möglicherweise haben sich durch die digitale Technik aber auch die Sehgewohnheiten geändert.
Dass ich dennoch aus der Reise einen Reisebericht mache, liegt daran, dass ich die Aufzeichnungen erhalten möchte. Da ich das Tagebuch in Englisch geschrieben habe (zur Übung), ist der Stil einfach gehalten. Eventuell muss ich einiges aus dem Gedächtnis ergänzen. Die Schreibweise der Ortsnamen kann in einigen Fällen fehlerhaft sein, so ich es merke, werde ich es korrigieren.
Diese Reise war meine erste echte Soloreise und mein erster echter Urlaub überhaupt. Zuerst wollte ich zum Nordkap fahren, doch viele Biker rieten mir ab, weil ein großer Teil der Strecke, wenn man alleine fährt, doch recht eintönig ist und das Nordkap ein touristisches Zentrum ist, welches Eintritt kostet. Also entschied ich mich für den Traum aller Aussteiger – für Irland. Gesagt getan. England und Irland – warum nicht, immerhin hatte ich die Sprache lange genug in der Schule gelernt. Leider fuhr die Englandfähre nicht mehr ab Hamburg, aber immerhin noch ab Cuxhaven und so buchte ich die erste Fährfahrt meines Lebens für stolze 130,00 €. Das war viel Geld, denn noch rechnete man ja in Mark, so lange war die Euroeinführung noch nicht her.
Geotagged habe ich Doolin, da Doolin ungefähr in der Mitte der Reise lag.
1.Teil Südengland
Do 11. Juli 2002
Die Reise beginnt damit, dass mein Kumpel, der mich nach Cuxhaven begleiten wollte, zu spät kommt. Auf halber Strecke ist dann noch seine Maschine defekt und ich bin genervt. Also fahre ich alleine nach Cuxhaven. Es regnet in Strömen. Die Abfertigung klappt wunderbar, das hatte ich mir schwerer vorgestellt. Ich stelle die Maschine ab und nehme meinen Tankrucksack mit, den Rest lasse ich auf der Maschine, wird hier schon niemand stehlen. Was ich nicht weiß, ist, dass die Türen nach der Abfahrt komplett verriegelt werden. So kaufe ich mir später für 4 Euro die teuerste Zahnbürste meines Lebens.
Meine Kabine ist auf dem untersten Unterdeck, eine Vierbettkabine ohne Fenster direkt neben dem Motor. Ich gehe nur kurz auf das Deck, dann lege ich mich bei dem ohrenbetäubenden Maschinenlärm ins Bett. Mein Fuß schmerzt. Ich hatte die Woche zuvor eine Bänderdehnung und Kapselprellung im Fußgelenk erlitten, als ich mit dem rechten Fuß umgeknickt war. Motorradfahren geht gut, laufen nicht. Ich lege mich in das obere Bett, der Fuß ist dick und pocht, ich komme mir vor, wie in einem stählernen Sarg und denke an die Titanic: Hier komme ich nie wieder raus, wenn das Schiff untergeht. Halb schlafe ich, halb wache ich, später kommen noch andere Leute, ob ich wirklich geschlafen habe, weiß ich nicht, aber vermutlich schon.
Fr 12. Juli 2002
Um 11.15 Uhr betrete ich englischen Boden. Zwei andere Biker fragen mich, ob ich nach Newcastle will, da ist ein Bikertreffen, aber ich sage, ich will nach Cornwall. Schließlich will ich ja hoch nach Irland. Ich fahre die M5 entlang, an einer Tankstelle kaufe ich leckeren Orangensaft als Wegzehrung. Ich streife London, es regnet in Strömen, an der Brücke muss ich Gebühren zahlen. Bloß weg hier. Der Linksverkehr geht besser als gedacht, die Autos fahren auch nicht so schnell wie bei uns, das ist angenehm. Ich halte mich in südwestlicher Richtung, ohne zu wissen, wo ich hin will. Ein Bett wäre jetzt gut, mein Fuß tut wieder weh. Ich lande in Hythe in the New Forest und suche eine Touristeninformation. Tatsächlich finde ich eine mit viel Glück, es ist gegen 18.00 Uhr, schon fast zu spät. Sie findet für mich ein B&B. Die Vermieterin ist nett, das Zimmer okay, der Preis stolz – 25 Pfund, in Mark gerechnet fast 80 Mark oder 40 Euro. Für mich ein Vermögen. Ab morgen muss ich campen gehen.
Ich gehe zum nächsten Supermarkt und kaufe Milch und Cornflakes. Alles andere ist zu teuer. Dann gehe ich noch etwas spazieren, um meinen Fuß zu bewegen. Ich laufe am Fluss entlang und bin verwundert, in England zu sein. Eine Band spielt am Fluss und als ich weiter gehe, sehe ich eine riesige Seebrücke, auf der eine alte Straßenbahn (Harbour-railroad) fährt. Ich fahre einmal hin und her für kleines Geld. Der Charme eines untergehenden Städtchens, das schon bessere Zeiten gesehen hat. Als ich zurück gehe, sehe ich ein Schild, das die alte Bedeutung von Hythe spiegelt: Hythe, the place, where the Supermanic factory produced a new, invented aeroplane. Das Flugzeug wurde später unter dem Namen „Spitfire“ berühmt. Und ich erfahre, dass Hythe bei Southhampton liegt, wo die Titanic zu ihrer letzten Fahrt startete. Fast jede Familie in der Gegend verlor Verwandte, da viele Angehörige der Crew aus Southhampton kam.
Sa 13.07.2002
Am Morgen bekomme ich ein klassisches Frühstück serviert: Müsli, ham and egg, mushrooms, tomatoes, beans, toast und tea. Ich bin glücklich, ich liebe english breakfast. Ich habe wunderbar geschlafen und fühle mich erheblich besser. Ich fahre durch den New Forest und sehe Wildpferde – klar, hier kommen die New Forest Ponies her. Nie vorher nachgedacht, warum die so heißen – jetzt weiß ich es.

