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Reisezeit: Juli 2014
Teilnehmer: GandalftheGrey
Nach dem grandiosen Scheitern meines Thru-Hikes vor drei Jahren hab ich mir fest vorgenommen, den Nordkalottleden (nachfolgend NKL genannt) in den kommenden Jahren nicht in Ruhe zu lassen und es bei nächster Gelegenheit nochmal zu versuchen.
Beruflich bedingt war aber in den Jahren 2012 und 2013 nichts zu wollen, da konnte ich froh sein, wenn ich mal ein paar Tage am Stück frei hatte.
Da es bei mir auf der Arbeit die Möglichkeit gibt, Urlaub anzusparen, hätte ich 2015 nochmal eine 2-5 monatige Tour versuchen können und habe auch schon die Kollegen vorsichtig angeimpft, dass das passieren könnte. Im Laufe dieses Jahres hab ich allerdings gemerkt, dass ich nicht schon wieder ein Jahr mit wenig Urlaub erleiden will und außerdem ein langsames Herantasten an so eine lange Solotour vielleicht doch nicht schlecht ist.
Kurz und gut, ich hab dann "nur" fünf Wochen Urlaub genommen und beschlossen, von Kilpisjärvi bis Vaisaluokta und gegebenenfalls, wenn noch Zeit ist, sogar bis Kvikkjokk zu gehen.
Mit dem Wissen um meine Fehler beim Rucksackpacken im Jahr 2011 habe ich diesmal weitaus weniger Essen eingepackt und einige Sachen, die unnötig waren (z.B. ein zweiter Satz Ersatzklamotten) weggelassen. Damit konnte ich das Rucksackgewicht im Vergleich zum letzten Mal um über 10 kg reduzieren, obwohl ich diesmal mein neu erworbenes Allak (nochmal tausend Dank an den User kleinschuh!) statt dem Akto mitgenommen habe und meine TAR All Season auch ein paar hundert Gramm schwerer ist als die Selbstaufblasende, die ich das letzte mal dabei hatte.
Die Anreise erfolgte wieder mit Bahn und Bus, diesmal ging es aber mit dem Zug nach Kiruna und von dort aus mit dem Bus nach Karesuando und Kilpijärvi. Dank ungünstiger Busfahrpläne war diesmal eine Menge Aufenthalt dabei. In Kiruna saß ich fast 9 Stunden am Busbahnhof, den ich wegen kaputter Schließfächer und meiner Unwilligkeit, den Rucksack in die Stadt mitzuschleppen, nicht verlassen konnte/wollte.
In Karesuando musste ich am Zeltplatz die Nacht verbringen. Dort hab ich erst einmal drei Deutsche getroffen, die ebenfalls am nächsten Tag zum NKL wollten, um bis Abisko zu wandern. Zwei von ihnen sind 2011 von Kautokeino bis Kilpisjärvi gelaufen, allerdings im Herbst und nicht wie ich im Sommer. An eine Wandergemeinschaft hat erst einmal keiner gedacht, aber wir sind dann alle gemeinsam nach Finnland rübergelaufen, um den Bus nach Kilpis zu nehmen.
1. Tag, 07.07.2014
Auf der Busfahrt wurde uns recht bald klar, dass dass die Wegbeschaffenheit etwas anders sein würde als erwartet:

Blick aus dem Busfenster ca. 15 km vor Kilpisjärvi
Anscheinend war die Schneeschmelze noch in vollem Gange, so dass mit erhöhten Wasserständen beim Furten und mit Massen an Schneefeldern zu rechnen war. Da ich in der Hinsicht noch über praktisch keine Erfahrung verfügte, war mir daher erst mal nicht ganz so wohl in meiner Haut.
In Kilpisjärvi angekommen, verabschiedete ich mich von den Dreien (die bis zum Campingplatz fuhren), da ich zum einen dort weitermachen wollte, wo ich 2011 aufhören musste, und zum anderen wollte ich im Sportladen noch Einlegesohlen kaufen, um mir einen Fersenkeil zu basteln. Beim letzten Mal haben die Lundhags nämlich mit dem Rand vom Gummiteil bei meinen Knöcheln fiese Scheuerstellen verursacht. Ich hatte zwar eigentlich schon MYOG-Keile dabei, aber die erwiesen sich als unbrauchbar.
Die HanWag-Einlegesohlen, die sie hatten, waren jedenfalls perfekt geeignet sowohl hinsichtlich der Passform als auch der Stabilität.
Nach dem Einkauf ging es dann endlich los und nach ca einer Stunde stand ich am Ufer des Saanajärvi, wo ich vor drei Jahren mit weinendem Herzen den Abstieg nach Kilpis begonnen habe.
Da es wirklich abartig heiß war und der Anstieg auch nicht gerade kurz war, machte ich erst einmal 10 Min. Pause und nutzte die Zeit, um noch etwas Feintuning an den Fersenkeilen zu machen.
Nach der Pause zog ich erholt und motiviert die Schuhe wieder an, ging 80 Meter und fluchte erst einmal lautstark.

