[SE][NO][FI] Nördlich vom Torneträsk

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  • dingsbums
    Fuchs
    • 17.08.2008
    • 1503
    • Privat

    • Meine Reisen

    [SE][NO][FI] Nördlich vom Torneträsk

    Tourentyp
    Lat
    Lon
    Mitreisende
    Land: Schweden, Norwegen, Finnland
    Reisezeit: September
    Region/Kontinent: Nordeuropa


    Gorvvejohka

    Wie fast jedes Jahr habe ich es konstant vor mir hergeschoben, unseren Tourbericht zu schreiben. Inspiriert durch die tollen anderen Lapplandberichte, und weil es für mich selbst klasse ist, alles beim Schreiben nochmal zu erleben, Aufwand hin oder her, startet er jetzt aber endlich: Unser Bericht 2013.

    Dieses Jahr waren wir auf einer wirklich einsamen Strecke unterwegs - wir starteten auf der Nordseite des Torneträsk, ungefähr bei Laimoluokta, und wanderten von dort nach Norden, erst einmal nach Kilpisjärvi. Bis Kummavuopio begegneten wir nur einem einzigen Wanderer, dazu später im Bericht mehr.

    Der Hauptgrund dafür, dass dieser ja sogar markierte (wenn auch vermutlich wenig gepflegte) Weg selten begangen wird, dürfte darin liegen, dass eine Anreise nach Laimoluokta schwierig ist. Eine Alternative ist, wie Henning von Osten her über eine Straße zu kommen, hier sein Bericht dazu. Außerdem gibt es natürlich in Lappland viele andere Wandermöglichkeiten, die teilweise spektakulärer sind.

    Aber Holger hatte schon lange Lust auf diese Strecke, außerdem kamen die relativ wenigen Höhenmeter der Tatsache entgegen, dass dies die erste Wanderung nach meiner Knieverletzung war. Ich war mir zwar sicher, dass das schon alles läuft, aber eine einfache Strecke war so doch von Vorteil. Und wir wurden in keinster Weise enttäuscht. Gut, wir hatten auch zwei Wochen lang jeden Tag Sonne, das hatten wir vorher noch nie erlebt, super. Die Wanderung war wirklich klasse. Wer einsames Fjäll und weite Blicke mag, wird hier nicht enttäuscht. Man muss aber auch damit klarkommen, einfach mal ein paar Kilometer fast schnurgerade (oft entlang Wintermarkierungen) durch recht 'einfache' Landschaft zu laufen. Außerdem trifft man in dieser Gegend schon regelmäßig auf Spuren der Rentierzucht, wie Zäune und Quadwege - aber natürlich auch Rentierherden.

    Bleibt noch die Frage: Wie kamen wir über den Torneträsk nach Laimoluokta? Nach vielen erfolglosen Mails mit dem Versuch, ein Boot aufzutreiben, fiel mir etwas ein: Ich hatte Holger vor ein paar Jahren einen Gutschein für einen Hubschrauberflug geschenkt - den könnte man ja einlösen! Die Kosten, von Kiruna oder Abisko zu fliegen, waren ungefähr gleich, wir entschieden uns dann für einen Start in Abisko.

    Ab Kummavuopio machten wir noch einen Schlenker über Gappo, nach einem Ruhetag in Kilpisjärvi gab es dann eine kleine Abschlussrunde, die uns auf dem finnischen Nordkalottleden nach Kilpis zurückbrachte.

    Die Fotos sind wie immer zahlreich und unbearbeitet. Auf einigen befindet sich an der Seite ein Streifen, keine Ahnung, wo genau der herkommt. Einfach ignorieren.


    Typische Weite, hier bei Ittegielas
    Zuletzt geändert von dingsbums; 19.03.2015, 16:05.

  • dingsbums
    Fuchs
    • 17.08.2008
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    #2
    AW: [SE][NO][FI] Nördlich vom Torneträsk

    28./29.08. Anreise und Einlaufen zwischen Östra und Turist

    Wie jedes Jahr hatten wir einen sehr frühen Flug - nur leider hatte unser Chauffeur diesmal keine Zeit. Und man bittet nur sehr gute Freunde darum, so früh für einen aufzustehen. Deswegen entschieden wir uns, schon am Abend vorher mit der Bahn anzureisen und im Hotel am Flughafen zu übernachten. Dies hatte auch den netten Nebeneffekt, dass wir selbst etwas länger schlafen konnten.

    Beim Einchecken im Hotel schlug Murphy zu, natürlich hatten wir die falsche Schlange erwischt. Während vor uns nur ein anderer Gast seine Probleme klärte, wurden rechts und links von uns jeweils mindestens 5 Leute bedient. Wir machten schon dumme Witze, ob wir nicht lieber draußen das Zelt aufbauen sollten. Der Mann an der Rezeption war dann sehr nett, er konnte ja auch nix dafür. Ich konnte mir nicht verkneifen, ihm unsere Idee mit dem Zelt vor der Tür vorzustellen. Sehr souverän meinte er, sie hätten eine nette Wiese, wir seien eingeladen, diese zu nutzen. Wir blieben dann aber doch bei unserem Zimmer, das wir ja jetzt auch endlich beziehen konnten.

    Morgens lief dann alles wie am Schnürchen. Hotelshuttle zum Terminal, keine Schlangen, weder beim Check-In, noch bei der Security. Die Zeit reichte noch für ein Brötchen zum Frühstück, weiter zum Gate und schon ging es in den Bus - Außenposition. Im Flieger das übliche Spiel - Leute sind nicht aufgetaucht und Gepäck musste ausgeladen werden. Irgendwie passiert uns das jedes Jahr, ob das am frühen Flug liegt? Diesmal konnte ich durchs Fenster schön beobachten, wie sie Etiketten scannten und die passenden Koffer suchten.

    Dann ging es los, Holger und ich haben wie immer fast die ganze Zeit geschlafen. In Stockholm angekommen mussten wir wieder das Gepäck abholen und neu aufgeben, dann ging es auf 'unsere Terrasse'. Es ist Tradition, dass wir beim Zwischenstop in Stockholm ein erstes Bier auf der Terrasse des Cafés am Terminal 4 trinken. Diesmal hatten wir über zwei Stunden Zeit und starteten erst mal mit einem Kaffee, aber um 11:00 gab es dann Bier und Cider, dazu ein gemeinsames Sandwich.

    Dann ging es weiter nach Kiruna, der Anflug war toll, fantastisch die Sicht auf Wälder, Seen und besonders die Flüsse. Auch einige bunte Bäume waren schon dabei. Außerdem sind wir diesmal eine Schleife geflogen und von Norden gelandet, ich glaube, das ist selten. (Ich kann mich mal nicht daran erinnern, das vorab schon mal gemacht zu haben.)

    Mit der Linie 91 ging es dann nach Abisko Östra, dabei sahen wir an der Straße die ersten Rentiere. Während es rund um Kiruna schon recht herbstlich war, wurde es Richtung Abisko immer grüner, komisch. Wir mussten unten an der Straße aussteigen, die Tanke ist wohl nicht mehr offizielle Haltestelle. Durch die neue Bahnunterführung ging es hoch zur Abisko Mountain Lodge. Wir brachten nur schnell unsere Sachen ins Zimmer, dann ging es gleich zum Einkaufen. Aber - der Shop an der Tanke hatte kein Reinbenzin mehr. Wir haben zwar schon mehrfach normales Benzin zum Kochen genommen, aber Reinbenzin ist uns doch lieber.

    Und so gab es doch noch einen kleinen Spaziergang heute, und wir ließen Abisko Turist nicht wie geplant links liegen. Holger schaltete unterwegs wieder die Sport-Liveübertragung und hat mich sogar gewinnen lassen. Im Shop der Turiststation gab es Power Fuel, wir haben dann auch noch die restlichen Kleinigkeiten (Schokolade, Nudeln, Soße) gekauft, außerdem das letzte Brötchen. Mit dem haben wir uns ins Kaminzimmer gehockt, allerdings hat es das Urlaubsfeeling doch gestört, dass wir rundherum nur deutsche Stimmen hörten. Allerdings waren es die letzten für den ganzen Urlaub, mit einer Ausnahme. In Kilpisjärvi trafen wir ein weiteres deutsches Urlaubspaar, außerdem war die Wirtin im Tundrea Schweizerin.

    Auf dem Rückweg guckten wir uns den neuen Bahnhof noch etwas genauer an, was für ein Ungetüm mitten im Ort. Außerdem liefen wir schon mal hoch zum Hubschrauber, das sind ja wirklich nur zwei Minuten. Perfekt für morgen. Es gab ein letztes 'Luxusabendessen' in der Mountain Lodge. Lecker, aber wir denken, beim Abendessen hat Abisko Turist knapp die Nase vorn. Danach ging es recht früh ins Bett, der Tag war ja schon lang, außerdem mussten wir auch am nächsten Tag wieder früh raus.

    Ich schrieb noch Tagebuch, das endete mit folgenden Worten: Was wird die Tour wohl bringen? Ich hoffe, viele schöne Momente. Ich bin wie immer optimistisch, hoffentlich will der Körper auch so wie ich. Wetter ist für morgen mal sonnig gemeldet, allerdings war es heute sehr windig. Einen ersten Regenbogen haben wir auch schon gesehen. Ich werde wie immer berichten.

    30.08. Hubschrauber und Zeltplatzsuche

    Gut geschlafen, das war auch gut so, denn schon um 6:00 klingelte der Wecker. Duschen, packen, dann lecker Frühstück mit frisch gebackenen Brötchen, obwohl wir beide noch keinen großen Hunger hatten. Danach sind wir hoch zum Hubschrauberplatz - und haben erst mal gewartet. Ich glaube, unser Pilot saß noch unten beim Frühstück. Aber dann kam er, ein recht junger, netter Kerl. Es war seine erste Saison in Lappland, letzten Winter ist er noch auf den Seychellen geflogen. Ich hatte schon vorab überlegt, dass es eigentlich doof wäre, in Laimoluokta am Ufer des Torneträsk zu starten. So scharf sind wir beide nicht auf bergan durch Wald. Und als der Pilot dann fragte, wo er uns absetzen soll, entschieden wir uns für 'am Wanderweg oberhalb der Baumgrenze', also südlich des Jorbacohkka.

