Jakobsweg

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  • Schmusebaerchen
    Alter Hase
    • 05.07.2011
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    #41
    AW: Jakobsweg

    Deswegen:
    Zitat von Mus Beitrag anzeigen
    Es gibt doch genügend andere gut ausgeschilderte Wanderwege.
    Nur weil man über negative Seiten eines Wanderweges schreibt, kommt gleich einer damit, dass man doch einen anderen nehmen soll.
    Wenn aber keiner die negativen Seiten ausspricht, weiß man doch gar nichts von den negativen Seiten BEVOR man den Weg wählt.

    Ich sehe hier keinerlei Berichte von persönlichen spirituellen Erfahrungen. Sehe auch keinerlei Zusammenhang zu diesen 2 Sätzen, da diese sich auf eine andere Aussage im Thread beziehen.
    Und ja, wenn man es verstanden hat(nein, ich werde es nicht erläutern) finde ich ihn sehr angemessen, aber nicht in dem Zusammenhang, den du erwähnst.

    Da hier nicht mehr der Jakobsweg als Route das Thema ist, sondern Religion klinke ich mich an dieser Stelle aus.
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    • Mus
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      • 13.08.2011
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      #42
      AW: Jakobsweg

      Schmusebärchen, es geht wie hier schon erwähnt nicht primär um deinen Beitrag, er ist nur ein (noch relativ harmloses) Beispiel darum, wie allgemein in Erfahrungsberichten über den Jakobsweg geurteilt wird.

      Zunächst muss ich noch mal ganz klar ausdrücken: Auch wenn du und manch anderer das anders siehst,
      Außerdem ging es um den Jakobsweg. Von sprituell oder Religion habe ich nichts geschrieben.
      der Jakobsweg ist zunächst mal eine religiöse Angelegenheit. Das ist dadurch bedingt, dass er es historisch gesehen schon immer war, das er nach wie vor zu einer religiösen Stätte hinführt (und von dort auch wieder nach Hause), einem Heiligen gewidmet ist und er von religiösen Menschen und Institutionen aus einer religiösen Motivation heraus und zu einem religiösen oder doch zumindest spirituellen Zweck eingerichtet wurde und in all seiner Infrastruktur erhalten wird. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass er allen offen steht und von vielen Menschen ohne religiöse Hintergedanken genutzt wird. Dies wird auch von den zuständigen Vereinen ganz offen so kommuniziert.

      Warum also wählst du einen solchen Weg, wenn du dich doch gut genug kennst, wie das folgende Zitat zeigt
      Für mich ist Selbstfindung, die Beschäftigung mit sich selbst, mit viel Zeit zum Nachdenken und nicht Kirchen in Deutschland zählen.
      und genügend andere gut ausgeschilderte Wege zur Verfügung stehen, bei denen ganz das Naturerlebnis im Mittelpunkt ist?
      Soweit ist das aber wirklich erstmal dein persönliches Problem.

      Nur dann forumulierst du (wie viele andere, die das noch viel krasser tun) eine Kritik an genau dieser religiösen Ausrichtung und das auch noch ziemlich abfällig in der Wortwahl, wie ich finde:
      und nicht Kirchen in Deutschland zählen
      wo Rentner Kaffeefahrtmäßig scharenweise hingeschleppt wurden.
      ...echtes Pilgern,
      (verwendet für deine persönliche Art von Pilgern)
      ein Hetzen von Kirche zu Kirche über stressige Straßen bis zum großen Endziel Santiago de Compostela
      Man hetzt ja doch wieder quantitativen Zielen hinterher, verdeutlicht durch das Stempelheftchen
      auf der stressigen Pilgerstraße
      Nebenbei beurteilst du in diesen Statements mitnichten nur die Wegqualität, sondern ganz massiv - von deiner Außensicht her - spirituellen Erfahrungen von anderen Menschen, die du persönlich halt nicht nachvollziehen kannst und verabsolutierst dabei deine eigene ("echtes Pilgern"). Woher weißt du so genau, was die Menschen bewegt, die auf dem Jakobsweg unterwegs sind und wie die Qualität ihrer spirituellen Erfahrungen sind.
      Ist dir klar, dass du damit die religiösen Gefühlen von Menschen verletzt, die dich eingeladen habe von ihrer Arbeit zu profitieren, die sie eben aus dieser Religiosität heraus geleistet haben? Ist dir das egal?