Zur Info: Die Ponys sind hinter dem Straßenschild
Es ist heiß heute, ich fahre nach Beaulieu, weil ich denke, dort ist ein Flugzeugmuseum, doch es ist nur ein Rennwagen Museum, das Flugzeugmuseum ist in Bournemouth. Ich entschließe mich, das Museum dennoch zu besuchen, der Parkplatz ist recht leer und ich riskiere, mein Gepäck auf der Maschine zu lassen. Im Museum ist eine lange Schlange, ich beschließe, nur den gift-shop zu besuchen und kaufe Postkarten. So lange möchte ich meine Maschine doch nicht alleine lassen. Ich verpasse Oldtimer, Formel 1 Rennwagen, James Bond Boote und historische Busse.
Ich fahre weiter Richtung Küste. Es ist Samstag, die Straßen sind verstopft. So entscheide ich mich, Bournemouth nur zu durchfahren und lenke mein Motorrad Richtung Poole. Poole hat einen riesigen Sandstrand, den schönsten der Südküste, ein Bekannter von mir, ist da immer hingefahren. Der Strand ist voller Surfer und Sonnenanbeter, ich sehne mich aber eher nach Ruhe und so fahre ich Richtung Dorchester. Auf meiner Karte ist bei Sherbourne ein Campingplatz eingezeichnet. Plötzlich sehe ich an einem Hügel einen aus Steinen gebildeten Mann – the Giant.

Erst denke ich, das Kunstwerk ist ein Schülerstreich, doch er ist alt und eine Sehenswürdigkeit. In Cerne Abbas finde ich einen Informationsschalter und bekomme den Weg zu einem kleinen Campingplatz auf dem Hügel erklärt. Der Platz ist eigentlich nur eine Wiese eines Bauern mit einfachen Sanitäranlagen – aber genau das, was ich mir gewünscht habe. Der Ausblick gefällt mir.

Ich baue mein Zelt auf und laufe ein wenig durch die Felder, um meinen Fuß zu trainieren.

Als ich zurück komme, komme ich mit anderen Zeltern ins Gespräch, wir reden lange über die Beatles, Politik und Camilla Parker-Bowles, die meine Gesprächspartner ab und zu in London aus dem Hintereingang des Buckingham Palastes herauskommen sehen und mein Englisch wird immer besser. Sie erklären mir, dass die Menschen den Giant besuchen, um der Fruchtbarkeit nach zu helfen – an lauen Nächten geben sie sich daher in den Grenzen der Figur sexuellen Aktivitäten hin. Wir können uns ein Grinsen nicht verkneifen. Am späten Abend sehen wir dann noch ein Feuerwerk, das in Yeodil oder in Sherbourne stattfindet und damit ist der Tag perfekt abgerundet.
So 14. Juli 2002
Ich wache früh auf und starte entsprechend früh. Auf Nebenstraßen fahre ich nach Honiton und Exeter. Dann führt die Straße weiter durch Dartmoor National Park und ich bin ein wenig enttäuscht – ich habe ihn mir aufgrund von Krimilektüren unheimlicher vorgestellt. Allerdings ist das Moor Nationalpark und für den Verkehr gesperrt, so dass es sicherlich noch ganz andere Eindrücke geben könnte als von der Straße aus. Immerhin sehe ich ein paar wilde Dartmoorponys.