    Los ging's. Holger durfte vorne sitzen, war ja schließlich sein Geschenk. Wir hatten schönes Wetter und gute Sicht. Schön war der Flug, die Schnappschüsse werden dem natürlich nicht gerecht. Aber schnell vorbei! Südlich des Jorbacohkka angekommen sind wir dann eine tiefe Runde geflogen, um den Wanderpfad zu sichten. Das ist uns nicht ganz gelungen, würde ich sagen. Wir haben zwar einen Weg gesehen und sind dann dort gelandet, ich denke aber, der Pfad war der falsche. War aber kein Problem, dieser führte uns zur Hütte, von dort stießen wir dann schnell auf den richtigen Weg.


    Start in Abisko


    Schnappschuss aus dem Hubschrauber


    Schnappschuss aus dem Hubschrauber


    Ist das da unten der Weg?

    Nachdem unser Hubschrauber weg war, durften wir als erstes feststellen, dass es auch ohne diesen sehr windig war. Das legte sich zum Glück später, und es blieb den ganzen Tag mehr oder weniger sonnig. Zuerst ging es ein paar Schritte den Pfad zurück, um einen guten Blick auf den Torneträsk zu haben. Dann wieder zu den Rucksäcken und es ging wirklich los. Juchu! Der Weg führte uns direkt ins Rengärde und dann zur Hütte. Danach hielten wir uns einfach etwas höher, stießen auf den Pfad und es ließ sich gut wandern. Bevor der Weg dann wieder in bewaldetes Gebiet ging, machten wir schon die erste Pause. Ich bin wegen Knie und Knöchel recht vorsichtig gelaufen, aber bis hierhin keine Probleme.


    Da fliegt er weg, unsere Tour startet!


    Blick zurück auf den Torneträsk


    Im Westen sieht das Wetter schlechter aus - kam aber zum Glück nicht zu uns.


    Los geht's, Richtung Rengärde und Stuga


    Schnell tauchen die nächsten Seen im Blick auf, es sollte sich um Kattujärvi, Koojärvi & Co handeln.


    Auch der Blick zurück ist nett, weit sind wir ja noch nicht gekommen.


    Pausenblick


    Pausenblick


    Pausenblick, irgendwo da hinten ist unser Ziel für heute

    Nach der Pause haben wir vermutlich recht schnell den 'richtigen' Weg verloren, es gab einfach zu viele Pfade. Diese führten uns dann natürlich über Matsch, Steine und Gestrüpp, ich landete auch fast zu tief im Sumpf. Super, gleich am ersten Tag die Wanderhose eingesaut, so muss es sein. Noch ärgerlicher aber war, dass ich es tatsächlich schaffte, einen falschen Schritt für mein Knie zu machen. Es tat noch nicht mal wirklich weh, aber ich merkte - das war nicht gut, das Knie ist nicht so ganz richtig. Etwas dick, man spürt es in der Kniekehle. Deswegen lief ich den Rest des Tages noch vorsichtiger, aber ich hatte keine Schmerzen. Es war aber gut, dass unsere Etappe heute sowieso kurz, nur bis Vuoskojaure, geplant war. Ich war bei Ankunft auch müde genug. Ich kann aber Entwarnung geben - das Knie muckte den ganzen Rest der Tour nicht mehr. Der Knöchel war abends manchmal leicht überanstrengt, aber auch der hielt.

    Wir mussten aber irgendwie raus aus diesem Waldstück - das GPS ist dabei auch keine wirkliche Hilfe, es dient nur dazu, die ungefähre Richtung nicht zu verlieren. Der Weg ist auf der Karte viel zu ungenau eingezeichnet, man befindet sich eigentlich nie auf dem Weg selbst, wenn man mal prüft. (Wir tracken nie, setzen nur in den Pausen Wegpunkte, und gucken halt mal zwischendurch dann aufs GPS, wenn wir wie jetzt gerne einen Anhaltspunkt hätten, wo es denn wohl weiter geht.) Jeder, der schon mal durch diese typischen Waldstücke in Lappland gelaufen ist, mit Steinen, Sumpf und Gestrüpp, weiß, wie anstrengend dabei jeder Meter sein kann. Zum Glück stießen wir schon vor dem Stück Kahlfjäll wieder auf einen Weg, danach lief es sich super.

    Als wir dann wieder in den Wald kamen, hatten wir gleichzeitig eine Quadspur und den Winterweg, hier konnte man keinen Weg mehr verlieren. Ich brauchte aber auch eine nächste Pause. Holger hatte vorab überlegt, vielleicht schon an der Brücke vor Vuoskojaure zu zelten, das wäre ja gar nicht mehr weit. So motiviert ging es weiter. Bevor wir an der Brücke ankamen, hatten wir aber das Problem, dass wir schon vor dem Rentierzaun wieder auf dem Winterweg gelandet waren. Hier gab es am Zaun kein Gatter (wenigstens nicht im Moment, es sah schon so aus, als würde der Zaun hier manchmal geöffnet werden, aber zur Zeit nicht). Statt dessen gab es aber eine komische Konstruktion. Als ich näher ging, um mir das anzugucken, bellte es aus einem Lautsprecher. Aha - ein Bewegungsmelder mit Bellen, lustig. Wir haben uns von diesem natürlich nicht abschrecken lassen, und krochen in der Nähe unter dem Zaun durch, das ging gut. Es sollte nicht das letzte Mal für diese Tour sein.

    Kurz danach waren wir an der Brücke, aber hier war keine schöne Stelle zum Zelten. Auch dies sollte während der Tour noch öfter vorkommen. Meist sind Brücken ja gute Stellen zum Zelten. Man weiß, es gibt Wasser, außerdem ist es einfach schön an einem Fluss. Aber auf diesem Weg waren die Brücken oft in sumpfigem, buschigem Gebiet, manchmal mit wirklich keinem geeigneten Zeltplatz in Nähe. Was aber nicht tragisch war, es gab immer genug Alternativen.

    Wir wanderten also weiter, wieder auf einem Quadweg. Bis dieser sich teilte - was tun? Ich entschied für links, denn rechts der Weg hätte eher von Vuoskojaure weg geführt. Dies bereuten wir fast, als es kurz danach super sumpfig wurde. Holger wollte zurück, aber der Blick nach rechts zeigte nichts anderes als weiteren Sumpf, der dann wohl sehr weiträumig zu umgehen gewesen wäre. Deswegen wollte ich lieber weiter, das war dann auch okay. Der Pfad wurde wieder besser und schon sahen wir den Vuoskojaure. Das war auch gut so, ich hatte eine Pause nötig. Während ich mich hinhockte, ging Holger runter zum See und füllte Wasser auf. Einen geeigneten Zeltplatz gab es hier am See nicht (höchstens mitten auf dem Weg), außerdem schmeckte das Wasser nicht so lecker wie gewohnt. (Es war nur ein bisschen erdig und ich trank es trotzdem ohne Bedenken, aber man ist ja besseres gewohnt.)


    Holger geht runter zum See Wasser holen. Ich ruhe.

    Es war ja noch früh, aber ich hatte ein Tief. Ich machte mir Sorgen ums Knie, außerdem saß der Rucksack heute nicht gut. Der rechte Schultergurt rutschte. Auf den ersten Blick sah alles okay aus, warum ist dem so? Eigentlich weiß ich es bis heute nicht. Ich vermute, ich hatte den Rucksack zu ungleichmäßig gepackt. Denn ab dem nächsten Tag achtete ich darauf besonders, und der Rucksack saß wieder so, wie ich es gewohnt bin. Super, wie angegossen! Aber schon faszinierend, wie das Packen den Sitz des Rucksacks beeinträchtigen kann. Und soo schlecht war er natürlich nicht gepackt, anscheinend nur zu rechtslastig. Zusätzlich glaube ich, dass ich an dem Tag zu wenig getrunken habe, deswegen war ich so früh so fertig.

    Nun, das machte die Zeltplatzsuche nicht einfacher. Wir folgten dem Pfad nach Vuoskojaure, aber das Seeufer eignete sich einfach nicht zum Zelten. Entweder zu steil oder zu sumpfig. Bei den ersten Häuschen gab es eine potentielle Stelle, etwas oberhalb des Sees. Es gab einen Pfad runter zu einem Bootshaus, hier könnte man zelten. Aber eigentlich hatten wir uns auf einen Zeltplatz direkt am See gefreut.

    So zogen wir weiter, es schien aber 'im' Ort auch nirgends Wasser zu geben. Komisch hier. Auf einer Terrasse saß ein Paar und genoß die Sonne. Da gingen wir hin und fragten nach Tipps für einen Zeltplatz. Die meinten, wir müssten an einem orangen Haus vorbeigekommen sein, dort gäbe es einen kleinen Bach und man sähe immer mal wieder Leute dort zelten. Tja, nur dass wir kein oranges Haus fanden. Wir erspähten zwar Richtung Osten ein Haus, das orange sein könnte (und wir waren nicht von dort, sondern aus dem Süden gekommen). Aber das war uns zu weit, zumal wir ja nicht wussten, ob dann dort wirklich Wasser ist. So kamen wir zurück zu Plan A und nahmen den Zeltplatz, den wir gleich am Anfang als geeignet auserkoren hatten.

    Ist ja oft so, man sucht nach was besserem und kommt zum alten Platz zurück. Nur dass ich mich diesmal, wirklich müde, fast eine Stunde, und mit Rucksack, durch die Gegend geschleppt habe, bis wir wieder am ersten Platz waren. Immerhin fanden wir dort eine noch bessere Stelle. Ich fand meine Seite zwar etwas besser zum Liegen, aber Holger hat seine einfach mit unseren Jacken unterlegt und meinte, alles sei prima. Während er wie immer abspannte, hockte ich mich hin, kam endlich an, und trank schön einen Tee. Und siehe da, ich wurde wieder fit genug, um sogar noch Blaubeeren zu sammeln. Aber großer Gau - ich habe die Dose vergessen! Wie konnte ich ohne Blaubeerdose auf Tour gehen? Nun gut, dann muss es dieses Jahr halt eine leere Tüte tun, ist sowieso leichter. Trotzdem, nächstes Mal kommt wieder eine leere Dose mit.