      Eine sachliche Aufklärung für den TO hätte vom Tenor her so sein können:
      "Pass mal auf, wenn du den Jakobsweg gehen willst, ich habe das schon mal ausprobiert und bin damit nicht glücklich geworden. Und wenn du, so wie ich, ohne religiösen Background unterwegs bist, dann wirst du vielleicht enttäuscht werden, denn der Weg ist doch religiöser ausgerichtet, als man landläufig glauben könnte und von daher stark an den Kirchen entlang des Weges orientiert, was öfter mal zu nicht so schönen Wegführungen führt.
      Wenn du wie ich zur Selbstfindung Ruhe und Natur benötigst, versuch es lieber mit einem anderen (Fern)wanderweg oder einer selbstgeplanten Route."

      Man macht doch auch nicht ohne Überzeugung das Probetraining in einem Fußballverein mit und lässt sich nachher ausführlich darüber aus, was das doch für ein doofer Sport für Deppen sei die da zu 22st auf einen Ball treten und echter Sport sei ja wohl was anderes, nämlich genau der, den man selbst ja schon immer gemacht hat und die anderen seien ja wohl ein bisschen beschränkt, wenn sie solche Geizkragen seien, dass sie nicht mal jedem seinen eigenen Ball zugestehen würden.


      @Mus: Selbstfindung ist keines wegs auf den (christlichen) Glauben beschränkt, kann aber ein Teil davon sein(Glaubensfindung als markantes Beispiel). Und Pilgern(hier speziell Jakobsweg) oder ähnliches nicht die einzige Möglichkeit dieses "Ziel" zu erreichen.
      Habe ich auch an keiner Stelle behaupten. Ich habe lediglich auf eine konkrete Nachfrage von lina bezüglich Selbstfindung und Jakobsweg etwas differenzierter geantwortet. Lies doch bitte mal aufmerksam und aus dem Zusammenhang heraus. Dazu mache ich ja in der Regel die Zitate.

      Auch kann Selbstfindung unterschiedlich interpretiert werden, nicht zuletzt je nach dem, welches psychische "Problem" man gerade hat und ob man gläubig ist oder nicht. Das von dem ich spreche, hat nichts mit dem erleben von sprituellen Erfahrungen zu tun, sondern viel mehr, mit dem Bewusstwerden und Beschäftigen mit seinen eigenen Problemen.
      Siehtst du: und genau das wird für den Jakobsweg von seinen "Machern" und von seinen Pilgern schon immer und bis heute genau anders herum gesehen.

      Und das geht im Wald einfach besser, als mit einem Auto im Nacken. Ein Teil dieses Problem zu bewältigen ist die innere Ruhe. Hast du schon angesprochen. Aber auch hier muss man differenzieren. Sind die Probleme schwerwiegend, ist es schwierig die innere Ruhe zu finden(wieder her zu stellen), wenn äußerlich Stress einwirkt. In diesem Fall muss man komplett abschalten.
      Wieder eine persönliche Erfahrung, die du verabsolutierst. Die Erfahrung von einer Menge religiöser (Jakobs)Pilger sprechen dafür, dass es eben auch anders geht. Wenn es einem gelingt (es ist in der Tat zunächst schwerer als wenn auch äußerlich Ruhe herrscht und muss trainiert werden), dann sind die Erkenntnisse und Lernprozesse i.d.R. deutlich weniger anfällig für die "Alltagsfalle".
      Davon abgesehen sprechen viele Pilgerberichte davon, das eben genau die von dir als überflüssig und kontraproduktiv definierten Kirchen für sie ein Ort der äußeren und inneren Ruhe waren.

      "Zeit findet man nicht, man muss sie sich nehmen." und
      "Der Weg ist das Ziel."
      beschreiben den Sachverhalt sehr gut. Oder anders ausgedrückt, man muss sich die Frage stellen "Warum?" und nicht "Wie weit bis zum Ziel?", worauf dann immer die Frage kommen wird "Und was als nächstes Ziel?". Hat man dies gemeistert, wird es auch wieder einfacher im Alltag oder auf der stressigen Pilgerstraße seine innere Ruhe zu finden.
      Inhaltlich nicht viel anderes schrieb ich oben zum Pilgern auf dem Jakobsweg. Das es dort nicht zu finden sei (für einen Menschen mit entsprechendem Background oder Offenheit) ist deine persönliche Projektion. Warum gehst du fest davon aus, das anderen das nicht gelingt, nur weil es dir nicht gelingt, weil du halt andere Zugänge hast.