Weiter geht es über Liskeard und St. Anstell Richtung Falmouth, wo ich leider nur riesige Wohmobil-Campingplätze an der Küste sehe. Dann atemberaubende Anblicke der Küste, ein Traum, die Reise hat sich gelohnt. In St. Mawes findet sich auch kein Campingplatz, also fahre ich über Truro nach Helston. In Helston ist ein Royal Air Force Airport, in drei Tagen ist dort Flugtag, schade, da werde ich nicht mehr hier sein. 5 km vor Liezard, in Franchis finde ich einen Campingplatz, er kostet 9,50 Pfund, aber ich bin müde. Der Boden ist weich, das Motorrad sackt ein, aber ein Ehepaar aus Erlangen – sie ist Halbengländerin – helfen mir und geben mir ein Brett zum Unterlegen. Das Brett benutze ich noch heute. Der Platz ist schön, doch spazieren gehen kann man hier nicht. Ich kaufe ein paar Lebensmittel und entscheide mich, mir morgen etwas Günstigeres zu suchen. Mein ALDI Zelt erweist sich als ungeheuer praktisch – da es koppelbar ist, kann ich den hinteren, apsislosen Eingang öffnen und damit das Außenzelt ans Motorrad anbinden – Schutz vor Diebstahl und ich komme einfacher an die Koffer ran.
Süd- und Westküste Großbritanniens und Irland
Reise mit dem Motorrad, Wandertouren.
Vorwort:
Die Reise fand bereits im Jahr 2002 statt. Damals kannte ich das Forum noch nicht, hatte noch keine Digitalkamera und habe lediglich Tagebuch geschrieben, in das ich Postkarten geklebt habe, die natürlich dem Copyright unterliegen. Nur einige wenige analoge Fotos sind vorhanden, die ich nun eingescannt habe. Die Bilder wurden nicht bearbeitet. Einige besonders krasse Farben schreibe ich der Alterung der Fotos zu. Möglicherweise haben sich durch die digitale Technik aber auch die Sehgewohnheiten geändert.
Dass ich dennoch aus der Reise einen Reisebericht mache, liegt daran, dass ich die Aufzeichnungen erhalten möchte. Da ich das Tagebuch in Englisch geschrieben habe (zur Übung), ist der Stil einfach gehalten. Eventuell muss ich einiges aus dem Gedächtnis ergänzen. Die Schreibweise der Ortsnamen kann in einigen Fällen fehlerhaft sein, so ich es merke, werde ich es korrigieren.
Diese Reise war meine erste echte Soloreise und mein erster echter Urlaub überhaupt. Zuerst wollte ich zum Nordkap fahren, doch viele Biker rieten mir ab, weil ein großer Teil der Strecke, wenn man alleine fährt, doch recht eintönig ist und das Nordkap ein touristisches Zentrum ist, welches Eintritt kostet. Also entschied ich mich für den Traum aller Aussteiger – für Irland. Gesagt getan. England und Irland – warum nicht, immerhin hatte ich die Sprache lange genug in der Schule gelernt. Leider fuhr die Englandfähre nicht mehr ab Hamburg, aber immerhin noch ab Cuxhaven und so buchte ich die erste Fährfahrt meines Lebens für stolze 130,00 €. Das war viel Geld, denn noch rechnete man ja in Mark, so lange war die Euroeinführung noch nicht her.
Geotagged habe ich Doolin, da Doolin ungefähr in der Mitte der Reise lag.
1.Teil Südengland
Do 11. Juli 2002
Die Reise beginnt damit, dass mein Kumpel, der mich nach Cuxhaven begleiten wollte, zu spät kommt. Auf halber Strecke ist dann noch seine Maschine defekt und ich bin genervt. Also fahre ich alleine nach Cuxhaven. Es regnet in Strömen. Die Abfertigung klappt wunderbar, das hatte ich mir schwerer vorgestellt. Ich stelle die Maschine ab und nehme meinen Tankrucksack mit, den Rest lasse ich auf der Maschine, wird hier schon niemand stehlen. Was ich nicht weiß, ist, dass die Türen nach der Abfahrt komplett verriegelt werden. So kaufe ich mir später für 4 Euro die teuerste Zahnbürste meines Lebens.
Meine Kabine ist auf dem untersten Unterdeck, eine Vierbettkabine ohne Fenster direkt neben dem Motor. Ich gehe nur kurz auf das Deck, dann lege ich mich bei dem ohrenbetäubenden Maschinenlärm ins Bett. Mein Fuß schmerzt. Ich hatte die Woche zuvor eine Bänderdehnung und Kapselprellung im Fußgelenk erlitten, als ich mit dem rechten Fuß umgeknickt war. Motorradfahren geht gut, laufen nicht. Ich lege mich in das obere Bett, der Fuß ist dick und pocht, ich komme mir vor, wie in einem stählernen Sarg und denke an die Titanic: Hier komme ich nie wieder raus, wenn das Schiff untergeht. Halb schlafe ich, halb wache ich, später kommen noch andere Leute, ob ich wirklich geschlafen habe, weiß ich nicht, aber vermutlich schon.
Fr 12. Juli 2002
Um 11.15 Uhr betrete ich englischen Boden. Zwei andere Biker fragen mich, ob ich nach Newcastle will, da ist ein Bikertreffen, aber ich sage, ich will nach Cornwall. Schließlich will ich ja hoch nach Irland. Ich fahre die M5 entlang, an einer Tankstelle kaufe ich leckeren Orangensaft als Wegzehrung. Ich streife London, es regnet in Strömen, an der Brücke muss ich Gebühren zahlen. Bloß weg hier. Der Linksverkehr geht besser als gedacht, die Autos fahren auch nicht so schnell wie bei uns, das ist angenehm. Ich halte mich in südwestlicher Richtung, ohne zu wissen, wo ich hin will. Ein Bett wäre jetzt gut, mein Fuß tut wieder weh. Ich lande in Hythe in the New Forest und suche eine Touristeninformation. Tatsächlich finde ich eine mit viel Glück, es ist gegen 18.00 Uhr, schon fast zu spät. Sie findet für mich ein B&B. Die Vermieterin ist nett, das Zimmer okay, der Preis stolz – 25 Pfund, in Mark gerechnet fast 80 Mark oder 40 Euro. Für mich ein Vermögen. Ab morgen muss ich campen gehen.
Ich gehe zum nächsten Supermarkt und kaufe Milch und Cornflakes. Alles andere ist zu teuer. Dann gehe ich noch etwas spazieren, um meinen Fuß zu bewegen. Ich laufe am Fluss entlang und bin verwundert, in England zu sein. Eine Band spielt am Fluss und als ich weiter gehe, sehe ich eine riesige Seebrücke, auf der eine alte Straßenbahn (Harbour-railroad) fährt. Ich fahre einmal hin und her für kleines Geld. Der Charme eines untergehenden Städtchens, das schon bessere Zeiten gesehen hat. Als ich zurück gehe, sehe ich ein Schild, das die alte Bedeutung von Hythe spiegelt: Hythe, the place, where the Supermanic factory produced a new, invented aeroplane. Das Flugzeug wurde später unter dem Namen „Spitfire“ berühmt. Und ich erfahre, dass Hythe bei Southhampton liegt, wo die Titanic zu ihrer letzten Fahrt startete. Fast jede Familie in der Gegend verlor Verwandte, da viele Angehörige der Crew aus Southhampton kam.
Sa 13.07.2002
Am Morgen bekomme ich ein klassisches Frühstück serviert: Müsli, ham and egg, mushrooms, tomatoes, beans, toast und tea. Ich bin glücklich, ich liebe english breakfast. Ich habe wunderbar geschlafen und fühle mich erheblich besser. Ich fahre durch den New Forest und sehe Wildpferde – klar, hier kommen die New Forest Ponies her. Nie vorher nachgedacht, warum die so heißen – jetzt weiß ich es.