    Es war immer noch früh, wir sind dann runter zum See, Waschen und Wasser fassen. Ach, was tut das Waschen gut, egal wie kalt der See ist. Und danach geht es einem ja so richtig gut. Weil die Sonne noch schien, hockten wir uns erst mal draußen auf einen Stein und genossen die Aussicht. Allerdings wurde mir dann aber kalt, also schnell rein ins Zelt, ab in den Schlafsack. Das fühlte sich erst warm an, aber dann fing ich auch hier an zu zittern. Wir koppelten die Schlafsäcke, aber es half nicht wirklich. Von Zeit zu Zeit zittere ich trotzdem, Essen musste her. Der Körper braucht was zum Verbrennen, damit er Wärme produzieren kann. So kochte Holger, während ich anfing, Tagebuch zu schreiben.

    Dieses Jahr hatten wir Trekkingmahlzeiten von vier verschiedenen Herstellern mit. Ich nahm mir vor, jeden Abend aufzuschreiben, ob es lecker war oder nicht. Hier mein Fazit:
    Die Sachen von Globetrotter, Trek'n Eat, waren am schlechtesten, nehmen wir nicht mehr. Waren auch vor allen Dingen deswegen dabei, weil wir noch einen Gutschein hatten.
    Travellunch von Simpert Reiter hat den Vorteil, dass es die immer noch im Doppelpack gibt. Wir sind gewohnt, zusammen eine Doppelmahlzeit zu essen, das passt. Die Sachen von Globi gibt es jetzt nur noch als Einzelpack, das ist erstens mehr Verpackung, zweitens auch mehr als 125g. So sind zwei davon mehr Gewicht, obwohl uns der Doppelpack von 250g reichen würde. Die Mahlzeiten von Simpert Reiter waren alle okay, die anderen beiden waren aber besser.
    Blå Band war dabei, weil ich davon schon immer ein Fan war. Und hat mich nicht enttäuscht, wieder sehr lecker.
    Neu getestet haben wir dieses Jahr Lyo Food und waren begeistert. Es ist zwar teuer (gut, ist Real Turmat, das wir wieder nicht testen konnten, auch), aber unserer Meinung nach das Geld wert. 'Schweinelende in Grüner Pfeffersauce' hat zum Beispiel vollkommen überzeugt. Macht bei weniger Gewicht (107g die Einzelportion) gut satt, was natürlich an den 50% Fleisch liegen mag. Und lecker! Wird auf der nächsten Tour verstärkt zum Einsatz kommen. Wir fanden es gerade gut, dass es kein Beutel zum Wiederverschließen war, denn wir kochen immer unsere Doppelportion im Topf. So gab es auch hier weniger Verpackung. Leider scheinen sie dies aber umzustellen. Okay, ich weiß, dass viele es toll finden, wenn sie in der Tüte zubereiten und daraus essen können, da sind wir wohl eher die Ausnahme, dass wir darauf gerne verzichten. Egal, Lyo wird wieder mitkommen. Ich kann es nur empfehlen.

    Heute abend gab es Blå Band, kryddstarka grönsaker med nötkött, leicht scharf, sehr lecker. Obwohl ich auch wirklich hungrig war, da ist es immer gut. Danach fing ich, immer noch im Schlafsack, an zu heizen, alles gut. Holger war runter zum See spülen, danke. Hier ist einiges los, vielleicht auch, weil Wochenende ist. Wir beobachteten ein Wasserflugzeug beim Landen, eine Familie auf dem Quad kam bei unserem Zelt vorbei, Boote auf dem See. Also nicht ganz so einsam wie erwartet, aber Wanderer haben wir nicht getroffen.

    Bei so viel 'Action' schaltete ich mein Handy nochmal an. Tatsächlich, hier hat man Empfang. So gingen nochmal zwei SMS raus, um die Lieben zuhause zu informieren, dass es uns gut geht. Nach dem Zähneputzen im Abendrot ging es dann ins Bett, gegen 21:00 schliefen wir schon. Als ich zum Zähneputzen aus dem Zelt kroch, zitterte ich allerdings erst so heftig, dass meine Tasse heftig wackelte. Dabei war mir gar nicht so kalt, zum Glück ließ das Zittern dann auch nach.


    Zeltplatz am Vuoskojaure


    Zeltplatz, Blick in die andere Richtung - wir sind weit genug von der nächsten Hütte entfernt, um niemanden zu stören.


    Abendrot am Vuoskojaure
    Zuletzt geändert von dingsbums; 04.03.2014, 11:34. Grund: Kleinigkeiten korrigiert

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    • Trolltinden
      Gerne im Forum
      • 14.01.2013
      • 61
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      • Meine Reisen

      #3
      AW: [SE][NO][FI] Nördlich vom Torneträsk

      Wow - das beginnt ja sehr vielversprechend. Und dann noch in einer mir unbekannten Gegend. Ich bin gespannt. Danke für den Bericht.
      Lg
      Christoph

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      • dingsbums
        Fuchs
        • 17.08.2008
        • 1503
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        • Meine Reisen

        #4
        AW: [SE][NO][FI] Nördlich vom Torneträsk

        31.03. Sonne und ein ziemlich guter zweiter Tag

        Weckerklingeln um 7:00, so langsam aktiv werden gegen 7:20. Das Müsli war mit den frischen Blaubeeren richtig lecker. Wir brauchen morgens immer länger (ich auf alle Fälle, vermutlich könnte Holger zackiger, hat sich mir aber netterweise angepasst), Aufbruch war gegen 10:15. Auf den ersten Schritten meckerte mein Knöchel etwas, das Knie gar nicht. Aber auch der Knöchel war eigentlich okay, ab und zu zwickte er ein bisschen, dann spüre ich für einen Schritt einen kurzen Schmerz und nach 5 weiteren Schritten ist es wieder gut. Das passierte aber immer nur ein paarmal über den Tag verteilt, dementsprechend war ich zufrieden.


        Jeden Morgen räume ich meinen Rucksack komplett aus und wieder ein. Hier mal ein Bild von allem auf einem Haufen.


        Der Vuoskojaure am Morgen

        Mit ein bisschen Glück fanden wir gleich den richtigen Weg raus aus Vuoskojaure. Das anschließende bergan wandern funktionierte gut, ich war ziemlich stolz. Wir querten einen nicht eingezeichneten Fluss mit Brücke, das war gut: Wasser fassen. Es war auch für lange Zeit die letzte Wasserquelle direkt am Weg. Bei Bedarf hätte man schon zu einem See/Fluss in Nähe hinlaufen können, aber direkt am Weg gab es erst wieder Wasser an der einzigen 'offiziellen' Brücke am Weg.


        Vuoskojaure, wir sind auf den ersten Metern


        Vuoskojaure, Blick zurück, kurz hinter der Brücke

        Als der Anstieg bewältigt war, machten wir die erste Pause, um den Blick zurück zum Vuoskojaure nochmal zu genießen. Danach liefen wir erst mal auf dem Quadweg weiter, dem wir schon die ganze Zeit folgten. Es hat auch was, wenn man mal nebeneinander laufen kann. Als es dann aber wieder bergab ging, liefen markierter Pfad und Quadweg auseinander. Nach kurzer Überlegung beschlossen wir, doch lieber auf dem Pfad zu bleiben. Gute Entscheidung, denn der Quadweg tauchte nie mehr auf.


        Pausenblick zurück zum Vuoskojaure


        Pausenblick, Berge (und Norwegen) in der Ferne


        Pausenblick


        See 656


        An der Bergflanke entlang nach Norden

        Die sumpfige Stelle überquerten wir ganz gut, am kritischen Wasser (da gibt es ja manchmal tiefe Stellen) lagen zum Glück Bohlen - bzw. ein Brett, das reichte. :-) Nachdem der größte Teil des Gegenanstiegs geschafft war, gab es die nächste Pause. Am Rentierzaun stießen wir auf das Problem von gestern. Wir sahen nur ein verbarrikadiertes 'Wintergatter', also krochen wir wieder unter dem Zaun durch. Klappte auch hier gut.


        Zweite Pause, Blick nach Osten


        Zweite Pause, Blick nach Westen

        Der Weg lief sich wirklich gut, aber trotzdem wurde ich so langsam müde. Hilft nix, es warteten noch ein paar Kilometer, also weiter. Als nächstes Ziel setzte ich mir die Brücke, das schaffte ich aber leider nicht ganz. Etwa einen Kilometer vorher musste die nächste Pause sein. Im Prinzip laufe ich selten länger als eine gute Stunde, dann brauche ich Pause. Dabei schaffe ich ca. 3 km, mehr geht (zu Beginn der Wanderung) nicht. Im Laufe einer Tour werde ich schon etwas fitter. Ich rechne ja damit, dass ich durch weitere Gewichtsreduzierung (2013 waren es schon ca. 20 kg weniger als bei der Tour 2011) da flexibler werde - auf der anderen Seite wird man nicht jünger. Aber ich habe ja schon immer gesagt, dass es nicht darauf ankommt, wie schnell man vorankommt - sondern dass man überhaupt im Fjäll wandern kann und darf.


        Der Kamasjaure kommt in Sicht.


        Unterwegs zum Kamasjaure

        An der Brücke setzten wir dann kurz die Rucksäcke ab, tranken und füllten Wasser auf. Es sind übrigens zwei baugleiche Brücken kurz hintereinander, wenn auch nur eine in der Karte eingezeichnet ist. Nach der Brücke ging es motiviert weiter, allerdings brauchte ich doch noch eine Pause, ca. 2 km bevor wir ankamen. Na, war mir eigentlich schon vorher klar, dass ich das nicht durchlaufe. Wir konnten auch schon einige der Hütten erkennen, schon seit geraumer Zeit. Immer mal wieder tauchten die Hütten auf und verschwanden dann wieder aus dem Blickfeld.