Der Ablauf des Tsahkaljávri hatte wegen der Schneeschmelze knappe 25 cm Hochwasser und damit mehr als meine Stiefel hoch sind. Also Schuhe wieder ausziehen, Furtausrüstung hin, ab durchs Wasser und Stiefel wieder anziehen.
Hier machte ich zwei Entdeckungen:
1.: Niemals die Stiefel mit den Schnürsenkeln um den Hals hängen. Die Dinger baumeln dann bloß im Sichtfeld herum und man sieht nicht, wo man hintritt.
2.: Meine Neoprensocken sind bei der Durchquerung von eiskaltem Schmelzwasser wirklich Gold wert. Letztes Mal konnte ich alle Flüsse in Lundhags furten, so dass am Ende Sandalen und Neoprensocken eigentlich nur Ballast waren, aber diesmal hatte ich den Kram nicht umsonst dabei.
Nach der Furt ging es den Saana entlang, wo ich mein erstes Schneefeld überqueren musste, was aber im Vergleich zu den Dingern, die noch kommen sollte, echt einfach war.
Durch Birkenwald und Moore ging es munter weiter bis zum Campingplatz, wo ich den Weg erst einmal verlor, da er dort irgendwie nicht markiert ist. Daher bin ich dann auf der Straße bis zum Kreuzungspunkt mit dem NKL gelaufen, wo ich erst einmal Pause machte.
Da das trotz allem mein erster Tag war, bin ich nach der Pause nur noch ein Stündlichen weitergelaufen und hab auf halber Strecke des Anstiegs am Iso-Malla mein Zelt aufgeschlagen. Saublöde Idee, wie ich etliche Stunden später feststellen musste.
Der Zeltplatz hatte zwar eine tolle Aussicht, aber leider daher auch keine Berge im Norden und Nordosten. Ende vom Lied war, dass die ganze "Nacht" die Sonne auf mein Zelt gebrannt hat, die Temperatur da drin trotz zwei geöffneter Apsiden und leichtem Wind nicht unter 25° C sank, ich den Daunenschlafsack verpackt lassen konnte und mich statt dessen nur mit dem Seiden-Inlett begnügen konnte.
Da man in Sichtweite des Saana Handyempfang hat, hab ich vor dem schlafengehen noch zuhause mitgeteilt, dass die Anreise gut verlaufen ist und ich mich jetzt auf den Weg ins Fjäll mache.
Ein Blick in die Karte verriet mir dann noch, dass ich 12 km zurückgelegt hatte, was für den ersten Tag eine echt gute Leistung war. Eingeplant hatte ich nicht einmal 5.
2. Tag, 08.07.2014
Die zunehmende Hitze trieb mich schon um kurz vor 07:00 Uhr aus dem Zelt und nach einem gemütlichen Frühstück machte ich mich auf den Weg Richtung Dreiländereck.
Das Panorama oberhalb der Baumgrenze war wirklich überwältigend und verpasste mir ungelogen einen wohligen Schauer mit Gänsehaut.

Nach etwa 1,5 Stunden, in denen ich 4 m Fluss mit 20 m Hindernislauf durchquert habe, weil ich ich keine Lust auf Schuhwerkwechsel hatte, erreichte ich die finnsch-norwegische Grenze und folgte dem Grenzzaun ins Tal bis zum Treriksröset, wie das Dreiländereck auf Schwedisch heißt.
Dort traf ich erst einmal die drei Deutschen wieder, die gestern nur bis zum Iso-Malla gelaufen sind. Nachdem wir uns gegenseitig vorgestellt haben, gingen die Drei weiter Richtung Goldahytta und ich machte erst einmal Pause und einen Besuch beim gelben Betonklotz.