      Ruhe sehe ich daher nicht als (spirituelles) Luxusgut, sondern je nach Lebenslage als Notwendigkeit,
      Ich sehe das ähnlich.
      Allerdings mit dem Unterschied, dass ich die Notwendigkeit auf die innere Ruhe beschränkt sehe.
      Sich zum Zwecke ihrer Erlangung regelmäßig in die äußere Ruhe einer längeren Wanderung durch ungestörte Waldeseinsamkeit (oder auf Pilgerfahrt) zurückziehen zu können, sehe ich - wenn ich mir größere geographische und zeitliche Räume betrachte, als die des ODS-Forums- als Privileg und Luxus, den sich nur wenige leisten können aber viele offensichtlich auch nicht zwangsläufig benötigen. Ein Grund für Dankbarkeit, nicht für Überheblichkeit, wenn man dazu die Möglichkeit hat.

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      • Mus
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        • 13.08.2011
        • 13125
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        #43
        AW: Jakobsweg

        Zitat von Schmusebaerchen Beitrag anzeigen
        Da hier nicht mehr der Jakobsweg als Route das Thema ist, sondern Religion klinke ich mich an dieser Stelle aus.
        Der Jakobsweg ist eben mehr als eine Wanderroute. Das ist das Geheimnis seines durchschlagenden Erfolgs. Die Routenführung ist eben durch und durch religiös motiviert. Das ist der Charakter eines Pilgerweges. Und wenn man das nicht wahrhaben will, muss man zwangsläufig enttäuscht werden.
        Ist schon irgendwie traurig, wenn man das Etikett "religiös" konsequent ignoriert und sich dann aber darüber beschwert, dass da ja Religion drin sei.

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        • Ditschi
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          • 20.07.2009
          • 13188
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          • Meine Reisen

          #44
          AW: Jakobsweg

          Zitat Schmusi: Da hier nicht mehr der Jakobsweg als Route das Thema ist, sondern Religion klinke ich mich an dieser Stelle aus.
          Der Jacobsweg als Route ? Das ist ein Pilgerweg, den Menschen aus religiösen Motiven gegangen sind und noch gehen. Wenn der Jacobsweg das Thema ist, kann man doch den religiösen Bezug nicht ausblenden. Und sich über die Streckenführung mit den vielen Kirchen beschweren. Und nicht das Popcorn- Symbol verwenden, wenn Menschen berichten, was das Pilgern -- und nicht das Wandern-- ausmacht. Ich bin auch nicht religiös. Ich werde nie pilgern. Ich finde es aber in höchstem Maße erhellend, wenn Menschen berichten, was sie dazu bewegt und was es ihnen gibt.
          Ditschi

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          • Torres
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            • 16.08.2008
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            #45
            AW: Jakobsweg

            Ich bin ja im Januar auf Teilen bzw. in der Nähe des Pilgerweges nach Rom unterwegs gewesen. Die Vorbereitung, die Kommunikation mit den kirchlichen Organisationen, um die Karten zu erhalten, wie auch die Kirchen am Wege haben mir eine ganz neue Bedeutung des Pilgerns erschlossen. Ich habe gerne die Kirchen aufgesucht, die ich an dem Weg (den eigentlichen Weg über die Höhen konnte ich nicht gehen) gefunden habe und immer wieder innegehalten. Ich fand das ungeheuer bereichernd, mich darauf einzulassen. Gleichzeitig wurde mir aber auch bewusst, dass ich die Unterkünfte für die Pilger nicht guten Gewissens nutzen könnte, weil sie eben nicht für mich bestimmt sind, sondern für diejenigen, die wahrhaftig und ausschließlich auf dem Weg zu Gott sind.
            Oha.
            (Norddeutsche Panikattacke)

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            • Schmusebaerchen
              Alter Hase
              • 05.07.2011
              • 3388
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              • Meine Reisen

              #46
              AW: Jakobsweg

              @Mus: Da du dir so viel Mühe gegeben hast, möchte ich dir noch mal kurz antworten.

              Jakobsweg als Route hat der TO geschrieben. Hieße der Thread "Gottfindung auf dem Jakobsweg" hätte ich hier nichts geschrieben. Denn da halte ich mich schön raus.

              Ich habe ein paar wenige Berichte gelesen, wo der Jakobsweg wegen Problemen im Alltag gewählt wurde und nicht wegen religiösen Gründen. Der kirchliche Hintergrund ist mir bewusst und wird von mir nicht ignoriert, sondern nicht darauf eingegangen. Eben weil ich mich da zu wenig auskenne. Zum Jakobsweg habe ich mich natürlich vorher eingelesen.