        Letzte Pause vor Kamasjaure

        Okay, jetzt kam der Endspurt. Kurz vorm Ziel 'verliefen' wir uns dann noch, weil mal wieder nicht klar war, welcher Pfad zum Ziel führt. Welches ist überhaupt die Schutzhütte? Der Pfad, auf dem wir uns befanden, ließ die ersten Hütten links liegen. Dies passte eigentlich, aber die Schutzhütte ist doch noch vor dem Fluss eingezeichnet ... Das von uns zur Zeit anvisierte Ziel liegt dahinter. Ich war zu müde, um es zu 'riskieren', nochmal zurückgehen zu müssen. Deswegen suchten wir doch einen Pfad, der uns gleich zur ersten Hütte brachte. Nein, das sah nicht nach Schutzhütte aus. Das Fernglas zeigte dann auch, unsere erste Vermutung war richtig. Das Nottelefon war gut am Häuschen nebenan zu erkennen. Noch ein paar Meter weiter und wir waren da, juchu! Hier angekommen klärte sich auch die Verwirrung mit dem Fluss (die Hütte liegt doch davor, nicht dahinter) - der verlief nämlich hinter der Schutzhütte. Der Bach weiter vorne war gar nicht der in der Karte eingezeichnete Fluss.


        Schutzhütte Kamasjaure


        In der Hütte, man sieht mir den langen Tag an.

        Ich brauchte heute ca. 8 Stunden für 14 km (in der Zeit sind aber auch 4 Pausen enthalten). Das ist auf der einen Seite schon heftig, auf der anderen aber auch okay. Gerade am zweiten Tag tue ich mich immer sehr schwer. Es war anstrengend, ich war müde. Aber ich war nicht so stehend k.o. wie früher manchmal am Abend eines Tourtages, ich war für den zweiten Tag wirklich zufrieden. Die Schutzhütte war nett, wir entschieden, auf alle Fälle in der Hütte zu übernachten.

        Erst mal waschen im Fluss hinter der Hütte, da es windstill war, war es richtig 'warm'. Dann bald Abendessen, so war mir in der Hütte auch ohne Feuer nicht kalt. Holz wäre zwar massenhaft da, aber es ist Ehrensache, kein Feuer zu machen, wenn es nicht unbedingt notwendig ist. Im Hüttenbuch gibt es für diesen Sommer nur einen Eintrag, vom 20.07. Zum Abendessen gab es 'Rotes Fischcurry' von Trek'n Eat. Wie schon erwähnt, nach einem langen Tag schmeckt alles okay, aber so richtig lecker war es nicht, wird nicht mehr gekauft.

        Trotz der Hütten wähnten wir uns alleine hier in Kamasjaure, aber als wir rausgingen, um das Abendrot zu bewundern, sahen wir es in einiger Entfernung unten am See qualmen. Für einen Ofen war es eigentlich zuviel Rauch - ein Lagerfeuer? Wer weiß ... Aber ansonsten trafen wir heute keinen Menschen, nur Rentiere und Ripor. Etwas später als gestern, so gegen 10, schliefen wir müde und zufrieden ein.


        Abendrot Kamasjaure


        Abendrot Kamasjaure


        Abendrot Kamasjaure

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        • evernorth
          Fuchs
          • 22.08.2010
          • 1914
          • Privat

          • Meine Reisen

          #5
          AW: [SE][NO][FI] Nördlich vom Torneträsk

          Wunderbar - ein neuer Bericht von dingsbums.
          Ich hatte insgeheim schon auf einen neuen Tourbericht gewartet. Sehr vielversprechender Beginn.
          My mission in life is not merely to survive, but to thrive; and to do so with some passion, some compassion, some humor and some style. Maya Angelou

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          • Mortias
            Fuchs
            • 10.06.2004
            • 1255
            • Privat

            • Meine Reisen

            #6
            AW: [SE][NO][FI] Nördlich vom Torneträsk

            Toll, da ist er ja der ersehnte Bericht, der die Frage nach Eurer Wandergegend beantwortet. Da habt ihr euch aber echt eine schöne Gegend rausgesucht. Wirklich klasse, dass Du mit Deinem Bericht hier mal eine Gegend vorstellst, die ich so bisher noch gar nicht als potentielles Wanderziel aufm Radar hatte. Was hat denn der Helikopterflug gekostet wenn ich fragen darf? Übrigens hab ich das vor einigen Jahren bei der Anfahrt nach Abisko auch erlebt, dass es Ende August in Kiruna schon recht herbstlich war, in Absiko aber noch ziemlich grün.

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            • dingsbums
              Fuchs
              • 17.08.2008
              • 1503
              • Privat

              • Meine Reisen

              #7
              AW: [SE][NO][FI] Nördlich vom Torneträsk

              Zitat von Mortias Beitrag anzeigen
              Was hat denn der Helikopterflug gekostet wenn ich fragen darf?
              Klar, kein Problem, wenn es mir schon ein bisschen 'peinlich' ist, dass wir dafür so viel Geld ausgegeben haben: 4675 SEK. Ich habe aber außer Urlaub keine teuren Hobbies und denke mir immer: Für irgendwas gehe ich schließlich arbeiten. Deswegen haben wir uns das gerne gegönnt, den kurzen Flug genossen, und es hat uns in eine tolle Gegend gebracht, ohne dass wir vorab etliche Kilometer Straße laufen mussten.

              Nach der Buchung kam übrigens auch noch ein Antwort von Arctic Heli, die in der Nähe von Kiruna stationiert sind und die ich zusätzlich zu Kallax Flyg angeschrieben hatte.
              Price for the flight to Laimoluokta will be 5300:- sek.
              For that price we pick you up at airport and stop in Kiruna C for provisioning of food, fuel, etc then it is up to you if you would like to fly out same day or next day.
              If you like, you can put up your tent here at our lodge where the helicopter is based.
              Mit Pickup, Einkaufsstop und Zeltmöglichkeit ein fairer Preis, aber wir hatten uns mittlerweile halt für den Start im geliebten Abisko entschieden und schon bei Kallax Flyg gebucht.

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              • Mortias
                Fuchs
                • 10.06.2004
                • 1255
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                #8
                AW: [SE][NO][FI] Nördlich vom Torneträsk

                Zitat von dingsbums Beitrag anzeigen
                Klar, kein Problem, wenn es mir schon ein bisschen 'peinlich' ist, dass wir dafür so viel Geld ausgegeben haben: 4675 SEK. Ich habe aber außer Urlaub keine teuren Hobbies und denke mir immer: Für irgendwas gehe ich schließlich arbeiten. Deswegen haben wir uns das gerne gegönnt, den kurzen Flug genossen, und es hat uns in eine tolle Gegend gebracht, ohne dass wir vorab etliche Kilometer Straße laufen mussten.

                Mit Pickup, Einkaufsstop und Zeltmöglichkeit ein fairer Preis, aber wir hatten uns mittlerweile halt für den Start im geliebten Abisko entschieden und schon bei Kallax Flyg gebucht.
                Ok, so gesehen ist es schon ein fairer Preis, danke für die Info. Hatte nur gehofft, dass es etwas günstiger wäre, damit ich für den Fall, dass ich da auch mal hin möchte, weiss dass es nicht zu teuer wird.

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                • Fjaellraev
                  Freak
                  Liebt das Forum
                  • 21.12.2003
                  • 13981
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                  #9
                  AW: [SE][NO][FI] Nördlich vom Torneträsk

                  Juhu
                  Endlich geht es mit dem Bericht los
                  Teilweise merke ich bei deinen Schilderungen wie die Erinnerungen in den vergangenen 7 1/2 Jahren verblasst sind, aber teilweise kommt es mir auch vor als wären wir erst gestern dort unterwegs gewesen. Bin gespannt wie sich das auf der weiteren Strecke entwickelt.
                  Der Rastschutz Kamasjaure wurde wohl in der Zwischenzeit etwas renoviert, gestrichen war er innen, soweit ich mich erinnere, nicht und auch der Kamin sieht sehr neu aus.

                  Zitat von Mortias Beitrag anzeigen
                  Ok, so gesehen ist es schon ein fairer Preis, danke für die Info. Hatte nur gehofft, dass es etwas günstiger wäre, damit ich für den Fall, dass ich da auch mal hin möchte, weiss dass es nicht zu teuer wird.
                  Die Billigvariante für den Einstieg in die Region haben wir vor 7 1/2 Jahren gewählt, sie braucht dann halt etwas Zeit, falls man nicht gleich zu Beginn mit Autostop erfolgreich ist (Wir haben das ja erst nach mehr als einem Tag versucht nachdem wir den ursprünglich geplanten Nebenpfad nicht gefunden haben).

                  Gruss
                  Henning
                  Es gibt kein schlechtes Wetter,
                  nur unpassende Kleidung.

                  Kommentar


                  • woelfchen
                    Erfahren
                    • 20.03.2010
                    • 276
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                    #10
                    AW: [SE][NO][FI] Nördlich vom Torneträsk

                    Werde den Bericht mit Interesse verfolgen - auch wenn ich dazu im Wachzustand nur einmal in der Woche Zeit haben werde, denn "Zwergwoelfchen" ist gerade bei Oma und Opa . Leider muss ich zugeben, dass mir die Berichte einen ordentlichen Stich in der Magengegend zugefügt haben und das Gedärm krampft sich regelrecht zusammen ... dieser Nordlandvirus! Ich hoffe nur das "Zwergwoelfchen" auch gerne wandert und überhaupt draußen ist. Bisher schaut es vielversprechend aus!

                    Die Landschaft aus der Vogelperspektive zu sehen, das war sicher ziemlich spektakulär. Die Landschaft in Eurem Zielgebiet ist aber auch wunderschön, bin schon gespannt auf weitere Impressionen und Deine lebhaften Schilderungen dazu. Man findet sich selbst immer mal, bzw. häufig, wieder. Hoffe nur, dass Quad und co. die Idylle am Anfang der Tour nicht allzusehr gestört haben.

                    Dir aber ein WOW und Glückwunsch zu den ersten 20 Kilo, auf der Tour hast Du sicherlich nebenbei auch noch etwas verloren (obwohl man das später gerne wieder schnell drauf hat). Denke immer daran, dass wir beiden "Moppelchen" schon mehr geschafft haben als viele Spindeldürren!