Während meiner Pause sah ich ein junges Pärchen, schwer bepackt mit Rucksäcken, das mit Rennrädern bewaffnet in Richtung Iso-Malla unterwegs war. Bei fast 30° C im Schatten, ohne einen Hauch von Schatten, ein unbenutzbares Fahrrad durchs Gebirge zu schieben, erschien mir zwar reichlich behämmert, aber ich muss es ja nicht machen.
Nach der Umrundung des Betonklotztes machte ich mich ebenfalls auf den Weg Richtung Goldahytta, wo ich abermals auf BKK (die Namen der drei Deutschen möchte ich nicht ungefragt ausschreiben und diese Abkürzung drängt sich förmlich auf) traf, die gerade Mittagspause machten.
Ich zog allerdings weiter und machte meine Pause eine Stunde später, wo ich dann wiederum überholt wurde. Dieses Spielchen zog sich noch eine Weile so weiter, bis ich im Indre Skjaerdalen (einem netten kleinen Canyon) mein Zelt aufschlug. BKK, die kurz darauf vorbeikamen, wollten sich erst ebenfalls hier niederlassen, aber mangels Aufstellfläche mussten sie noch etwas weiter.
Ich hab das heiße Wetter und den Bach vor der Nase dann erst einmal dazu benutzt, meine Outdoor-Waschmaschine Marke Ortlieb anzuwerfen und mich bei der Gelegenheit dann auch gleich noch von den Salzkrusten zu befreien, die mit die Schwitzerei verpasst hat.
Bei der Gelegenheit musste ich feststellen, dass ich im Gesicht und an den Unterarmen einen ganz üblen Sonnenbrand kassiert hatte.
Die zahlreichen Mücken konnten mich bisher nicht dazu bewegen, die Ärmel runterzukrempeln und einen Hut aufzusetzten, aber jetzt hatte ich keine Wahl mehr, wenn ich den Sonnenbrand nicht noch verschlimmern wollte.
3. Tag, 09.07.2014
Auf dem Weg Richtung Gappohytta ließ ich die Baumgrenze für die nächsten Tage hinter mir und konnte ab jetzt fast ständig die großartige Weite des Kahlfjälls genießen.

Dort oben war die Schneeschmelze allerdings noch in vollem Gange, so dass der Weg stellenweise über längere Zeit so aussah:

Beim Furten des Njearrelahku war BKK mit dabei und hier konnte ich die Vorteile hochschaftiger Stiefel in Lappland direkt sehen.

Ich war über den Fluß, bevor die anderen, die alle in Meindl Perfekt liefen, ihre Crocs/Sandalen an den Füßen hatten.
Da ich ja eigentlich solo unterwegs war, machte ich mich alleine auf den Weg Richtung Isdalen, der überwiegend aus einem 200 Hm-Anstieg über Schneefelder bestand. Die Felder waren stellenweise noch mehrere Meter mächtig, aber Bilder wie dieses machten mir nicht gerade Mut:

Das Schneefeld ist gute 3 m dick und die Delle ist knapp 30 x 10 m
Mit der Zeit merkte ich aber, dass man eigentlich nur dann einbricht, wenn man an den Rändern nicht aufpasst oder wenn unter dem Schneefeld ein Bach fließt, der die Dicke unsichtbar reduziert hat. Ich hab zwar schnell aufgehört zu zählen, wie oft ich eingebrochen bin, aber es war nie weiter als bis zum Knie und da ich bei kritischen Stellen immer schön langsam gelaufen bin, hatte ich kein Vorwärtsmoment, das mir die Knie durchdrücken und mich so verletzten hätte können. Mit der Zeit lernte ich die Schneefelder sogar zu schätzen, da man darauf meist sehr gut laufen konnte und sie im Gegensatz zum Blockschutt darunter schön weich waren.
Bei der Gappohytta begegnete ich abermals einem Fahrradfahrer, der aber diesmal ein Mountainbike hatte. Dafür hatte er aber keine Karte dabei und wusste nicht, wie er jetzt nach Schweden kommen sollte.

Blick zurück Richtung Gappohytta

Blick aufs Isdalsfjella
Gegen 16:00 Uhr erreichte ich den Pass zum Isdalen, wo ich beschloss, heute nicht mehr weiterzugehen. Nachdem ich mein Zelt auf einem winzigen Flecken trockenem Boden aufgestellt hatte, kam BKK noch vorbei, die sich 50 m entfernt niedergelassen haben. Zum Abendessen hab ich mich dann zu ihnen gesellt, da ich es irgendwie doof fand, alleine zu essen, wenn Gesellschaft in der Nähe ist.