Zur Info: Die Ponys sind hinter dem Straßenschild
Es ist heiß heute, ich fahre nach Beaulieu, weil ich denke, dort ist ein Flugzeugmuseum, doch es ist nur ein Rennwagen Museum, das Flugzeugmuseum ist in Bournemouth. Ich entschließe mich, das Museum dennoch zu besuchen, der Parkplatz ist recht leer und ich riskiere, mein Gepäck auf der Maschine zu lassen. Im Museum ist eine lange Schlange, ich beschließe, nur den gift-shop zu besuchen und kaufe Postkarten. So lange möchte ich meine Maschine doch nicht alleine lassen. Ich verpasse Oldtimer, Formel 1 Rennwagen, James Bond Boote und historische Busse.
Ich fahre weiter Richtung Küste. Es ist Samstag, die Straßen sind verstopft. So entscheide ich mich, Bournemouth nur zu durchfahren und lenke mein Motorrad Richtung Poole. Poole hat einen riesigen Sandstrand, den schönsten der Südküste, ein Bekannter von mir, ist da immer hingefahren. Der Strand ist voller Surfer und Sonnenanbeter, ich sehne mich aber eher nach Ruhe und so fahre ich Richtung Dorchester. Auf meiner Karte ist bei Sherbourne ein Campingplatz eingezeichnet. Plötzlich sehe ich an einem Hügel einen aus Steinen gebildeten Mann – the Giant.