                    Der Streifen auf den Fotos ist vermutlich ein Fussel auf dem Sensor oder am bzw. im Objetiv - falls Objektiv dann auf der Seite, die an die Kamera geschraubt wird. Der Streifen ist immer an der gleichen Stelle und verändert Dicke und Sichtbarkeit mit der Blende.

                    Lass Dir ruhig Zeit mit dem Schreiben, sonst ist das so viel nächste Woche und ich komme gar nicht mehr zum ausgiebigen ungestörten Duschen und anschließender Hausarbeit

                    Kommentar


                    • dingsbums
                      Fuchs
                      • 17.08.2008
                      • 1503
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                      #11
                      AW: [SE][NO][FI] Nördlich vom Torneträsk

                      Vielen Dank für die netten Kommentare, damit macht das Schreiben noch mehr Freude.

                      Zitat von Mortias Beitrag anzeigen
                      Hatte nur gehofft, dass es etwas günstiger wäre, damit ich für den Fall, dass ich da auch mal hin möchte, weiss dass es nicht zu teuer wird.
                      Ja, für eine Solotour ist es schon ein heftiger Preis. Als Paar fand ich es zu verantworten, wenn man jetzt 4 Personen wäre, dann wäre es okay. Vielleicht musst du dir Mitwanderer suchen. Hat natürlich diverse Vor- und Nachteile.

                      @woelfchen
                      Glückwunsch zum Nachwuchs, alles Gute für euch!

                      01.09. Das Wetter hielt, der Knöchel hält

                      Während es heute morgen beim Aufwachen noch recht wolkig aussah, wanderten wir dann aber doch wieder bei strahlender Sonne los. Allerdings tauchten gegen Ende der Wanderung einige dunkle Wolken auf - und als wir über die letzte Kuppe gingen, waren ein paar feine Tröpfchen im Wind. Das Wetter hielt aber, bis wir mit Waschen fertig waren. Was für ein Timing! Danach hockten wir geschützt im Zelt, wenn es schon regnen muss, dann abends/nachts im Zelt. So soll es sein.

                      Als ich morgens auf dem Klo saß, hörte ich einen Hubschrauber so richtig nah. Er landete bei den hinteren Hütten am Kamasjaure, vermutlich war es 'unserer', auf alle Fälle mal der gleiche von Kallax Flyg. Wenn da heute jemand abgeholt wurde, passte das auch, dass die gestern noch Müll verbrannt haben.

                      Tatsächlich kamen wir heute sogar vor 10:00 los, Wahnsinn! Während mein Knöchel am Morgen nicht so gut war, ging es dann aber okay. Und er hielt, hat über den Tag nur dreimal gezwickt. Ganz ohne Probleme wäre mir natürlich noch lieber, aber das geht schon. Vom Gefühl bin ich auch gut marschiert, um so frustrierter war ich in der ersten Pause beim Blick auf die Karte. Bis das GPS mir verriet, dass wir doch schon 3,5 km Luftlinie gewandert waren. Dann erkannte ich auch meinen Fehler: Die Karte war auf dem heutigen Abschnitt geknickt und ein kleines Stück war unter den schwarzen Rand der Kartenhülle gerutscht. Diese 2 km hatten mir gefehlt. Deswegen hatte ich die heutige Strecke gestern auch mit 11 km abgeschätzt, während Holger sie zuhause mit 13 km berechnet hatte. Ich schätze, es waren sogar eher um die 14 km. Und damit habe ich für ca. die gleiche Strecke wie am Vortag mindestens eine halbe Stunde weniger gebraucht, und war nicht so müde. Es wird.


                      Blick zurück

                      Nach der Pause kamen wir dann irgendwann an die Watstelle, die man statt der Brücke über den Giehpanjohka nehmen sollte. Henning hatte uns vorgewarnt, ich hatte natürlich seinen Bericht auch nochmal gelesen. Allerdings nicht kurz vor der Wanderung noch ein letztes Mal, wie erst geplant. Und so hatte ich die Details doch nicht richtig in Erinnerung. Was bedeutete, dass wir die ein oder andere Erfahrung selbst machen mussten. Dies sollte hier an der Watstelle nicht das einzige Mal sein, schon lustig, wenn man in den Berichten die Parallelen entdeckt.

                      Wir wussten also vorab, dass der Weg nicht zur Brücke führt, diese im Sumpf liegt und wir sie einfach ignorieren sollten. So weit, so gut. Der Fluss hatte so wenig Wasser, dass wir über die großen Steine einfach so drüber gehen konnten, man konnte das ganze noch nicht einmal Watstelle nennen. Wir füllten unsere Wasserflasche auf - das war auch gut so. Es blieb mal wieder die letzte Wasserquelle direkt am Weg bis zum Zeltplatz. Bei den vielen Brücken und Seen, die auf der Karte eingezeichnet sind, hat uns das mit dem "seltenen" Wasser etwas verwundert. Aber wie schon gesagt, es gab trotzdem ausreichend, außerdem hätte man ja sonst etwas ab vom Weg zu einem Fluss/See hingehen können.


                      Giehpanjavri


                      Unterwegs zur Watstelle, kurz nach der Pause


                      Giehpanjavri


                      Watstelle am Giehpanjohka

                      Das Problem war, dass nach der 'Watstelle' weitere Steine (trockenes Flussbett), Sumpf und Gebüsch folgten. Und keine Markierung war zu sehen. Wir entdeckten dann zwar das ein oder andere Steinmännchen, aber die ließen nicht so richtig einen Weg oder auch nur eine eindeutige Richtung erkennen. Auch das machte mich müde, es musste erst mal eine zweite Pause her. In dieser beschlossen wir dann, einfach in die grobe Richtung zu laufen, wir würden den Weg dann schon wiederfinden. Die Rechnung ging auch mehr oder weniger auf. Da es sich im Gelände wirklich gut gehen ließ, war es kein Problem, dass wir ein Stück 'zu weit rechts' liefen. Das kam daher, dass die Brücke sich ja weiter rechts befand und wir mutmaßten, dass von dort der Weg wieder zu uns stößt. Und hier hätte eine genaue Erinnerung an Hennings Bericht doch geholfen. Zuhause konnte ich nachlesen, dass auch sie den Weg dann von links kommen sahen. (Ich wusste nur noch, dass er extra zur Brücke hin ist, und (deswegen) lange nach dem Weg gesucht hat.)

                      Holger gab mir zu Ende unserer Pause noch eine schöne Vorlage, indem er sagte: "Lass uns das Fernglas mitnehmen." Ich konnte nicht widerstehen und antwortete: "Na, hier liegenlassen wollte ich es nicht." Natürlich wusste ich gleich, was er meinte. Wir haben das Fernglas normalerweise im Deckelfach in meinem Rucksack, und er wollte, dass wir es draußen lassen, damit wir es nutzen können, um den Pfad wiederzufinden. Wir gingen also mit Fernglas den Hügel hoch und sahen dann den Minisee - zu unserer Linken. Kein Problem, wie schon gesagt, es ging sich ja gut. Als dann das große Sumpfgebiet kam, war klar, wir müssen weiter links. Also hielten wir uns ein Stückchen fast im 90°-Winkel zur bisherigen Laufrichtung und schwups - stolperten wir regelrecht über den Weg.

                      Als wir am Gipfel 770 fast vorbei waren, brauchte ich die nächste Pause. Okay, ich würde den Rest wohl nicht in einem Rutsch schaffen, aber weit war es nicht mehr. Der erste kleine See bei der Seengruppe vor dem Rentierzaun war leer - habe ich schon erwähnt, dass es trocken war und man auf Wasser achten musste? :-) Am Rentierzaun dachten wir erst, es gibt schon wieder kein Gatter. Dann erkannten wir aber, dass man hier den Draht lösen konnte, wie ein Gatter, also ging es diesmal ohne Kriechen.


                      Aussicht unterhalb Gipfel 770


                      Aussicht unterhalb Gipfel 770

                      Als wir die nächste Kuppe geschafft hatten und das Ziel schon sahen, machten wir doch noch eine kurze Pause. Kurz erholen für den letzten Kilometer und vor allen Dingen den Blick genießen! Das Tal des Gorvvejohka lag vor uns, einfach toll! Auch das letzte Stück lief sich dann gut, trotz bergab meckerte keins der Knien. Schon ein Stück vor der Brücke hielten wir nach potentiellen Zeltplätzen Ausschau, und es gab Möglichkeiten. Allerdings entschieden wir uns dann noch für einen Platz dicht an der Brücke, mit Bänkchen und Feuerstelle. Und den Resten einer alten Brücke. Eigentlich finde ich das alles gar nicht so schön, aber die Nähe zum Fluss war praktisch. Außerdem war es egal, denn wie schon gesagt: Kaum waren wir mit Waschen im kalten Fluss fertig, fing es an zu regnen.


                      Gorvvejohka


                      Gorvvejohka


                      Gorvvejohka, dort unten wollen wir zelten

                      Es gab erst mal den restlichen Tee und etwas Schokolade. Dann schrieb ich noch vor dem Essen Tagebuch. Heute vermerkte ich, dass wir noch weitere Hubschrauber gesehen haben, einer kreiste recht lange im gleichen Bereich. Ob er was gesucht hat? Und dann berichtete ich mal wieder von Liedern, die mir während des Wanderns durch den Kopf gehen. Ich singe sie (zu Holgers Glück, ich singe furchtbar) stumm, nur im Kopf, vor mich hin. Dieses Jahr (nicht nur heute) war es fast immer das gleiche Kirchenlied. Ich bin in einer sehr katholischen Gegend aufgewachsen, da ist man auch nach vielen Jahren noch textfest. Oder fast testfest, ich habe mich nämlich auch nach 14 Tagen immer noch an der gleichen Stelle 'versungen'. Lustigerweise sang ich aber immer die zweite Strophe, die so beginnt: "Hoch sollst du das Brot erheben, welches lebt und gibt das Leben, ..." Und, wer kennt es? An diesem Abend fiel mir doch tatsächlich nicht ein, wie die erste Strophe geht.

