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Endlich, nach zwei bis drei Jahren Ausrüstung und Erfahrung anhäufen, haben wir es gewagt und unsere erste Tour im winterlichen Fjäll gemacht.
Das Jämtlandsfjäll kannten wir bereits, es ist relativ gut erreichbar und die Gegend ist ziemlich gut von Infrastruktur durchzogen. Daher mussten wir über das Zielgebiet nicht lange Grübeln.
Ein großer Dank geht an das ODS-Forum, in dem ich mir einiges an Wissen anlesen konnte und überhaupt erst auf diese Art des Winterwanderns aufmerksam wurde. Insbesondere danken möchte ich User Vintervikk, der uns noch einige explizite Ratschläge mit auf den Weg geben konnte und uns vor allem letztlich in unserem Vorhaben bestärkte.
Gespannt waren wir besonders darauf, wie sich das ExtendAdventure Breeze2 Light im "richtigen" Winter schlagen würde - aber eigentlich galt das für die gesamte Ausrüstung.
Geplant war eine kurze Runde mitüber Valastugan und Lündorrstugan mit Valadalen alst Start- und Endpunkt.
Unsere Fähre fuhr nachts um 2.30 uhr ab, daher machten wir uns um 21.00 Uhr auf den Weg gen Travemünde. Im Fährhafen erfuhren wir, dass wir wohl vor 2.00 Uhr nicht auf's Schiff kämen, was ca. zwei Stunden Wartezeit bedeutete.
Etwas irritierend, da unser Ticket verlautbarte, dass man spätestens um 1.30 einchecken sollte - na ja.
Immerhin waren noch Kabinen frei, wir buchten eine, machten noch einen Rundgang über das in Nebel gehüllte Außendeck während das Schiff ablegte, und betteten uns dann zum Schlafen.
Derart ausgeruht konnten wir kurz vor Mittag das schwedische Festland entern. Tatsächlich wurden die Ausweise bei der Einfahrt kurz kontrolliert, ein Novum. Wir fuhren bis tief in die Nacht hinein, so dass wir irgendwann nach Mitternacht in Sveg waren. Dort lag schon eine weitestgehend geschlossene Schneedecke. Wir machten Halt und übernachteten im Auto.
In idyllisch aufgehender Sonne ging die Fahrt am nächsten Tag weiter Richtung Valadalen. Allerdings in gemächlichem Tempo, die Straßen waren hier überall schneebedeckt und der Bremsweg sicher vier Mal so lang wie üblich. Abstand halten war also angesagt.
Als ich in einer Pause die Morgensonne mit einem Foto würdigen wollte, streikte die Kamera. Scheiße! Ich griff zur Aldi-Ersatzkamera - auch diese streikte. War es nachts so kalt im Auto gewesen?!? Ich war regelrecht entsetzt,und befürchtete, trotz Backup ohne Fotografie ins Fjäll zu ziehen. Von da an kam die Kamera nachts immer in den Schlafsack.
Dankenswerterweise tauchte das Problem auf dem Rest der Tour nicht mehr auf. Was genau den Kameras so zugesetzt hatte, weiß ich bis heute nicht.
Unterwegs begegneten wir einer Rentiergruppe, die sich von den Autos überhaupt nicht stören ließ, und sogar einen kleinen Zweikampf direkt neben unserem Auto veranstaltete. "Macht das woanders!" rief meine Freundin, in ernsthafter Sorge um den Autolack. Etwa gegen Mittag erreichten wir schließlich Valadalen. Wir erkundigten uns, ob die Parkplätze tatsächlich kostenlos waren, was uns im Shop der Fjällstation bestätigt wurde.
Tag 1
Die Rucksäcke hatten wir bereits zu Hause gepackt. Trotzdem arteten das Anlegen der Winterkleidung und das Packen der Pulka regelrecht in Arbeit aus und brauchte etwa ein bis zwei Stunden. Währenddessen konnten wir verschiedenste Reisegruppen bei der Ankunft in Valadalen beobachten. Es beruhigte uns, auch einige Schneeschuhnutzer zu sehen.