              Das mit den Kirchen war vermutlich von mir zu kurz formuliert. Ich habe nichts gegen die Kirchen, im Gegenteil, ich schaue sie mir sogar gern an...auch wenn mehr aus architektonischen Gründen...ist ja egal. Ich wollte nur bemängeln, dass der in Deutschland nicht immer historische Weg einzig dazu dient, die schnellste Route zwischen 2 Kirchen zu wählen. Meiner Meinung nach kann man doch beides verbinden. Wer ernsthaft den Jakobsweg geht(aus welchen Gründen auch immer), dem ist/sollte es egal sein, ob es den ein oder anderen Tag länger dauert. Deshalb kam bei mir das Gefühl auf, dass es mehr um das abklappern der Kirchen geht(Stempel...), als um das religiöse Pilgern bzw die nicht religiöse Selbstfindung an sich.

              Hier erlaube ich mir ein mal etwas über Religion zu schreiben! Religion sehe ich als mehr, als nur das aufsuchen der Kirche und hervorheben seiner Religionszugehörigkeit(damit meine ich nicht die Pilger, die sich damit als religiös outen, sondern negative Alltagssituationen, in denen eine bestimmte Religionszugehörigkeit als positiv/besser hervorgetan wird). Religion ist jedem seine eigene Angelegenheit und sollte jeder auch entsprechend mit sich selbst beschäftigend damit umgehen...religiöse Selbstfindung, Findung von Gott und all das, was du geschrieben hast würde hier dann kommen.
              Das ist meine Ansicht von Religion. Und deshalb finde ich, dass die kürzeste Verbindung zwischen 2 Kirchen nicht das einzige sein sollten, was das Pilgern aus macht....siehe Reisebusse, die die Menschen direkt zur Kirche "karren". Wenn es also nur um die Kirchen geht, kann man auch direkt von Kirche zu Kirche mit dem Auto fahren. Jakobsweg(Deutschland nach Spanien) in 7 Tagen...ist aber nicht gerade der Sinn des Wanderpilgerns.

              Bezüglich innere Ruhe gebe ich dir absolut Recht, wenn es um den Normalfall und leicht harte Fälle geht. Das sollte man trainieren(gebe ich dir auch recht), im Alltag zu bewältigen. Es wird aber (leider) immer häufiger, dass Menschen an die Grenze stoßen und es nur noch mit äußerer Ruhe zu bewältigen ist. Das muss jetzt keine mehrmonatige Pilgerreise mit absoluter Ruhe sein, kann auch ein paar wenige Tage Abschottung vom Alltag helfen. Wir meinen das gleiche, reden aber von 2 geringfügig verschiedenen Szenarien. Es bleibt jedoch, dass einige den Jakobsweg aus nichtreligiösen Selbstfindungsgründen zur Bewältigung ihrer Alltagsprobleme gehen. Ein weniger stressigerer Wegeverlauf kann da hilfreich sein. Kann auch auf spiritueller Seite hilfreicher sein...aber wie gesagt, da halte ich mich raus.

              Ich sehe es ähnlich, wie Torres. Pilgerunterkünfte habe ich nicht benutzt, da ich kein Pilger bin. Kirchen habe ich mir aus Interesse angesehen.
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              UGP-Mitglied Index 860

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              • Enja
                Alter Hase
                • 18.08.2006
                • 4897
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                • Meine Reisen

                #47
                AW: Jakobsweg

                Entschuldigung, Schmusi, du hast es hier ein bißchen arg abgekriegt. Das war nicht persönlich gemeint. Nimm es nicht so schwer. Aber du schreibst über den Jakobsweg wie ein Blinder über das Sehen. Du bist ein Stück weit dort entlang gelaufen. Es hat dir nicht gefallen. Belass es doch einfach dabei.

                So wie der Jakobsweg überall ist (wie man so schön sagt), so ist er auch alles. Er führt durch Wälder, Wiesen, Felder, Dörfer und Städte. Meistens auf Fußwegen. Manchmal auch Straßen entlang. Von Kirche zu Kirche. Von Kloster zu Kloster. Durch sehr, sehr einsame Gegenden, in denen man manchmal tagelang keinen Menschen trifft und durch Menschengewimmel in den Städten. Bei Sonnenschein und Regen, Wind und Schnee. Je weiter du von Santiago weg bist, desto weniger andere Pilger triffst du. Auf dem CF in Spanien gipfelt das dann in einer Massenbewegung.

                Du verallgemeinerst. Es gibt wenig, was man über den Jakobsweg verallgemeinern kann. Man sagt zum Beispiel auch, dass jeder seinen eigenen kriegt.

                Der Jakobsweg ist eine Metapher für das Leben. Es geht immer weiter. Es gibt ein Ziel. Hinter jedem Berg kommt noch einer. Was man aufwärts läuft, läuft man auch wieder abwärts. Und man bekommt schon das, was man braucht.