                      Statt Brot gab es zum Abendessen Lyo Food: Schweinelende in Dillsoße. Die 2x104g ergaben eine riesige Portion, waren lecker, hatten viel Fleisch. Nur die Optik der Eintopfs war auf den ersten Blick nicht so der Bringer. Netterweise hörte es zum Zähneputzen auf zu regnen - und ich entdeckte im Strahl meiner Stirnlampe eine Blaubeere. Blaubeeren? Ja gut, dass ich sowieso eine Tasse in der Hand habe, da wurde doch gleich noch eine Portion fürs Müsli am nächsten Morgen gepflückt.


                      Zeltplatz (am nächsten Morgen) mit Brücke im Hintergrund


                      Zeltplatz (am nächsten Morgen), Blick in die andere Richtung
                      Zuletzt geändert von dingsbums; 04.03.2014, 23:51.

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                      • dingsbums
                        Fuchs
                        • 17.08.2008
                        • 1503
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                        #12
                        AW: [SE][NO][FI] Nördlich vom Torneträsk

                        02.09. Zeltplatz am Fluss

                        Diese Nacht haben wir beide nicht so gut geschlafen. So konnten wir feststellen, dass es immer mal wieder regnete. Aber netterweise hörte es gegen Morgen auf, so konnten wir auch draußen frühstücken. Meine Matte hatte am Morgen fast keine Luft mehr. Ich hoffte, dass ich nur das Ventil nicht richtig zugedreht hatte - und vermutlich war dem auch so. Keine weiteren Probleme während der restlichen Tour, uff!

                        Beim Frühstück fiel mir dann auch endlich die erste Strophe des Kirchenliedes ein: "Deinem Heiland, deinem Lehrer, deinem Hirten und Ernährer, Zion, stimm ein Loblied an!" Diesmal musste Holger dran glauben, aus Freude über meine Entdeckung sang ich das Lied aus vollem Halse. Als er darauf meinte "Da Capo", hatte er Pech und ich sang es ihm tatsächlich nochmal vor. Ich frage mich ja, ob nicht mein ständiger Lobpreis (danach wieder stumm) für die 14 Tage Sonne gesorgt hat.

                        Schon wieder starteten wir vor 10:00, sollte das etwa zur Gewohnheit werden? Wir konnten das Zelt sogar trocken einpacken, prima. Der Weg lief sich wieder gut, meist war ein Pfad zu erkennen, und auch Markierung. So kamen wir zügig zur ersten Brücke und machten dort eine kurze, erste Pause. Die Schwierigkeit dieser Brücke bestand darin, dass Auf- und Abgang viel zu steil waren, gehen konnte man das nicht. Zum Glück konnte man sich über einen Stein an der Seite hochziehen bzw. 'ablassen'.


                        Heute zwang ich Holger, auch mal ein Foto von einem Warnschild zu machen.


                        Irgendwo unterwegs

                        Kurz später gab es die einzigen Wegprobleme des Tages, dort wo man zu Rengärde und Hütten kommt. Wir folgten einem gut erkennbaren Pfad - bis plötzlich weder Pfad noch Markierung zu sehen waren. Dann fiel uns auf, dass auch die Wintermarkierung weiter links ist - laut Karte laufen Sommer- und Winterweg aber gleich. So hielten wir uns nach links, Richtung Wintermarkierung. Dazu mussten wir erst mal durch einen Rentierzaun. Allerdings lag der auf einem großen Stück nur noch, wir konnten also einfach drüber gehen. Zum Wandern war es hier aber nicht wirklich geeignet, ziemlich sumpfig. Nur die Tatsache, dass es ja eigentlich zur Zeit recht trocken war, machte es möglich, da doch durchzugehen. Wir suchten uns also einen machbaren Weg, hielten uns in etwa an die Winterkreuze, und fanden dann auch wieder den Pfad - der von rechts kam. Vermutlich führt er zwischen Rengärde und Hütten hindurch, sicher nicht links, wo der Winterweg und wir waren. Und auch Henning, wie ich nachlesen konnte. Lustigerweise schrieb ich abends ins Tagebuch: 'Falls das in Hennings Bericht steht, ärgere ich mich, den nicht nochmal kurz vor der Reise gelesen zu haben.' Allerdings hätte es uns in diesem Fall nicht geholfen, denn er beschreibt es so:

                        Gegen Schluss der Tagesetappe, an einem Rengatter, stimmen der Wegverlauf auf der Karte und im Gelände einmal mehr nicht überein. Nachdem wir die Spur einmal mehr verloren haben, steigen wir zu den Wintermarkierungen auf und folgen einfach denen, bald entscheiden sich dann auch Markierung und Spur dazu, sich wieder zu uns zu gesellen. Nachdem wieder alle glücklich vereint sind, wollen wir uns natürlich nicht mehr trennen und schlagen vor der nächsten Brücke mitten auf dem Weg unser Zelt auf.
                        Für uns gab es an der nächsten Brücke nur eine Pause. Auch die Brücke dahinter war schnell erreicht. Diese ging irgendwie nur über den halben Fluss, allerdings über den Hauptstrom. Und bei dem flachen Wasser kamen wir über die zweite Hälfte auch wieder trockenen Fußes. Immer wenn das Gelände schwieriger wurde, fehlten eher die Markierungen, und wir mussten unseren eigenen Weg durch sumpfiges Gebiet suchen. Aber das war selten, außerdem waren die Wintermarkierungen immer als Orientierung da.


                        Blick zurück bei der Rengärde


                        Nähe Rengärde


                        Brücke, Blick nach oben


                        Brücke, Blick nach unten

                        Einen Kilometer vor der nächsten Brücke und damit vermutlich unserem Tagesziel brauchte ich aber doch noch ein Päuschen. Dieser Kilometer war dann schnell geschafft. Auf den letzten x Metern vor der Brücke guckten wir schon nach potentiellen Zeltplätzen. Sah gut aus, nur direkt vor der Brücke passte das Gelände nicht. An der Brücke angekommen, brachte Holger wieder so einen Spruch, ich verkniff mir aber diesmal einen Kommentar. Er meinte: "Wir gehen erst mal zu Fuß gucken." Hallo, wie sonst? Ich wusste natürlich wieder, was er meinte: Wir setzen die Rucksäcke ab und suchen erst mal ohne Gepäck nach einem Zeltplatz.

                        Überraschenderweise gab es kurz unterhalb der Brücke gleich am Fluss einen klasse Platz, damit hatten wir gar nicht gerechnet. Super! Aufgrund der kurzen Strecke war es noch recht früh am Tag, vor allen Dingen für uns. Aber wir hatten vorab gesagt, wenn es an dieser Brücke einen Zeltplatz gibt, dann bleiben wir. Wer weiß, wann wieder ein Platz mit Wasser kommt. Am nächsten Tag sah es so aus, als hätte man bei den nächsten kleinen Seen runter zum Wasser gehen können, aber so nah wie die Karte vermuten lässt, kommt man nicht dort vorbei. Die Entscheidung war gut.

                        Ich machte einen kleinen Spaziergang, aber in einer Blaubeergegend waren wir leider nicht. Also morgen mal Müsli ohne. Waschen wie immer kalt, aber gut. Es fielen auch wieder ein paar Tropfen, aber kaum so viel, dass man es Regen nennen konnte. Zum Abendessen gab es Pasta Carbonara von Travellunch, war lecker.


                        Brücke am Zeltplatz


                        Zeltplatz


                        Zeltplatz


                        Spaziergang mit (vergeblicher) Blaubeersuche


                        Spaziergang mit (vergeblicher) Blaubeersuche
                        Zuletzt geändert von dingsbums; 05.03.2014, 21:23.

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                        • Fjaellraev
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                          Liebt das Forum
                          • 21.12.2003
                          • 13981
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                          AW: [SE][NO][FI] Nördlich vom Torneträsk

                          Zitat von dingsbums Beitrag anzeigen
                          So kamen wir zügig zur ersten Brücke und machten dort eine kurze, erste Pause. Die Schwierigkeit dieser Brücke bestand darin, dass Auf- und Abgang viel zu steil waren, gehen konnte man das nicht. Zum Glück konnte man sich über einen Stein an der Seite hochziehen bzw. 'ablassen'.
                          Wahrscheinlich die gleiche Brücke zu der ich in meinem Tourtagebuch vermerkt habe dass sie nur kletternd zu erreichen war, und dass sich November dabei das Knie ziemlich angeschlagen hat.

                          Zitat von dingsbums Beitrag anzeigen

                          Heute zwang ich Holger, auch mal ein Foto von einem Warnschild zu machen.
                          OT: Das ist kein Warnschild, da sollte der Postbusfahrplan ausgehängt werden. - Aber wie ich sehe ist das immer noch nicht geschehen.

                          Bei deinen Schilderungen des nicht so leicht zu findenden Wassers muss ich immer wieder etwas schmunzeln. Das gleiche Problem hatten wir ja auch und haben es zu einem grossen Teil auf den sehr trockenen Sommer geschoben. Wenn ein Bach auf der Karte eingezeichnet war, hiess das ja noch lange nicht dass es ihn auch gab. Aber der letzte Sommer war ja wirklich nicht ausgeprägt trocken, so dass es wohl ein generelles Phänomen der Region ist.

                          Gruss
                          Henning
                          Es gibt kein schlechtes Wetter,
                          nur unpassende Kleidung.

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                          • Zeppenvolk

                            Anfänger im Forum
                            • 04.12.2006
                            • 38
                            • Privat

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                            #14
                            AW: [SE][NO][FI] Nördlich vom Torneträsk

                            Hej, Claudia,

                            toller Bericht mit herrlichen Bildern von einer nun etwas anderen Landschaft -"Weites Land" mit Fernblick aufs Gebirge -, jedenfalls wie ich sie bisher noch nicht so kennengelernt habe.
                            Mit Schmunzeln nahm ich Deine gedankliche Aktivität
                            "Deinem Heiland, deinem Lehrer, deinem Hirten und Ernährer, Zion, stimm ein Loblied an!"
                            zur Kenntnis. Das lohnt sich, sind doch, glaube ich 8 Strophen. Ich habe dergleichen auch schon auf meinen Touren - aber laut, weil ich nur in Begleitung meines Hundes war, von mir gegeben.
                            Auch ich kenne die Lobgesänge von den Fronleichnahmsprozessionen noch in- und auswendig (war früher Messdiener, bin aber vor 30 Jahren nach intensiven Studium des "Lex Canonicus" aus der rk Kirche ausgetreten).
                            Bei der Bewunderung der Natur halte ich unterwegs auch ab und an "Gespräche" mit dessen Schöpfer.