Blick ins Isdalen
Teilnehmer: GandalftheGrey
Nach dem grandiosen Scheitern meines Thru-Hikes vor drei Jahren hab ich mir fest vorgenommen, den Nordkalottleden (nachfolgend NKL genannt) in den kommenden Jahren nicht in Ruhe zu lassen und es bei nächster Gelegenheit nochmal zu versuchen.
Beruflich bedingt war aber in den Jahren 2012 und 2013 nichts zu wollen, da konnte ich froh sein, wenn ich mal ein paar Tage am Stück frei hatte.
Da es bei mir auf der Arbeit die Möglichkeit gibt, Urlaub anzusparen, hätte ich 2015 nochmal eine 2-5 monatige Tour versuchen können und habe auch schon die Kollegen vorsichtig angeimpft, dass das passieren könnte. Im Laufe dieses Jahres hab ich allerdings gemerkt, dass ich nicht schon wieder ein Jahr mit wenig Urlaub erleiden will und außerdem ein langsames Herantasten an so eine lange Solotour vielleicht doch nicht schlecht ist.
Kurz und gut, ich hab dann "nur" fünf Wochen Urlaub genommen und beschlossen, von Kilpisjärvi bis Vaisaluokta und gegebenenfalls, wenn noch Zeit ist, sogar bis Kvikkjokk zu gehen.
Mit dem Wissen um meine Fehler beim Rucksackpacken im Jahr 2011 habe ich diesmal weitaus weniger Essen eingepackt und einige Sachen, die unnötig waren (z.B. ein zweiter Satz Ersatzklamotten) weggelassen. Damit konnte ich das Rucksackgewicht im Vergleich zum letzten Mal um über 10 kg reduzieren, obwohl ich diesmal mein neu erworbenes Allak (nochmal tausend Dank an den User kleinschuh!) statt dem Akto mitgenommen habe und meine TAR All Season auch ein paar hundert Gramm schwerer ist als die Selbstaufblasende, die ich das letzte mal dabei hatte.
Die Anreise erfolgte wieder mit Bahn und Bus, diesmal ging es aber mit dem Zug nach Kiruna und von dort aus mit dem Bus nach Karesuando und Kilpijärvi. Dank ungünstiger Busfahrpläne war diesmal eine Menge Aufenthalt dabei. In Kiruna saß ich fast 9 Stunden am Busbahnhof, den ich wegen kaputter Schließfächer und meiner Unwilligkeit, den Rucksack in die Stadt mitzuschleppen, nicht verlassen konnte/wollte.
In Karesuando musste ich am Zeltplatz die Nacht verbringen. Dort hab ich erst einmal drei Deutsche getroffen, die ebenfalls am nächsten Tag zum NKL wollten, um bis Abisko zu wandern. Zwei von ihnen sind 2011 von Kautokeino bis Kilpisjärvi gelaufen, allerdings im Herbst und nicht wie ich im Sommer. An eine Wandergemeinschaft hat erst einmal keiner gedacht, aber wir sind dann alle gemeinsam nach Finnland rübergelaufen, um den Bus nach Kilpis zu nehmen.
1. Tag, 07.07.2014
Auf der Busfahrt wurde uns recht bald klar, dass dass die Wegbeschaffenheit etwas anders sein würde als erwartet:
Blick aus dem Busfenster ca. 15 km vor Kilpisjärvi
Anscheinend war die Schneeschmelze noch in vollem Gange, so dass mit erhöhten Wasserständen beim Furten und mit Massen an Schneefeldern zu rechnen war. Da ich in der Hinsicht noch über praktisch keine Erfahrung verfügte, war mir daher erst mal nicht ganz so wohl in meiner Haut.
In Kilpisjärvi angekommen, verabschiedete ich mich von den Dreien (die bis zum Campingplatz fuhren), da ich zum einen dort weitermachen wollte, wo ich 2011 aufhören musste, und zum anderen wollte ich im Sportladen noch Einlegesohlen kaufen, um mir einen Fersenkeil zu basteln. Beim letzten Mal haben die Lundhags nämlich mit dem Rand vom Gummiteil bei meinen Knöcheln fiese Scheuerstellen verursacht. Ich hatte zwar eigentlich schon MYOG-Keile dabei, aber die erwiesen sich als unbrauchbar.
Die HanWag-Einlegesohlen, die sie hatten, waren jedenfalls perfekt geeignet sowohl hinsichtlich der Passform als auch der Stabilität.