                Man lernt dort, die Dinge so zu nehmen, wie sie sind. Nicht so viel planen. Ist auch gar nicht nötig (also in Spanien, in Frankreich läuft das so nicht). Gegen Ende waren die meisten so weit, dass sie nicht mehr sagen konnten, wo sie in der Nacht zuvor geschlafen hatten. Morgens steht man früh auf und macht sich auf die Socken. Irgendwann, wenn man müde wird, sucht man sich ein Quartier, geht mit den anderen Pilgern gemeinsam in die Messe. Lässt sich segnen, geht mit den anderen essen, früh schlafen und am nächsten Tag das gleiche wieder von vorn.

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                • Randonneur
                  Alter Hase
                  • 27.02.2007
                  • 3373

                  • Meine Reisen

                  #48
                  AW: Jakobsweg

                  @Enja: Ist das so? Wer keine religiöse Empfindungen beim Jakobsweg hat ist einfach blind?
                  Je suis Charlie

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                  • Enja
                    Alter Hase
                    • 18.08.2006
                    • 4897
                    • Privat

                    • Meine Reisen

                    #49
                    AW: Jakobsweg

                    Wer die religiöse Komponente des Jakobswegs nicht wahrnimmt, ist für diese Empfindungen blind. Die meisten sind das übrigens zunächst mal. Ging mir auch anfänglich so. Warte mal, bis er bis Santiago gelaufen ist.....

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                    • Randonneur
                      Alter Hase
                      • 27.02.2007
                      • 3373

                      • Meine Reisen

                      #50
                      AW: Jakobsweg

                      Ich denke, dass jede Religion den Respekt, den sie verlangt, auch anderen Religionen oder Religionslosen zollen soll. "Blind" und "sehend" sind für mich zu sehr "schlechter" und "besser" und nicht "anders". Andere mögen "sehend" als "bloss eingebildet" verstehen.

                      Du denkst, dass Schmusebaerchen etwas nicht sieht, er, dass Du etwas hineininterpretierst. Beide haben ein Anrecht auf eine Respektierung ihrer Position. Für beide Seiten ist es sehr leicht etwas als offensichtlich zu sehen, das die andere als nicht offensichtlich sieht.
                      Je suis Charlie

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                      • Torres
                        Freak

                        Liebt das Forum
                        • 16.08.2008
                        • 32305
                        • Privat

                        • Meine Reisen

                        #51
                        AW: Jakobsweg

                        In diesem Fall ist mir Enjas Position aber näher. Denn sie hat sich auf den Weg eingelassen und hat ihn allen Widerständen zum Trotz beendet. Das ist eine völlig andere Sicht, als wenn man einmal hineinschnuppert und dann seine Meinung bildet. Ich sehe blind und sehend nicht als besser und als schlechter, sondern als Beschreibung, dass es unter eine Oberfläche auch noch etwas anderes geben kann, was man nur nach langer Zeit und manchmal eben auch nie erfahren kann.
                        Oha.
                        (Norddeutsche Panikattacke)

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                        • Randonneur
                          Alter Hase
                          • 27.02.2007
                          • 3373

                          • Meine Reisen

                          #52
                          AW: Jakobsweg

                          Ich denke, es ist sehr verschieden und von der Person abhängig, ob man noch etwas anderes sieht oder nicht. Beide Positionen haben Respekt verdient unabhängig davon welche einem näher ist.

                          "Blind" und "sehend" sind aber schwer als gleichwertig zu interpretieren. Ich weiss auch nicht ob es von den Umständen abhängt, ob man bestimmte Erfahrungen macht ("manchmal eben auch nie"), oder von der Person (das wäre: "manche machen solche Erfahrungen, andere nicht").
                          Je suis Charlie

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                          • Torres
                            Freak

                            Liebt das Forum
                            • 16.08.2008
                            • 32305
                            • Privat

                            • Meine Reisen

                            #53
                            AW: Jakobsweg

                            Sicherlich ist es personenabhängig, was man sieht und empfindet

                            Aber dass der Jakobsweg ein Pilgerweg und kein "normaler" Wanderweg ist, ist ja nicht strittig und eigentlich das Spezielle. Und da finde ich es durchaus angemessen, sich mit dieser Besonderheit auseinanderzusetzen, anstatt die übliche Reaktion zu zeigen, alles das abzutun, was man nicht versteht. Das ist mir irgendwie zu einfach und daher eine Position, die ich - ganz offen gesagt - nicht respektieren mag. Wirf mir da gerne vor, dass das intolerant ist. Ich zumindest habe den Anspruch, dazuzulernen und wünsche mir das von anderen auch. Dann bin ich auch bereit, die anderen Empfindungen des anderen zu verstehen und von ihnen zu lernen. Diese Gegenseitigkeit konnte ich anfangs nicht erkennen, erst jetzt scheint langsam eine Annäherung stattzufinden, die zu Respekt und Bereicherung führen kann.
                            Oha.
                            (Norddeutsche Panikattacke)