                            Ich freue mich auf die Fortsetzung und den verlauf Eurer Tour.

                            lg Rudolf
                            Der Weg ist das Ziel

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                            • Prachttaucher
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                              Liebt das Forum
                              • 21.01.2008
                              • 12040
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                              #15
                              AW: [SE][NO][FI] Nördlich vom Torneträsk

                              Verfolge den Bericht auch mit großem Interesse. Dank solcher Anregungen besteht kein Grund zur Sorge, daß einem irgendwann die Wege ausgehen.

                              Um Eure Route nachzuvollziehen, wollte ich mich auf meine Karten stürzen, die ich von der "Kilpisjärvi-Standard-Tour" habe. Mußte dann allerdings schnell erkennen, daß man ohne BD3 nicht wirklich weiterkommt, auch die norwegische "Bardu" nützt wohl eher wenig ?

                              Im letzten Urlaub habe ich zumindest mal für 3 Tage eine Ebene durchquert und irgendwie hatte das was....Bin gespannt wie´s weitergeht.

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                              • Fjaellraev
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                                • 21.12.2003
                                • 13981
                                • Privat

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                                #16
                                AW: [SE][NO][FI] Nördlich vom Torneträsk

                                Zitat von Prachttaucher Beitrag anzeigen
                                Um Eure Route nachzuvollziehen, wollte ich mich auf meine Karten stürzen, die ich von der "Kilpisjärvi-Standard-Tour" habe. Mußte dann allerdings schnell erkennen, daß man ohne BD3 nicht wirklich weiterkommt, auch die norwegische "Bardu" nützt wohl eher wenig ?
                                Mittlerweile kannst du die Strecke ja auf der BD1 nachverfolgen.
                                Auf der Bardu ist wirklich nur ein klitzekleiner Abschnitt der Route nachverfolgbar, ca. 15 km vor dem Rastschutz Kamasjaure.
                                Aber mittlerweile gibt es ja auch gute Onlinekarten von Schweden, so dass man für den Reisebericht nicht mehr zum digitalen Pauspapier greifen muss.

                                Gruss
                                Henning
                                Es gibt kein schlechtes Wetter,
                                nur unpassende Kleidung.

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                                • Prachttaucher
                                  Freak

                                  Liebt das Forum
                                  • 21.01.2008
                                  • 12040
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                                  #17
                                  AW: [SE][NO][FI] Nördlich vom Torneträsk

                                  Danke, diese Möglichkeit vergesse ich immer wieder. Das digitale Pauspapier hatte ich ausprobiert, kam aber nicht auf die größere Abbildung.

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                                  • dingsbums
                                    Fuchs
                                    • 17.08.2008
                                    • 1503
                                    • Privat

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                                    #18
                                    AW: [SE][NO][FI] Nördlich vom Torneträsk

                                    03.09. Platz ist auf der kleinsten Landzunge

                                    Beim Wandern denke ich manchmal darüber nach, was wohl abends der Titel meiner Tagebucheintragung wird. Heute war der Arbeitstitel lange 'Ein schöner Tag'. Nicht, dass die anderen Tage nicht schön waren, aber heute hat einfach alles gepasst. Der Weg war gut zu gehen, ich war ziemlich fit. So habe ich vor den beiden Pausen jeweils gut 4 km Luftlinie geschafft. Außerdem kam auch die Sonne wieder, und die Strecke entlang Boggejavri und Omatjavri war einfach wunderschön.

                                    Diese Nacht schlief ich besser, nur gegen Morgen fing ich wieder an, mich zu drehen. Morgens war es zwar trocken, aber erst noch bewölkt und unkuschelig. Deswegen gab es Frühstück im Zelt. Schon wieder waren wir vor 10 fertig, unglaublich. Wie schon gesagt, es ging sich gut, über einen schönen Pfad kilometerweit geradeaus. Die Winterkreuze störten mich dabei nicht. Rundherum einfach nur weites Fjäll.

                                    Die erste Pause machten wir an der Stelle, wo Sommer- und Winterweg sich trennen. Von hier konnten wir ganz gut die Hütten am Råstojaure erkennen - nur dass es so wirkte, als seien sie gleich links hinterm Omatjavri. So kann man sich irren, denn später konnten wir erkennen, dass sie genau da liegen, wo sie auch in der Karte eingezeichnet sind.


                                    Pfad durch weites Fjäll


                                    Blick zur Pause, Omatjavri und Boggejavri in Sicht

                                    Der Weg führt dann direkt am Boggejavri entlang. Hier ist eine super schöne Stelle mit Strand, wäre auch nett zum Zelten. Aber nicht heute für uns, wir füllten nur Wasser auf. Und zogen das Softshell aus, mittlerweile war es richtig schön sonnig und warm. Der Weg entlang des Omatjavri verlief komplett auf einem kleinen Moränenkamm, die Aussicht war toppen. Das war Genusswandern.


                                    Boggejavri


                                    Wasser auffüllen am Boggejavri


                                    Omatjavri


                                    Weg auf dem Moränenkamm am Omatjavri


                                    Omatjavri

                                    Nachdem der See ungefähr zur Hälfte passiert war, war die nächste Pause fällig. Ach, war das schön hier. Zwischen Kamm und See hätte man bestimmt auch schöne Zeltplätze finden können. Obwohl ich in diesem Fall empfehlen würde, bis zu der Stelle zu laufen, wo der Minisee an den Omatjavri stößt. Dort ist eine kleine Brücke und die Gegend richtig klasse. Außerdem hat der Omatjavri dort einen richtigen Sandstrand, der bei der Sonne fast einladend zum Baden aussah.


                                    Pause am Omatjavri


                                    Pause am Omatjavri


                                    Pause am Omatjavri


                                    Pause am Omatjavri


                                    Pause am Omatjavri

                                    Wir aber sind weiter gewandert, den Hügel hoch, der Blick zurück super. Rechts tauchte der nächste See auf, auch nett. Und dann ging es auf der anderen Seite wieder runter. Und wir passierten einen Wegweiser, der lustig war. Er war recht groß, viele Schilder, aber die Schrift so verblasst, dass man auf den ersten Blick nur blau erkennen konnte. Mit etwas Mühe waren Ziel und Entfernung aber noch zu lesen. Es gab auch einen Hinweis Richtung Hjälptelefon, ich habe aber nicht darauf geachtet, ob ein Pfad zu erkennen ist. Auf der Karte ist ja nur einer weiter vorne eingezeichnet.


                                    Blick vom Hügel, Omatjavri und Råstojaure


                                    Råstojaure


                                    Wegweiser kurz hinter der Kuppe

                                    Wir hatten kurz später einen Ausblick auf die nächsten Seen. Auch Brücke und Rentierzaun waren schon zu erkennen. Natürlich verschwand die Brücke wieder aus der Sicht, wie das oft so ist. Auf dem letzten Kilometer wurde ich dann doch müde, aber ich dachte mir, die Brücke muss doch gleich erreicht sein! Ich wollte jetzt ankommen, nicht nochmal Pause. Allerdings wurde mir fast etwas schwindelig, ich musste doch sehr aufpassen. Da das Gelände zum Abschluss nochmal schwieriger geworden war, musste man die ganze Zeit nach unten gucken, zu viele Steine. So wurde ich auf den letzten Metern ziemlich langsam, aber egal. Irgendwann waren wir da. Ich wechselte als erstes die Schuhe, dann machten wir uns auf Zeltplatzsuche. Vor der Brücke suchten wir erst gar nicht nach einem Zeltplatz, dahinter sah es ganz gut aus. Aber man wird ja verwöhnt, und so ganz optimal waren die Stellen alle nicht. Nachdem wir endlich zwei Stellen als geeignet erachteten, entschied ich mich dann für die auf einer kleinen 'Landzunge'. Nachdem das Zelt stand, muss ich sagen, wir lagen überraschend gut. Und wieder zuhause konnte ich nachlesen, dass Henning und november ihr Zelt an genau der gleichen Stelle aufgebaut hatten.


                                    Råstojaure


                                    Råstojaure


                                    Råstojaure


                                    Das Zelt steht.


                                    Blick vom Zeltplatz zur Brücke

                                    Es gab neben unserem Platz noch eine Miniinsel, zu der ein Steindamm gelegt wurde. Die haben wir uns auch angeguckt, aber sie war nicht optimal zum Zelten, außerdem leider voller Müll. Nachdem das Zelt aufgebaut und eingeräumt war, ging ich Blaubeeren pflücken. Waren zwar alles kleine Beerchen, sehr mühsam, aber immerhin gab es Blaubeeren, da wollte ich mich nicht beschweren. Als ich fertig war - fing es an zu regnen. Eigentlich wieder gutes Timing, aber gewaschen war ich noch nicht. Wir tranken erst mal Tee, dazu Nüsse und Schokolade. Da es immer noch regnete, machten wir mal kurz die Augen zu - und schon war es 19:00. Leider windete es mittlerweile recht stark - aber gewaschen war ich immer noch nicht. Erst mal Tagebuch schreiben. Danach gab es aber keine Ausreden mehr, raus und waschen. Im Gegensatz zu sonst machte ich das aber in Etappen, befreite also erst Ober- und dann Unterkörper von der Kleidung, statt mich ganz nackig zu machen. Es war einfach zu windig, da muss man vorsichtig sein.