Nach dem Einkauf ging es dann endlich los und nach ca einer Stunde stand ich am Ufer des Saanajärvi, wo ich vor drei Jahren mit weinendem Herzen den Abstieg nach Kilpis begonnen habe.
Da es wirklich abartig heiß war und der Anstieg auch nicht gerade kurz war, machte ich erst einmal 10 Min. Pause und nutzte die Zeit, um noch etwas Feintuning an den Fersenkeilen zu machen.
Nach der Pause zog ich erholt und motiviert die Schuhe wieder an, ging 80 Meter und fluchte erst einmal lautstark.
Der Ablauf des Tsahkaljávri hatte wegen der Schneeschmelze knappe 25 cm Hochwasser und damit mehr als meine Stiefel hoch sind. Also Schuhe wieder ausziehen, Furtausrüstung hin, ab durchs Wasser und Stiefel wieder anziehen.
Hier machte ich zwei Entdeckungen:
1.: Niemals die Stiefel mit den Schnürsenkeln um den Hals hängen. Die Dinger baumeln dann bloß im Sichtfeld herum und man sieht nicht, wo man hintritt.
2.: Meine Neoprensocken sind bei der Durchquerung von eiskaltem Schmelzwasser wirklich Gold wert. Letztes Mal konnte ich alle Flüsse in Lundhags furten, so dass am Ende Sandalen und Neoprensocken eigentlich nur Ballast waren, aber diesmal hatte ich den Kram nicht umsonst dabei.
Nach der Furt ging es den Saana entlang, wo ich mein erstes Schneefeld überqueren musste, was aber im Vergleich zu den Dingern, die noch kommen sollte, echt einfach war.
Durch Birkenwald und Moore ging es munter weiter bis zum Campingplatz, wo ich den Weg erst einmal verlor, da er dort irgendwie nicht markiert ist. Daher bin ich dann auf der Straße bis zum Kreuzungspunkt mit dem NKL gelaufen, wo ich erst einmal Pause machte.
Da das trotz allem mein erster Tag war, bin ich nach der Pause nur noch ein Stündlichen weitergelaufen und hab auf halber Strecke des Anstiegs am Iso-Malla mein Zelt aufgeschlagen. Saublöde Idee, wie ich etliche Stunden später feststellen musste.
Der Zeltplatz hatte zwar eine tolle Aussicht, aber leider daher auch keine Berge im Norden und Nordosten. Ende vom Lied war, dass die ganze "Nacht" die Sonne auf mein Zelt gebrannt hat, die Temperatur da drin trotz zwei geöffneter Apsiden und leichtem Wind nicht unter 25° C sank, ich den Daunenschlafsack verpackt lassen konnte und mich statt dessen nur mit dem Seiden-Inlett begnügen konnte.
Da man in Sichtweite des Saana Handyempfang hat, hab ich vor dem schlafengehen noch zuhause mitgeteilt, dass die Anreise gut verlaufen ist und ich mich jetzt auf den Weg ins Fjäll mache.
Ein Blick in die Karte verriet mir dann noch, dass ich 12 km zurückgelegt hatte, was für den ersten Tag eine echt gute Leistung war. Eingeplant hatte ich nicht einmal 5.
2. Tag, 08.07.2014
Die zunehmende Hitze trieb mich schon um kurz vor 07:00 Uhr aus dem Zelt und nach einem gemütlichen Frühstück machte ich mich auf den Weg Richtung Dreiländereck.
Das Panorama oberhalb der Baumgrenze war wirklich überwältigend und verpasste mir ungelogen einen wohligen Schauer mit Gänsehaut.
Nach etwa 1,5 Stunden, in denen ich 4 m Fluss mit 20 m Hindernislauf durchquert habe, weil ich ich keine Lust auf Schuhwerkwechsel hatte, erreichte ich die finnsch-norwegische Grenze und folgte dem Grenzzaun ins Tal bis zum Treriksröset, wie das Dreiländereck auf Schwedisch heißt.
Dort traf ich erst einmal die drei Deutschen wieder, die gestern nur bis zum Iso-Malla gelaufen sind. Nachdem wir uns gegenseitig vorgestellt haben, gingen die Drei weiter Richtung Goldahytta und ich machte erst einmal Pause und einen Besuch beim gelben Betonklotz.
Während meiner Pause sah ich ein junges Pärchen, schwer bepackt mit Rucksäcken, das mit Rennrädern bewaffnet in Richtung Iso-Malla unterwegs war. Bei fast 30° C im Schatten, ohne einen Hauch von Schatten, ein unbenutzbares Fahrrad durchs Gebirge zu schieben, erschien mir zwar reichlich behämmert, aber ich muss es ja nicht machen.