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                            • Chouchen
                              Freak

                              Liebt das Forum
                              • 07.04.2008
                              • 20009
                              • Privat

                              • Meine Reisen

                              #54
                              AW: Jakobsweg

                              Zitat von Enja Beitrag anzeigen
                              Auf Pilgerwegen lassen wir zum Beispiel keine Kirche aus und gehen abends, so vorhanden in eine Messe. Oder zumindest zum Beten in die Kirche. Obwohl ich das in meinem Reisebericht hier sehr vorsichtig beschrieben habe, kam als Reaktion "und da dachte ich, muss diese Frau eigentlich in jede gottverdammte Kirche". Das fand ich schon verletzend. Passt hier im Forum aber zur Netiquette.
                              OT: Ich habe weder in Deinem Bonifatiusweg- noch im Jakobsweg-Bericht eine Reaktion gefunden, die auch nur annähernd in die oben von Dir beschriebene Richtung gehen würden. Ich lasse mich aber gerne eines besseren belehren, falls ich da was übersehen haben sollte.

                              "I pity snails and all that carry their homes on their backs." Frodo Baggins

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                              • Randonneur
                                Alter Hase
                                • 27.02.2007
                                • 3373

                                • Meine Reisen

                                #55
                                AW: Jakobsweg

                                @Torres: Sich damit auseinanderzusetzen ist sicher richtig. Aber die Schlussfolgerung, die man daraus zieht kann auch sein, dass man nicht überzeugt ist.
                                Je suis Charlie

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                                • Randonneur
                                  Alter Hase
                                  • 27.02.2007
                                  • 3373

                                  • Meine Reisen

                                  #56
                                  AW: Jakobsweg

                                  Ich möchte aber darauf bestehen, dass "blind" und "sehend" wertende Begriffe sind, also eher die Toleranz vermissen lassen, die eingefordert wird.
                                  Je suis Charlie

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                                  • Torres
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                                    • 16.08.2008
                                    • 32305
                                    • Privat

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                                    #57
                                    AW: Jakobsweg

                                    Zitat von Randonneur Beitrag anzeigen
                                    @Torres: Sich damit auseinanderzusetzen ist sicher richtig. Aber die Schlussfolgerung, die man daraus zieht kann auch sein, dass man nicht überzeugt ist.
                                    Das ist richtig. Aber dazu reicht ein Satz.
                                    Oha.
                                    (Norddeutsche Panikattacke)

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                                    • Ditschi
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                                      • 20.07.2009
                                      • 13188
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                                      #58
                                      AW: Jakobsweg

                                      Ich möchte aber darauf bestehen, dass "blind" und "sehend" wertende Begriffe sind, also eher die Toleranz vermissen lassen, die eingefordert wird.
                                      Jein. Es sind wertende Begriffe, und als " blind" bezeichnet zu werden, kann verletzend sein. Nur sollte man berücksichtigen, daß es um Empfindungen geht, die schwer in Worte zu fassen sind. Da sollte man Worte auch nicht auf die Goldwaage legen.
                                      Ditschi

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                                        • 01.11.2011
                                        • 129
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                                        #59
                                        AW: Jakobsweg

                                        Langsam wird es hier ein bißchen zerfahren und hektisch, wie es leider oft passiert, wenn man versucht, diverse Standpunkte mit sehr persönlichen, emotional aufgeladenen oder religiös/weltsicht geprägten Überzeugungen zu debattieren. Mich würde freuen, wenn das etwas ruhiger gehen könnte, dann lese ich nämlich gerne weiter, denn das Thema ist auch nach zehn kurzen Jahren noch relevant für mich.

                                        Es dreht sich vor allem um Begriffe, die unterschiedlich verstanden und gewertet werden. Aber es ist egal, wie man etwas bezeichnet, denn ich bin schlicht der festen Überzeugung, dass manche Dinge den einen gar nichts geben, andere aber tief berühren. Daraus aber erwächst auch die Chance, gemeinsam etwas zu entdecken oder sich in Diskussionen gegenseitig zu bereichern. Bevor jetzt Kriege ausbrechen und die Mods hier dichtmachen, solltet ihr euch das mal überlegen, Leute.