                                    Außerdem ließ ich meine 50%-Bekleidung an. Dies war seit zwei Tagen und für den Rest der Wanderung der Spitzname der Mütze. Ich hatte Holger beim Waschen vor 2 Tagen sozusagen einen 'gespielten Witz' erzählt. Ich erinnerte mich an eine Comiczeichnung, die sich etwas darüber lustig machte, dass man 50% der Wärme über den Kopf verlieren soll. Ich zog also nach dem Waschen erst mal nur meine Mütze an und meinte 'Bin ich jetzt zu 50% bekleidet?' Holger hatte übrigens heute befürchtet, seine 50%-Bekleidung verloren zu haben. Zum Glück zog er sie dann später völlig überraschend aus seiner Hosentasche.


                                    Zelt mit Damm und Inselchen im Hintergrund


                                    Auf unserer Landzunge


                                    Auf unserer Landzunge
                                    Zuletzt geändert von dingsbums; 15.03.2014, 16:28.

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                                    • dingsbums
                                      Fuchs
                                      • 17.08.2008
                                      • 1503
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                                      #19
                                      AW: [SE][NO][FI] Nördlich vom Torneträsk

                                      04.09. Weiter Sonne

                                      Heute stand mit dem Ziel Hurvejåkka die bisher längste Etappe auf dem Programm. Und ich habe sie gut gemeistert und war happy! Die Nacht war gut, allerdings fing meine rechte Schulter mal wieder an zu meckern. Diese habe ich mir als Kind gebrochen, sie ist in der Bewegung eingeschränkt und manchmal etwas empfindlich. Im Zelt/Schlafsack ist es einfach zu eng, um den Arm bequem vom Körper wegzulegen, wie die Schulter es bevorzugt. Ich war aber zufrieden, dass die linke Schulter, die ich mir im März vor der Tour gebrochen hatte, sich anscheinend nicht an der Enge stört. Sehr beruhigend.

                                      Wie kamen (für uns) zügig in die Gänge, gefrühstückt wurde mal wieder draußen. Noch schien die Sonne nicht, aber der Tag versprach gut zu werden. Der See lag spiegelblank vor uns. Wie mittlerweile gewohnt kamen wir vor 10 los - und haben gleich mal den Weg nicht gefunden. Von der Brücke aus gehen einige Trampelpfade weiter, wir fanden den nach rechts am vielversprechendsten. Und standen dann irgendwann ohne Markierung da. Ein Blick aufs GPS verriet: falsche Richtung. Da das Gelände ganz gut zu gehen war, hielten wir einfach weglos auf den Rentierzaun zu. Wir sahen dann auch den kleinen See, liefen zwar auf der Ostseite daran vorbei, waren aber kurz später schon wieder auf dem Pfad.

                                      Der Zaun wurde wieder an solch einem 'Zaungatter' passiert, wo man den Draht lösen (und wieder einhängen) kann. Danach wurde das Gelände etwas schwieriger, an der nächsten Brücke wäre ein Zelten nicht möglich gewesen. Gut, dass wir gestern bei der ersten Brücke blieben, wir hatten ursprünglich überlegt, vielleicht noch bis zur nächsten weiterzugehen. (Auch hier ist die Ähnlichkeit zu Hennings Bericht wieder lustig.) Zum Glück wurde der Pfad danach wieder einfacher, so kamen wir zum nächsten Rentierzaun. Zeit für eine erste Pause.

                                      Der Zaun wurde hier über eine (große) Treppe passiert, die sich auch gleich als Sitzbank für die Pause anbot. Wir sahen (seit längerem mal wieder) eine größere Gruppe Rentiere, schön. Kurz hinter dem Zaun mussten wir durch einen Fluss, kein Problem. Holger ging nur über Steine, mir war dabei ein Schritt zu groß, so hatte ich ganze zwei Steine unter Wasser dabei. Hier am Fluss hätte es schöne Zeltplätze gegeben. Allerdings ließen die vielen Abdrücke der Rentiere darauf schließen, dass die nicht zum ersten Mal hier waren. Man könnte also leicht von solchen umringt sein in seinem Zelt.


                                      Blick zurück, kurz vor der Pause


                                      Man sieht den Winterweg, der Rentierzaun ist nicht weit.


                                      Perfekt für die Pause


                                      Rentiere in Flussnähe

                                      Der Weg ging erst einmal konstant bergan, relativ nah am Rentierzaun. Und wer hoch geht, muss auch wieder runter. So kamen wir zur nächsten Brücke. Obwohl wir hier in einem 'Loch' und in einem Sumpfgebiet hockten, ich brauchte eine weitere Pause. Und auf der Brücke selbst saß man auch ganz gut. Eine Riesenkröte neben uns. (Sie muss groß gewesen sein, wenn sie es in mein Tagebuch geschafft hat.) Auch die nächste Brücke war schnell erreicht, danach ging es konstant aufwärts.


                                      Letzter Blick auf den Råstojaure, dann geht es auf der anderen Seite bergab.


                                      Blick 'nach links' auf Gaskkamus und Bajimus, es geht wieder bergan.

                                      Mittlerweile schien kräftig die Sonne, wunderschön, aber auch anstrengend. Mitten im Aufstieg setzte ich mich deswegen kurz auf einen Stein, ohne den Rucksack abzusetzen. Aussicht genießen, ohne groß Pause zu machen. Und die Aussicht auf die Seenlandschaft unter uns war einfach nur grandios. Die Pause gab es dann, als wir oben waren, schon mit Blick auf die Seen der anderen Seite.


                                      Blick zurück auf die Seen unter uns: Vuolimus, Gaskkamus, Bajimus


                                      Blick zurück auf die Seen unter uns


                                      Blick zurück auf die Seen unter uns


                                      Blick zurück auf die Seen unter uns


                                      Pause oberhalb des Golggutjavri

                                      Danach wurde der Weg wieder etwas beschwerlicher und ich müder. Zusätzlich war es nochmal so richtig warm, kein Wind, keine Wolken vor der Sonne. Nun ja, dumme Sprüche, was die Wegfindung betrifft, konnten wir aber noch machen. Wir tendieren beide dazu zu sagen 'geradeaus', wenn wir dem anderen beschreiben wollen, wo wir die nächste Markierung gesehen haben und denken, dass der Weg weitergeht. Das ist natürlich sehr genau und hilfreich. Nun gut, wir hatten uns also gerade wieder für geradeaus entschieden, da umging ich aber doch irgendein Hindernis und erklärte Holger 'Ich gehe einen Bogen', damit er wusste, ich will immer noch in die gleiche Richtung wie er. Holger brachte dann den Kalauer schlechthin: 'Bogen werden doch in Grad gemessen, das ist dann ja auch gradeaus.' Ich war erst mal kurz sprachlos bei diesem Spruch.

                                      Irgendwann kamen wir endlich zum See und der Brücke, war schön hier, könnte man auch einen netten Zeltplatz finden. Eine Pause war vonnöten, aber ich dachte mir, lass uns noch ein paar Schritte weiter gehen, damit wir zurück auf den See gucken können. Als wir fast oben waren, überlegte ich mir aber, dass es auch nicht schlecht wäre, auf der anderen Seite schon runter gucken zu können. Und obwohl ich wirklich fertig war, das Stückchen wurde dann auch noch gelaufen. Und hat sich gelohnt, der Blick auf die Seen und die Berge dahinter - einfach toll! So gab es einen Kilometer vor Schluss sogar noch eine recht lange Pause, es war hier einfach wunderbar. Die Hütte war auch schon zu sehen.


                                      Blick zurück auf den namenlosen See, der bei der Brücke


                                      Oberhalb Hurvejåkka, welch eine Aussicht


                                      Blick oberhalb Hurvejåkka


                                      Blick oberhalb Hurvejåkka


                                      Blick oberhalb Hurvejåkka, noch ein Panorama, weil es so toll war!


                                      Blick oberhalb Hurvejåkka


                                      Blick oberhalb Hurvejåkka


                                      Schutzhütte Hurvejåkka

                                      Bergab war weniger steil als befürchtet, und obwohl ich nicht mehr 'schnell' war, fühlte ich mich relativ fit. Wir bezogen die Hütte, dann gingen wir runter zum Fluss zum Waschen. Kalt und gut! Danach musste ich aber sofort in den Schlafsack kriechen, um nicht zu frieren, während Holger netterweise wieder kochte. Heute gab es von Lyo die Schweinelende in Pfeffersoße, sehr lecker und eine Riesenportion.

                                      Während des Tagebuchschreibens fielen ein paar Tropfen, aber kaum der Rede wert. Und dann passierte etwas unerwartetes: Es klopfte an der Tür. Ein junger Schwede guckte rein, meinte aber, er wolle nur Hallo sagen und sein Zelt in der Nähe aufstellen. Wir haben ihm zweimal gesagt, er solle doch in der Hütte schlafen, aber er ist wieder raus. Am nächsten Tag sollten wir etwas mehr über diesen einzigen Wanderer, den wir auf dem einsamen Weg zwischen Laimoluokta und Kummavuopio trafen, erfahren.

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                                      • Fjaellraev
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                                        Liebt das Forum
                                        • 21.12.2003
                                        • 13981
                                        • Privat

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                                        #20
                                        AW: [SE][NO][FI] Nördlich vom Torneträsk

                                        Je länger der Bericht dauert um so mehr kommen auch die Erinnerungen und die Details zurück, danke dafür - es ist eine Tour an die ich mich gerne erinnere.
                                        Besonders schmunzeln muss ich jeweils wenn du Sachen schilderst die auch uns aufgefallen oder passiert sind, die aber den Weg in den Bericht nicht gefunden haben. Wie zum Beispiel der Wegweiser bei Råsto, auf meiner Karte ist allerdings auch der heute eingezeichnete Pfad zum Fischercamp nicht verzeichnet.
                                        Was ich entweder ziemlich verdrängt habe, oder es gab es nicht in dem Ausmass, sind die vielen Durchgänge durch die Rentierzäune, ab und zu gab es sie sicher. Aber waren es auch so viele? november weisst du es noch?

                                        OT: Ich werde vermutlich demnächst die Bilder in meinem Bericht "restaurieren" ImageShack hat doch schon das eine oder andere Bild verloren

                                        Gruss
                                        Henning
                                        Es gibt kein schlechtes Wetter,
                                        nur unpassende Kleidung.

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