Erst denke ich, das Kunstwerk ist ein Schülerstreich, doch er ist alt und eine Sehenswürdigkeit. In Cerne Abbas finde ich einen Informationsschalter und bekomme den Weg zu einem kleinen Campingplatz auf dem Hügel erklärt. Der Platz ist eigentlich nur eine Wiese eines Bauern mit einfachen Sanitäranlagen – aber genau das, was ich mir gewünscht habe. Der Ausblick gefällt mir.

Ich baue mein Zelt auf und laufe ein wenig durch die Felder, um meinen Fuß zu trainieren.

Als ich zurück komme, komme ich mit anderen Zeltern ins Gespräch, wir reden lange über die Beatles, Politik und Camilla Parker-Bowles, die meine Gesprächspartner ab und zu in London aus dem Hintereingang des Buckingham Palastes herauskommen sehen und mein Englisch wird immer besser. Sie erklären mir, dass die Menschen den Giant besuchen, um der Fruchtbarkeit nach zu helfen – an lauen Nächten geben sie sich daher in den Grenzen der Figur sexuellen Aktivitäten hin. Wir können uns ein Grinsen nicht verkneifen. Am späten Abend sehen wir dann noch ein Feuerwerk, das in Yeodil oder in Sherbourne stattfindet und damit ist der Tag perfekt abgerundet.
So 14. Juli 2002
Ich wache früh auf und starte entsprechend früh. Auf Nebenstraßen fahre ich nach Honiton und Exeter. Dann führt die Straße weiter durch Dartmoor National Park und ich bin ein wenig enttäuscht – ich habe ihn mir aufgrund von Krimilektüren unheimlicher vorgestellt. Allerdings ist das Moor Nationalpark und für den Verkehr gesperrt, so dass es sicherlich noch ganz andere Eindrücke geben könnte als von der Straße aus. Immerhin sehe ich ein paar wilde Dartmoorponys.


Weiter geht es über Liskeard und St. Anstell Richtung Falmouth, wo ich leider nur riesige Wohmobil-Campingplätze an der Küste sehe. Dann atemberaubende Anblicke der Küste, ein Traum, die Reise hat sich gelohnt. In St. Mawes findet sich auch kein Campingplatz, also fahre ich über Truro nach Helston. In Helston ist ein Royal Air Force Airport, in drei Tagen ist dort Flugtag, schade, da werde ich nicht mehr hier sein. 5 km vor Liezard, in Franchis finde ich einen Campingplatz, er kostet 9,50 Pfund, aber ich bin müde. Der Boden ist weich, das Motorrad sackt ein, aber ein Ehepaar aus Erlangen – sie ist Halbengländerin – helfen mir und geben mir ein Brett zum Unterlegen. Das Brett benutze ich noch heute. Der Platz ist schön, doch spazieren gehen kann man hier nicht. Ich kaufe ein paar Lebensmittel und entscheide mich, mir morgen etwas Günstigeres zu suchen. Mein ALDI Zelt erweist sich als ungeheuer praktisch – da es koppelbar ist, kann ich den hinteren, apsislosen Eingang öffnen und damit das Außenzelt ans Motorrad anbinden – Schutz vor Diebstahl und ich komme einfacher an die Koffer ran.
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