                                        Fakt ist übrigens, dass es "den" Jakobsweg als konkreten, einzelnen Weg nicht gibt und nie gab. Es gibt streng genommen nur Wege der Jakobspilger, denn jeder Weg, der nach Santiago führt, ist ein Jakobsweg, sofern man ihn in dieser Absicht beschreitet. Dass der CF als einziger oder "echter" Jakobsweg bezeichnet wird, ist historisch betrachtet entstanden, weil es sich schlicht um die letzte Ideallinie der Pilger aus dem Osten handelte. Darüber kann es schon einmal keinen Dissens geben: es gibt nun mal tausende Jakobswege. Aus dieser Tatsache heraus ist übrigens auch das Muschelsymbol entstanden, dessen Strahlen die diversen Wege markieren bzw. symbolisieren, die sämtlich zum Ziel führen - und da ist keiner einzeln hervorgehoben, aus guten Gründen. Übrigens: Wer das Muschelsymbol beim Ausschildern dreht, weil er meint, es zeige irgendwie die Richtung an, begeht streng genommen einen Fehler. Als Logo ist das Symbol nicht drehbar, ähnlich dem Mercedes-Stern.

                                        Wenn einzelne Routen ausgeschildert sind, folgen sie jedoch häufiger als man denkt alten Wegen und Handelsrouten. Heute sind diese Wege aber entweder Bundesstraßen, Landstraßen oder im seltensten Fall wanderaffine Wegelein und haben dann ihre frühere Bedeutung verloren. Es ist also schon historisch gesehen korrekt, solche uralten Trassen auf heutigen Straßen als Jakobswege zu benutzen, ob zu Fuß, mit dem Fahrrad oder dem Auto - egal. Punkt. Darüber kann man auch nicht diskutieren. Einzig darüber, ob es tatsächlich sinnvoll ist, das so zu machen, und das artete damals auch bei uns schnell aus und führte zu ... nichts. Im Endeffekt wurde es bei uns dann zum Glück der Pickerweg, die Wandervariante eines sehr alten Handelsweges. War die beste Kompromisslösung. Und wer die alten Pilgerstrecken an richtigen Straßen entlang nicht mag, muss sich leider Umwege suchen, ist dann aber immer noch auf "seinem" Jakobsweg, egal, wolang er trottet.

                                        Dem einen gibt ein Pilgerweg etwas, dem anderen nimmt er etwas - und wer durchhält, kommt an, oft auch bei sich und bei seinem Glauben. Sinnsuche mag für viele der Anreiz sein, aber das Pilgern ist nach katholischer Tradition ein Bußgang zu einem Heiligtum, um dort einen Heiligen um Gnade zu bitten. Es spiegelt als Konzept die ursprünglich feudalistisch geprägte Hierarchie der Kirche wieder, auch wenn das viele ungern hören: da man sich nicht ständig direkt an Gott wenden kann (der hat ja nun mal ziemlich viel zu tun), wendet man sich lieber an diverse Stellvertreter, die ein gutes Wort einlegen. Das sind die Heiligen, deren Worte Gewicht da oben besitzen. Um dem Ansinnen Nachdruck zu verleihen, nimmt man dafür die Pilgerfahrt auf sich; je schwerer die Sünden, desto weiter und beschwerlicher die Fahrt. Je höherstehender der Heilige, desto begehrter sein Grab oder Heiligtum (z.B. Lourdes) als Ziel. So entstand Compostela - auch, wenn es historisch betrachtet dafür eher handfeste politische Gründe gegeben haben dürfte. Sinnsuche ist in diesem Konzept ursprünglich nicht wichtig gewesen, der Glaube an Gott und die Pilgerfahrt geben dem Menschen nun einmal den Sinn im Leben. Das aber hat sich mit der Zeit gewandelt, dieses moderne Pilgern ist ein Phänomen des letzten Jahrhunderts, dessen Grundtendenzen das eigene Ich stärker zentralisieren und damit den katholischen Wertekanon verschoben haben. Nicht umsonst regt der Paost momentan eine Diskussion um den Wandel der Kirche an - ein früher eigentlich undenkbarer Vorgang: Die Kirche passt sich dem Menschen an, der eigentlich nach der Facon der Kirche leben sollte. Spannend!