Als alles weitestgehend gepackt war, gönnten wir uns noch einen Schluck Branntwein als Startbooster und machten uns dann auf den Weg.
Man muss dazu sagen, dass unser "Zwei-Personen-ziehen-eine-Pulka-per-Reetschnur-system" bereits hier neugierige Blicke provozierte. Das Wetter war noch eher mild, die Temperatur lag leicht über Null.
In der ersten, kleinen Pause lehrte mich ein dümmlicher Sturz, dass man mit Schneeschuhen besser nicht rückwärts geht. Immerhin konnte ich so meine Freundin erheitern.
Nach einer knappen Stunde begann es zu schneien und beeindruckend kräftige Böen fegten über die freien Moorflächen. Ungemütlich, das ungewohnte Schneeschuhgehen war auch direkt anstrengend. Keiner von uns sprach es aus, aber wie wir später feststellten, dachten wir in etwa dasselbe: Hatten wir uns das auch gut überlegt? Wussten wir, was hier taten?
Die Brücke über den Valan wollte einfach nicht in Sicht kommen, und da sich der Tag dem Ende entgegenneigte, beschlossen wir an einer geeigneten Stelle im lichteren Wald das Zelt aufzustellen. Der Aufbau im Schnee klappte auf Anhieb überraschend gut, die Schneeheringe funktionierten wie erhofft. Das Umpacken von mehreren Jutebeuteln mit den Vorräten ins Zelt war gewöhnungsbedürftig, irgendwie fühlten wir uns mit der Logistik noch etwas überfordert.
Schneeschmelzen und Essen kochen waren angesagt. Ein winterlicher Luxus war natürlich das Veredeln der Nudelsoße mittels eines dicken Schlages Crème fraîche. Während der Kocher schnurrte, fuhr die Bergwacht in einer Scooter-Kolonne vorüber und grüßte dabei per Handzeichen.
Dann ging es ab in die Schlafsäcke.
Ich weiß nicht genau warum, aber meine Motivation war an diesem Abend absolut im Keller. Ich zweifelte an unserer Planung und hatte überhaupt keine Motivation für die anstehende Tour.
Tag 2
Am nächsten Morgen war es ziemlich bewölkt, aber der Wind hatte deutlich nachgelassen. Nachts war es offenbar eher warm gewesen, das Innenzelt tropfte vor Kondens - ein Hoch auf die Kufa-Overbags. Vor allem aber war meine Motivation wieder da. Frühstück, noch zwei Kannen Tee geschmolzen und dann ging es los.
Schnell erreichten wir die Brücke. Der Valadalen war hier kaum noch gefroren, aber die Brücke schneebedeckt, so dass wir die Pulka problemlos hinüberziehen konnten. 2013 hatten wir im Sommer zweimal hier gelagert.
Interessant, wie anders jetzt alles wirkte.
Der Weg führte weiter durch den Wald, es war warm und windstill, manchmal kam sogar ein Schimmer Sonne durch die Wolken, manchmal schneite es ein wenig.
Mittags legten wir eine längere Pause ein und kochten uns Kartoffelbrei.
Im weiteren Verlauf des Tages schaffte ich es, meinen Trekkingstock zu brechen, als ich mir pappigen Schnee von den Schneeschuhen klopfen wollte. Die Überreste wurden verstaut und später mittels Tape ausreichend repariert.
Dann begann die Steigung Richtung Kahlfjäll. Kurz vor Ende der Baumgrenze schlugen wir unser Lager auf und konnten noch einen schönen Abend bei Fackel, Branntwein, Zigarre und Aussicht auf die tieferliegenden Wälder Valadalens verbringen, bevor stärkerer Schneefall einsetzte.
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