Nach der Umrundung des Betonklotztes machte ich mich ebenfalls auf den Weg Richtung Goldahytta, wo ich abermals auf BKK (die Namen der drei Deutschen möchte ich nicht ungefragt ausschreiben und diese Abkürzung drängt sich förmlich auf) traf, die gerade Mittagspause machten.
Ich zog allerdings weiter und machte meine Pause eine Stunde später, wo ich dann wiederum überholt wurde. Dieses Spielchen zog sich noch eine Weile so weiter, bis ich im Indre Skjaerdalen (einem netten kleinen Canyon) mein Zelt aufschlug. BKK, die kurz darauf vorbeikamen, wollten sich erst ebenfalls hier niederlassen, aber mangels Aufstellfläche mussten sie noch etwas weiter.
Ich hab das heiße Wetter und den Bach vor der Nase dann erst einmal dazu benutzt, meine Outdoor-Waschmaschine Marke Ortlieb anzuwerfen und mich bei der Gelegenheit dann auch gleich noch von den Salzkrusten zu befreien, die mit die Schwitzerei verpasst hat.
Bei der Gelegenheit musste ich feststellen, dass ich im Gesicht und an den Unterarmen einen ganz üblen Sonnenbrand kassiert hatte.
Die zahlreichen Mücken konnten mich bisher nicht dazu bewegen, die Ärmel runterzukrempeln und einen Hut aufzusetzten, aber jetzt hatte ich keine Wahl mehr, wenn ich den Sonnenbrand nicht noch verschlimmern wollte.
3. Tag, 09.07.2014
Auf dem Weg Richtung Gappohytta ließ ich die Baumgrenze für die nächsten Tage hinter mir und konnte ab jetzt fast ständig die großartige Weite des Kahlfjälls genießen.
Dort oben war die Schneeschmelze allerdings noch in vollem Gange, so dass der Weg stellenweise über längere Zeit so aussah:
Beim Furten des Njearrelahku war BKK mit dabei und hier konnte ich die Vorteile hochschaftiger Stiefel in Lappland direkt sehen.
Ich war über den Fluß, bevor die anderen, die alle in Meindl Perfekt liefen, ihre Crocs/Sandalen an den Füßen hatten.
Da ich ja eigentlich solo unterwegs war, machte ich mich alleine auf den Weg Richtung Isdalen, der überwiegend aus einem 200 Hm-Anstieg über Schneefelder bestand. Die Felder waren stellenweise noch mehrere Meter mächtig, aber Bilder wie dieses machten mir nicht gerade Mut:
Das Schneefeld ist gute 3 m dick und die Delle ist knapp 30 x 10 m
Mit der Zeit merkte ich aber, dass man eigentlich nur dann einbricht, wenn man an den Rändern nicht aufpasst oder wenn unter dem Schneefeld ein Bach fließt, der die Dicke unsichtbar reduziert hat. Ich hab zwar schnell aufgehört zu zählen, wie oft ich eingebrochen bin, aber es war nie weiter als bis zum Knie und da ich bei kritischen Stellen immer schön langsam gelaufen bin, hatte ich kein Vorwärtsmoment, das mir die Knie durchdrücken und mich so verletzten hätte können. Mit der Zeit lernte ich die Schneefelder sogar zu schätzen, da man darauf meist sehr gut laufen konnte und sie im Gegensatz zum Blockschutt darunter schön weich waren.
Bei der Gappohytta begegnete ich abermals einem Fahrradfahrer, der aber diesmal ein Mountainbike hatte. Dafür hatte er aber keine Karte dabei und wusste nicht, wie er jetzt nach Schweden kommen sollte.
Blick zurück Richtung Gappohytta
Blick aufs Isdalsfjella
Gegen 16:00 Uhr erreichte ich den Pass zum Isdalen, wo ich beschloss, heute nicht mehr weiterzugehen. Nachdem ich mein Zelt auf einem winzigen Flecken trockenem Boden aufgestellt hatte, kam BKK noch vorbei, die sich 50 m entfernt niedergelassen haben. Zum Abendessen hab ich mich dann zu ihnen gesellt, da ich es irgendwie doof fand, alleine zu essen, wenn Gesellschaft in der Nähe ist.
Blick ins Isdalen
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