                                        Insofern halte ich Diskussionen für schwierig, die aus persönlichen Empfindungen mit gespeist werden. Ich respektiere aber beide Varianten, denn genau wie Schmusibaer fällt es mir schwer, den Hype nachzuvollziehen, andererseits habe ich persönlich zu meiner Überraschung etwas erlebt, das ich nur als spirituelles Erlebnis beschreiben kann. Aber das hat nichts mit dem zu tun, was die Kerkeling-Jünger erwarten, erhoffen und suchen. Es ist ein eigenartiges Ding: Durch den Boom wuchs die alte Infrastruktur wieder und erscheint uns als "neu" und modern, dabei gab es sie früher immer. Was auf der Strecke bleibt und langsam zerfließt, sind die klassischen, religiösen Ursprünge, da es sich nunmehr um ein Freizeit-Vergnügen handelt, das touristisch erschlossen wird. Die Kirche macht mit, was ich auch verstehen kann, denn so kommen zumindest Menschen freiwillig angelaufen. Was hinter deren Motiven steckt, ist bunt gemischt und ich finde, das darf man auch jedem zugestehen. Wer nichts findet, darf auch gerne mit leeren Händen gehen, denn ich bin der festen Überzeugung, dass der Glaube in irgendeiner Form trotzdem bei ihm anklopfen wird, ob nun katholisch, evangelisch, pagan oder sonstwie - im Unterwegssein findet jeder einen Zugang zu etwas anderem, das man eventuell als größer und unfassbarer als man selber ansehen kann (ausgenommen Größenwahnsinnige). Aber wie man dann darauf reagiert und was man daraus macht - das überlasse ich jedem selber und bin gespannt, ob ich hier im Folgenden noch ein paar entspanntere Beiträge dazu lesen kann.

                                        Was so ein Weg aber vermutlich die meisten lehren kann, sind zwei einfache Dinge, die elementar sind und leider sehr selten zu werden drohen: Offenheit und Demut.
                                        Das muss das Boot abkönnen!

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                                          #60
                                          AW: Jakobsweg

                                          zu „religiösen gefühlen“ will ich mich nicht weiter äussern, das ist mir eine zu komplexe, mir nicht nachvollziehbare autonomie, mit deren kritik ich mich -schon erfahren bei anderen gelegenheiten- ungeahnten aggressionen aussetzen könnte, weil die kritik aufgrund unterschiedlichen sehens immer zu kurz greifen muss (jeweils umgekehrt genauso, weshalb respekt vonnöten ist, auch wenn da staatlich unterstützte herrschaftsgefälle mit reinspielen).

                                          aber meine politische, also auf eine diskutierbare, vernunftgetrage polis rekurrierende kritik am jakobsweg, insbesondere dem cf, hat hier vielleicht platz.
                                          hatte ich ja schon angedeutet: der jakobsweg ist historisch der weg der basismobilisierung der reconquista, d.h. der christlich-inquisitorisch-aristokratischen wiedereroberung der iberischen halbinsel durch eine zu ihrer zeit avantgardistisch hässliche, grausame und intolerante kriegsführung, die durch diese merkwürdigen fiestas zur verbrennung der mauren (und zur vertreibung der sephardischen juden) auch noch folkloristische, über politische begrenzungen hinaus getragene gegenwart ist. der jakobsfeiertag wurde vom gegen die republik putschenden faschisten franco eingeführt, auf dessen seite sich die katholische infrastruktur schlug. also eine ganz schreckliche gemengelage, der ich schon bei meinen ersten ausflügen nach spanien anfang der 1980er aus dem weg gegangen bin, als in einer jugendherberge im schlafsaal ganz selbstverständlich franco und kreuz nebeneinanderhingen.
                                          beruhigend ist die feststellung, dass die gegenwärtigen pilger mit dieser gemengelage, die ja ökumenisch und selbstverständlich friedensbewegt unterwegs sind, nichts am hut haben, sondern der geschichte des weges, den sie begehen, in ihrem selbstverständnis entgegenstehen. interessieren täten mich die eher soziologischen fragen, wie bewusst gegen die geschichte das passiert, ob es auch für die personen gilt, die personal die infrastruktur der solidargemeinschaft bilden, was sich durch die touristische vermassung des weges verändert hat und welche ideologischen, jahrhunderte gewachsenen untergründe dieses wegprojekts möglicherweise mobilisierbar sind bzw. präsent gehalten werden (indikator möglicherweise: anti-abtreibungsbewegung). ein (nicht religiöser) verwandter, der vor einigen jahren mit über 70 zwei monate lang den jakobsweg gewandert ist, hat da gar nichts „gesehen“, ist weiterhin begeistert und pflegt die entstandenen internationalen bekanntschaften. weitere antworten täten mich schon interessieren.

                                          @ enja: ich würde eher formulieren, dass wandern ganz allgemein eine ganz materielle metapher des lebens ist, das ich mir finde.

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